Pflanzliche Antibiotika

Mithilfe von pflanzlichen Antibiotika kann eine Behandlung durchgeführt werden, die darmschonend ist. Hättest Du gedacht, dass es so einfach ist, pflanzliche Antibiotika selbst herzustellen? Im Bericht: Die Heilpflanzen, die Wirkungsweise und Tipps für Kräutertees.

Autor: Andreas Müller-Alwart

🌼 Pflanzliche Antibiotika
🌼 Heilkräftiger Tee aus dem Reich der Urpflanzenwelt

Manchmal ist der Einsatz von Antibiotika nicht zu vermeiden: Häufig werden Antibiotika jedoch rein prophylaktisch und nicht zielgenau eingesetzt. Das führt zur Entstehung von multiresistenten Keimen, gegen die Antibiotika nicht mehr (richtig gut) wirken, und es führt zur Zerstörung des Mikrobioms – der Darmflora. Diese Bakterienwelt im Darm, die aus schier unzähligen Bakterienstämmen besteht, die teilweise gar nicht im Detail bekannt sind, ist für den Körper extrem wichtig. Unter anderem ist sie eine Stütze des Immunsystems, vor allem aber hilft eine intakte Darmflora die Entstehung eines löchrigen Darmes („Leaky-Gut-Syndrom“) zu vermeiden. In Folge des Leaky-Gut-Syndroms bilden sich Entzündungen („silent inflammations“), die wiederum zu schweren und chronischen Erkrankungen führen können. In frühem Stadium einer Erkrankung, z. B. bei einer Blasenentzündung, eingesetzt, sind pflanzliche Antibiotika eine gute Alternative und sehr wirksam.

Dieser Bericht konzentriert sich auf die Wirkungsweise und Herstellung der pflanzlichen Antibiotika und klammert bewusst die Entstehungsgeschichte der Antibiotika und die Fehlentwicklung bei ihrem Einsatz – z. B. in der Massentierhaltung – aus. Nur auf ein paar Grundregeln sei kurz eingegangen: Ein relativ intaktes Immunsystem wird mit Erregern in der Regel problemlos fertig. „Ruhe, Wärme, Zeit, eine vitaminreiche Ernährung und die Unterstützung durch leichte, möglichst natürliche Medikamente tun ein Weiteres, um unsere Genesung zuverlässig voranzutreiben“, schreibt die Buchautorin Aruna M. Siewert in ihrem Gesundheitsratgeber (1). Und wie der renommierte Buchautor Rüdiger Dahlke, so weist auch sie darauf hin, dass Fieber alleine noch lange kein Grund dafür ist, Antibiotika einzunehmen. Fieber bis zu etwa 39,5 Grad Celsius sei ein Indikator dafür, dass das Immunsystem funktioniere und man solle es deswegen auch nicht unterdrücken. Wichtigste und leider häufig vernachlässigte Regel ist: wenn schon ein Antibiotikum, dann ein auf den Angreifer zielgerichtetes. Soweit die Vorbemerkungen.

Antibiotikum führt zur Zerstörung des Mikrobioms. Foto: @twenty20photos via envato.elements

Die meisten Infekte heilt der Körper selbst

Künstliche Antibiotika unterstützen oder fördern keineswegs unsere körpereigenen Selbstheilungskräfte, sondern eliminieren lediglich die Bakterien (1). Der Medizinhistoriker Dr. med. Gerd Reuter hat in seinem Buch „Heilung Nebensache“ sehr gut beschrieben, wie wenig die angehenden Ärzte in ihrem Studium über die Selbstheilungskräfte des Körpers und die Faktoren, die diese unterstützen, lernen (2). Man kann deswegen nicht von den konventionellen Allgemeinmedizinern erwarten, dass sie Ratschläge wie vitaminreiche Ernährung, Ruhe, Wärme oder pflanzliche Antibiotika empfehlen, um diese Selbstheilungskräfte zu stärken. Er schätzt, dass sich 80 -90 % der Erkrankungen dadurch selbst heilen.

Einsatz pflanzlicher Mittel hilft oft – schadet fast nie

Mit dem Einsatz pflanzlicher Mittel – und das müssen noch gar nicht einmal Antibiotika sein – verbessert sich der Allgemeinzustand des Körpers oft rasch spürbar. Oft reicht es schon, wenn man besser und tiefer schläft: Es steht mehr Zeit für Regenerationsprozesse zur Verfügung. Dennoch wird die Phytotherapie oftmals skeptisch wie eine Hexenküche betrachtet, vor allem dann, wenn wissenschaftlich nicht oder nicht vollends geklärt ist, warum eine Pflanze in einer bestimmten Anwendungssituation wirkt. Es gibt leider einen Trend, solche Pflanzen ganz für die Therapie – auch durch die Naturheilmediziner und Heilpraktiker – zu verbieten: Kava-Kava, Beinwell, Arnika oder Pestwurz sind beispielsweise davon betroffen, obwohl sie nur bei längerer Einnahme und höherer Dosierung schädliche Nebenwirkungen haben können. Dies dürfte wohl für nahezu jede Substanz bzw. jedes Medikament gelten. Bei respektvoller und sachkundiger Einnahme, helfen pflanzliche Mittel oft, schaden aber fast nie. Nur bei Unverträglichkeiten (Allergien) ist Vorsicht geboten – das ist bei den Phytotherapeuten natürlich bekannt.

