Opioide – Wirksames Schmerzmittel UND eine tödliche Seuche

Der Artikel beleuchtet die vielschichtigen Aspekte von Opioiden, verschreibungspflichtigen Schmerzmitteln mit einer starken Wirkung auf das zentrale Nervensystem. Sie unterdrücken Schmerzsignale im Gehirn und Rückenmark, besitzen aber auch sedierende und euphorisierende Eigenschaften, die süchtig machen können. Diese Medikamente bergen lebensgefährliche Risiken, da sie den Atemreflex dämpfen können. Trotzdem spielen sie eine wichtige Rolle in der Schmerztherapie, und es wird intensiv an Alternativen geforscht, die weniger süchtig machen. Interessant ist auch, dass der Körper selbst Opioide produziert, um Schmerzen zu lindern. Und sogar eine natürliche Substanz enthält, die ähnliche Wirkungen wie Opioide hat, jedoch keine negativen Nebenwirkungen aufweist.

➥ Autor: Niki Vogt

Was sind Opioide eigentlich so genau?

Man liest immer wieder von den fürchterlichen Auswirkungen der Opioide und welche Folgen die Abhängigkeit davon in vielen, ja, fast allen Gebieten dieser Erde hat. Opioide sind verschreibungspflichtige Schmerzmittel. Ihre Wirkung findet im Gehirn statt. Dort, im zentralen Nervensystem, also im Gehirn und Rückenmark, wirkt es an bestimmten Zellen, die Opioid-Rezeptoren auf ihrer Oberfläche haben. Hier unterdrücken diese Stoffe die Schmerz-Signale. Diese Zellen gibt es außer im Gehirn und im Rückenmark auch in den Zellen in und um den Darm herum. Es gibt sogar Mittel gegen Durchfall, die ein Opioid enthalten, das eine Verlangsamung der Darmbewegungen bewirkt, aber die Blut-Hirn-Schranke nicht überwindet.

Gleichzeitig haben Opioide, wie auch das „natürliche Opium“ einen beruhigenden (sedierenden) und gleichzeitig auch einen glücklich-machenden (euphorisierenden) Effekt. Das ist die Seite dieser Mittel, die die Sucht danach erzeugen und auch abhängig machen. Eine lebensgefährliche Seite dieser Stoffgruppe ist, dass sie in höherer Konzentration oder Überdosis den Atemreflex stark dämpfen. Um es so auszudrücken: Man schläft im Drogenrausch ein, atmet nicht mehr und stirbt.

Der Name sagt es schon. Opioide sind Opium-Abkömmlinge. Das Wort kommt aus dem Griechischen „opion“ für Mohnsaft und dem griechischen „eidolos“ für Bild, Abbild, Gestalt und bedeutet in der Zusammensetzung „nach dem Bild des Opiums“. Es gibt eine große Bandbreite dieser Opium-Abkömmlinge, die fast alle chemisch hergestellt werden.

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Wozu braucht man diese gefährlichen Medikamente?

Man forscht an Varianten, die sehr spezifisch wirken, (wie die Anti-Durchfall-Mittel) und gleichzeitig nicht (oder nicht schnell) süchtig machen – und möglichst auch nicht euphorisieren. Auch Codein in Hustensäften ist ein Opioid, das Du vielleicht auch schon eingenommen hast. Es lähmt einfach den Hustenreiz und man fühlt sich besser. Da es nur in niedriger Dosierung enthalten ist, kannst Du es bei normaler Dosierung und nur einige Tage auch verwenden.

Dein Körper stellt übrigens selbst Opioide her, wusstest Du das? Nun, es ist ja logisch: Dein Körper bildet keine Rezeptoren für eine Substanz, mit der er nie in Berührung kommt. Sobald Du Schmerzen hast, insbesondere Verletzungen erleidest, dämpft das körpereigene Opioid das Empfinden des Schmerzes ein bisschen und mildert den Alarm. Gleichzeitig bildet der Körper noch einen zweiten Stoff, der zurzeit als Nahrungsergänzungsmittel beliebt ist: Palmitoyl-Ethanol-Amid, das zellschützend, schmerzlindernd und entzündungshemmend wirkt und keine negativen Nebenwirkungen hat.

Unser Körper ist schon ein Wunderwerk. Er signalisiert mit Schmerzen und Entzündung, wo etwas aus dem Gleis geraten ist, um Schonung zu erzwingen und zu heilen, bremst aber auch die Auswirkungen dieser sinnvollen Reaktionen ab dem Level, wo sie wiederum Schaden verursachen.

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Rauschmittel begleiten die Menschheit von Anfang an

Man darf nicht ausblenden, dass alle Lebewesen anfällig für Rauschmittel sind, so auch der Mensch und das von Anfang an. Affen, Elefanten und mehr oder weniger alle Nicht-ausschließlich Fleischfresser holen sich gern einmal einen strammen Rausch an Früchten, die unter den Bäumen liegen und gären. Schnecken fressen die Blätter von Engelstrompetensträuchern, weil die berauschen – und sterben sofort daran. Bienen sind verrückt auf Coffein, wie eine Studie ergab. Sie fliegen mit Vorzug Blüten an, die ihnen Coffein verabreichen, wie die Teepflanze und Kaffeepflanze. Wissenschaftler haben das ausgetestet und den emsigen Bienchen Nektar mit Coffein angeboten und dabei die Qualität des künstlichen Nektars immer weiter gesenkt – und dennoch kamen sie weiter in Scharen angeflogen, um sich den Kick zu holen.