Foto: @simonida via envato.elements

Kurzer Überblick über die wichtigsten Inhaltsstoffe der Heilpflanzen

Ätherische Öle: Viele von ihnen wirken entkrampfend, antimikrobiell, durchblutungsfördernd und sind somit hilfreich bei Krämpfen im Verdauungssystem, bei Verletzungen im Bewegungsapparat und bei rheumatischen Störungen.
Schleimstoffe: Sie bilden eine Schutzschicht und wirken lindernd. Gleichzeitig nehmen sie Bakterien auf und transportieren sie über den Stuhl aus dem Körper. Sie wirken gut bei Husten, Magen-Darm-Erkrankungen und Bronchitis
Polysaccharide: Die Mehrfachzucker sind eine Nährstoff- und Energiereserve, wirken sättigend, ohne den Blutzuckerspiegel zu erhöhen und binden Wasser.
Flavonoide: Es handelt sich um sekundäre Pflanzenstoffe, die die Blutgefäße schützen und unentbehrlich für den Stoffwechsel sind. Ein Teil von ihnen wirkt auch entkrampfend, durchblutungsfördernd, entzündungshemmend. Sie haben eine positive Wirkung auf das Herz-Kreislauf-System.
Gerbstoffe: Sie dichten die Zellwände ab und erschweren das Eindringen von Erregern, fördern die Blutgerinnung und lindern allergische Reaktionen, indem sie die Histaminausschüttung erschweren.
Bitterstoffe: Diese Substanzen lösen – oral eingenommen (!) – im Körper positive Reaktionen aus, z. B. bei der Magenschleimhaut und bei der Magensaft- und Gallenproduktion. Einige Bitterstoffe sind aktiv gegen pathogene Keime wie Bakterien und Pilze, wirken blutdrucksenkend und unterstützen die Insulinproduktion.
Glykoside: Das sind spezielle Bitterstoffe, die im Körper bei Herzschwäche eingesetzt werden können und die gleichzeitig antimikrobiell wirken. Sie unterstützen auch das Immunsystem. Äußerlich angewendet sind die durchblutungsfördernd.
Saponine: Diese werden in Pflanzen gebildet und sind wirksam, weil sie wiederum bestimmte Glykoside enthalten. Ihr wichtiger Effekt ist, die Aufnahme von schwer aufzulösenden Stoffen zu ermöglichen. Gleichzeitig regen sie die Drüsensekretion an und verflüssigen Schleim. Sie wirken oft auch gegen Pilze, antiviral und antibakteriell.
Alkaloide: Oft sind dies auch Bitterstoffe mit einer berauschenden Wirkung und so wurden sie als Hexenpflanzen schon früh deklassiert. In der Homöopathie tauchen sie in entsprechender Potenzierung noch auf. Bekannteste Pflanze hierfür dürfte die Tollkirsche sein.
Cumarine: Sie zählen auch zu den sekundären Pflanzenstoffen und wirken gegen Schwellungen, stärken Kreislauf und Durchblutung. Waldmeister ist ein Vertreter dieser Cumarine. Ihre Bedeutung liegt bei der Hemmung von Blutgerinnung, bei der Prophylaxe von Thrombosen und Schlaganfällen.

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Woher bekomme ich die Ausgangsstoffe?

Viele Ausgangsstoffe sind in Apotheken und auch im Onlinehandel erhältlich. Sie sollten immer nach den Kriterien des deutschen Arzneibuchs zubereitet und gelagert worden sein. Der Pestizid- und Schwermetallgehalt wird dabei ebenfalls geprüft. Inzwischen gibt es auch viele Naturkostläden, die Kräuter anbieten (siehe auch Quellenangaben unten).

Wie verwende ich diese Substanzen?

Es hat sich vor allem die Zubereitung der Kräuter als Tee bewährt. Man lässt sich dazu die Teemischung individuell zusammenstellen – hilfreich ist es auch immer, den Tees eine basenbildende Komponente beimischen zu lassen, da fast jeder in heutiger Zeit stress- und ernährungsbedingt tendenziell übersäuert ist. So schlägt man mehrere Fliegen mit einer Klappe. Pro Teemischung sollten maximal sieben Pflanzen zusammengemischt werden. Man braucht in der Regel eine Gesamtmenge von 150 bis 200 Gramm Teemischung für einen Zeitraum von drei Wochen. Sofern noch erforderlich, sollte man sich dann lieber eine frische Teemischung besorgen, wobei die Teemischungen in dunklen, geschlossenen Dosen durchaus bis zu zwei Jahre lang aufbewahrt werden können und immer noch ihre Wirkung behalten. Ähnlich wie bei der Einnahme von künstlichen Antibiotika, sollte die Teemischung nicht sofort abgesetzt werden, wenn die Symptome nicht mehr auftreten. Sicherheitshalber sollte man den Tee einige Tage weiter trinken.

Foto: @Olena_Rudo via envato.elements

Welche Pflanze verwende ich für welchen Zweck?

Die nachfolgende Übersicht kann nur eine erste Orientierung sein. Es wird empfohlen, sich in jedem Fall für die getroffene Auswahl noch einmal die ausführlichen Beschreibungen der jeweiligen Pflanzen anzusehen und die „Nebenwirkungen“ zu beachten. Johanniskraut erhöht z. B. die Lichtempfindlichkeit, Löwenzahn darf nicht bei Gallenleiden eingesetzt werden usw.

Heilpflanze (Pflanzenteil)Wirkung
Isländisch Moos (Blätter)hustenlösend, reizmindernd, schleimhautstärkend
Johanniskraut (öliger Auszug, blühendes Kraut)äußerlich angewendet: lindernd bei Muskelschmerzen, Verstauchungen, Prellungen, Blutergüssen, wundheilungsfördernd
innerliche Anwendung: antidepressiv wirkend
Katzenbart (Blätter)antientzündlich, antibiotisch, krampflösend, harntreibend
Kleinblütiges Weidenröschen (Kraut)prostatastärkend, antibakteriell
Klette (Wurzel)harntreibend, blutreinigend, antirheumatisch, äußerlich zur Pflege der Haare
Kümmel (Früchte)appetitanregend, entblähend, magenstärkend
Lein (Früchte)schleimhautschützend, abführend
Linde (Blüten)hustenreizlindernd, schweißtreibend
Löwenzahn (Wurzel, Kraut)harntreibend, verdauungsfördernd, appetitanregend, entblähend
Malve (Blüten, Blätter)schleimhautschützend, reizlindernd, hustenlösend
Mariendistel (Früchte)leberschützend und -stärkend, entgiftend kreislauffördernd, gallenflussanregend
Meisterwurz (Wurzel)tonisierend, antibakteriell, hustenlösend
Melisse (Blätter)magen- und nervenstärkend, krampflösend, antibiotisch
Myrrhe (Harz)desinfizierend, adstringierend (= „gewebestraffend“), blutstillend
Pappel (Rinde, Blätter)entzündungshemmend, prostatastärkend
Quecke (Rhizom, Wurzel)harntreibend, antientzündlich, blutreinigend
Ratanhia (Wurzel)adstringierend bei Entzündungen des Zahnfleisches sowie im Mund- und Rachenraum
Rosmarin (Blätter)adstringierend, desinfizierend, stärkend, kreislaufanregend
Sägepalme (Früchte)prostatastärkend
Schwarze Johannisbeere (Blätter, Früchte)Blätter: adstringierend,
Früchte: allgemein stärkend
Silberweide (Rinde)schmerzlindernd, fiebersenkend
Spitzwegerich (Blätter)Innerlich: katarrhlösend, schleimhautschützend, hustenlösend, reizlindernd
äußerlich: bei Entzündungen/kleinen Wunden
Stieleiche/Eiche (Blätter)antientzündlich, innerlich im Magen-Darm-Trakt, äußerlich bei Ekzemen
Weiße Taubnessel (blühendes Kraut)schleimlösend, entblähend, harntreibend, antientzündlich
Wermut (Kraut)appetitanregend, verdauungsfördernd, leberstärkend, krampflösend für Darm und Galle, entblähend
Wildes Stiefmütterchen (blühendes Kraut)abheilend bei Hautveränderungen mit Schuppenbildung, juckreizlindernd, stoffwechselanregend, entzündungshemmend

Quelle: (3) modifizierte Darstellung

Foto: @Sonyachny via envato.elements

Zubereitung eines pflanzlichen Antibiotikums – auch zur Prophylaxe

Nach dem Motto: Die nächsten Viren kommen bestimmt, hier der Vorschlag zur Zubereitung eines pflanzlichen Antibiotikums, das sowohl fermentiert als auch unfermentiert verwendet werden kann. Die Zubereitungszeit beträgt etwa 15 bis 20 Minuten. Die fermentierte Variante erfordert eine Fermentierungszeit von etwa zwei bis drei Wochen (4).

Die Zutaten:

  • 700 ml Apfelessig (Bio und naturtrüb)
  • 25 g Knoblauch – schälen und reiben
  • 70 g Zwiebeln – schälen und fein würfeln
  • 17 g frische Peperoni/Chili (ca. 2 Stück) – und zwar die schärfsten, die Sie finden können – kleingeschnitten
  • 25 g frischer Ingwer – waschen und fein reiben
  • 15 g frischer Meerrettich – schälen und fein reiben
  • 27 g frische Kurkumawurzeln – waschen und fein reiben
  • ¼ TL schwarzer Pfeffer aus der Mühle
  • 2 EL Blütenhonig

Bei allen Zutaten – insbesondere beim Ingwer – empfiehlt sich Bioqualität, am besten Bioland oder Demeter, da dieses Antibiotikum ja über einen längeren Zeitraum regelmäßig eingenommen werden soll. Dementsprechend sollte die Qualität und die Belastung mit Umweltgiften niedrig sein. Aufpassen beim Reiben von Kurkuma, Chili und Peperoni. Wegen der Schärfe und Verfärbungen sind Handschuhe eine gute Idee!

Foto: @sea_wave via envato.elements

Die Zubereitung

Alle Zutaten – bis auf den Apfelessig – werden miteinander gründlich vermengt, dann in ein Einmachglas gefüllt und mit dem Apfelessig bedeckt. Dann das Glas schließen und alles kräftig durchschütteln. Das Glas wird für etwa zwei Wochen an einem kühlen und trockenen Ort gelagert: Mehrmals täglich wieder kräftig durchschütteln, damit die Inhaltsstoffe in den Essig übergehen. Danach ist der abgegossene Essig sofort für die Verwendung parat. Die restliche Masse im Glas kann man mit einem Stampfer weiter auspressen, um möglichst viel von der Flüssigkeit zu gewinnen.

Die Anwendung

Zunächst einmal Vorsicht: Chili, Meerrettich, Ingwer in einer Flüssigkeit – da kommt eine große Schärfe zusammen! Also nicht gleich pur anwenden, sondern vorsichtig verdünnen, um eine passende Schärfe zu erkennen. Dann nimmt man täglich 1 EL – verdünnt in 150 ml Wasser –, wenn man mit diesem natürlichen Antibiotikum das Immunsystem stärken und Erkältungen bekämpfen möchte. Verträgt man die Dosierung (Schärfe) gut, kann man die Dosis schrittweise langsam etwas erhöhen. Während einer akuten Erkrankung kann man mehrfach am Tag eine Dosis von etwa 150 ml der mit Wasser verdünnten Lösung verwenden. Tipp: Eine Scheibe Orange oder Zitrone im Mund kann beim Einnehmen der Schärfe etwas von ihrer Bissigkeit nehmen.

Das Antibiotikum kann man bis zu zwei Wochen am Stück einnehmen. Dann sollte dem Körper wieder eine Ruhepause von etwa vier Wochen gegönnt werden, bevor man wieder mit der Einnahme beginnt. Die erstellte Mischung hält bis zu einem Vierteljahr: Sie ist nicht mehr wirksam bzw. nicht mehr verwendbar, wenn sie sich verfärbt und/oder nicht mehr frisch riecht.

Quellenverzeichnis:

  1. „Pflanzliche Antibiotika – Geheimwaffen der Natur“, Aruna M. Siewert, Gräfe & Unzer, 2013.
  2. „Heilung Nebensache“, Dr. med. Gerd Reuter, RIVA-Verlag 2021
  3. Seite 129/130, „Pflanzliche Antibiotika – Geheimwaffen der Natur“, Aruna M. Siewert, Gräfe & Unzer, 2013.
  4. Originalrezept und weitere Hinweise dazu findet ihr hier: https://www.zentrum-der-gesundheit.de/bibliothek/medikamente/antibiotika-uebersicht/natuerliches-antibiotikum

Videotipps:

  1. Natürliches Antibiotikum – selbst hergestellt
    https://www.youtube.com/watch?v=fHfUU6BotNw
  2. Pflanzliche Antibiotika bei Blasenentzündungen
    https://www.youtube.com/watch?v=xQMHl0y6ys8
  3. Besonders bei nicht pflanzlichen Antibiotika: Hier ein Video mit Tipps, wie der Darm während einer Antibiotika-Einnahme geschützt werden kann und wie das Mikrobiom anschließend wieder aufgebaut werden kann: https://www.youtube.com/watch?v=kObqHaNtUO8

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