Unsere Vorfahren haben sich auch gerne Alkohol, Pilze und andere pflanzliche Rauschdrogen eingepfiffen. Man schrieb diesen Wirkungen dann religiösen und seherischen Gaben zu und betrachtete die Rauschmittel als Tor zur „Anderwelt“. Meistens haben sich die Schamanen damit in einen solchen Zustand versetzt. Aber zum Beispiel bei Alkohol ging es den Wikingern nur um einen ordentlichen Rausch und den daraus resultierenden chronischen Alkoholismus. Allerdings waren sie funktionelle Alkoholiker: Ein Säufer, der nichts anderes mehr tat, als betrunken herumzuhängen, der verlor den Respekt. Die Germanen und später die Wikinger langten bei Gelagen und Festen zwar ordentlich zu, waren aber im Alltag schwer arbeitende Bauern und auf ihren Raubzügen gefürchtete Krieger. Und sie waren erfinderisch und geschickte Kaufleute, die bis weit hinein nach Russland regen Handel trieben.

Im 19. Jahrhundert war es Mode unter den feinen Kreisen, sich dem Opium hinzugeben. Meist waren es die Söhne der besseren Familien, die sich als Kunstschaffende betätigten. Schriftsteller, Dichter, Maler und Musiker, wie Schiller, von Goethe, Heine und viele andere haben Werke geschrieben, die von solchen Drogenerlebnissen beflügelt wurden.

Der Einsatz von Drogen und rauscherzeugenden Mitteln ist also Jahrtausende alt. Und sehr viele sind daran gestorben im Lauf der Zeit.

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Heute gibt es eine tödliche Seuche mit Opioiden

Auch in der Gegenwart ist der Einsatz von Drogen in der Welt der Künstler sehr verbreitet. Ob Michael Jackson, Janis Joplin, Kurt Cobain, Bob Marley, Amy Winehouse, Whitney Houston, Ike Turner … usw. usf. – sie wussten um die Gefahren und starben doch daran.

Das wird von der Gesellschaft toleriert und da diese Stars das nötige Geld haben, liegen sie nicht als Elendsbündel auf den Straßen oder in Heimen. Aber genau das geschieht mit denen, die diesen Hintergrund nicht haben. Ihre bürgerliche Existenz endet, wenn sie ihr Heim nicht mehr bezahlen können, weil sie kein Einkommen mehr erwirtschaften und alles verlieren und zuletzt auf den Straßen der Städte ein Bild des Jammers und der Verwahrlosung bieten.

Hier, in Europa, fängt es erst an. Aber in den Vereinigten Staaten ist es eine Seuche, die unglaublich viele Opfer fordert. In den USA ist es das synthetische Opioid „Fentanyl“, das in einem Jahr mehr als 100.000 Tote gekostet hat, nur zwei Milligramm davon sind tödlich. Allein zwischen April 2020 und 2021 starben 100.300 Menschen an den Folgen einer Fentanyl-Überdosis. Ein Anstieg von 28,5 Prozent gegen das Vorjahr. Fehlender Kontakt zu anderen, Isolation, Angst vor Covid und Krankheit. Langeweile, Verlust des Arbeitsplatzes und materielle Sorgen, wie es weitergeht, trieben viele in diese Droge. Es sind insbesondere die Menschen, die es immer so gerade geschafft haben und immer schon mit Problemen behaftet waren. Die dann einfach ohne Hoffnung aufgeben und das bisschen Glück in den Drogen suchen. Dazu kam, dass die Fentanyl-Konsumenten während der Pandemie viel mehr allein waren und niemand bemerkte, wenn sie in eine lebensgefährliche Krise hineingerieten.

Besonders traurig ist, dass es viele Jugendliche getroffen hat. Sie fühlten sich zu Hause eingesperrt oder kommen in die falschen Kreise und konnten in den USA auf der App „Snapchat“, die besonders von Kindern und Jugendlichen benutzt wird, Fentanyl bestellen. Einige sind daran gestorben. Die Gründe für die katastrophale Opioid-Krise, speziell unter Jugendlichen sind komplex. Teenager verloren durch die Schulschließungen während der Pandemie ihre Strukturen im Leben. Schulpflichtige konnten 2020 nur am virtuellen Unterricht per Computer teilnehmen. Sport und normale Freizeitaktivitäten gab es nicht, soziale Kontakte waren drastisch reduziert. Viele Jugendliche waren allein daheim und haben sich im Internet Kontakte gesucht – und die falschen gefunden. Viele der Kinder und Jugendlichen haben ein Elternteil, das selbst Drogen oder Alkohol konsumiert.

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Die Pharmaindustrie verschleiert die Suchtgefahr

In den USA ist es den Herstellern der opioidhaltigen Schmerzmittel rechtlich möglich, ziemlich aggressive Werbung für diese Mittel zu machen und überall zu senden, zu jeder Zeit. Dabei wird die Suchtgefahr bewusst verschleiert. Das ist für viele Menschen der Einstieg, das Mittel wird ja auch vom Arzt verschrieben – und so denken sich viele nichts dabei, wird schon in Ordnung sein. Es ist ja „auch nur“, weil man gerade zur Zeit Schmerzen irgendeiner Art hat. Aber man wird von dem Stoff sehr schnell abhängig und die Sucht auf Dauer sehr teuer. Deshalb suchen viele nach billigeren Quellen und landen bei Drogendealern im Internet und später bei den Dealern auf der Straße.

Seit Jahren tobte daher ein Rechtsstreit in den Staaten. Zwar haben die vier großen, verklagten Hersteller McKesson, Amerisource Bergen, Johnson&Johnson und Cardinal Health einen Vergleich akzeptiert, bei dem sie umgerechnet 22 Milliarden Euro bezahlen müssen. Damit müssen sich die in den Unternehmen Verantwortlichen keinem Strafprozess unterziehen und es werden alle ca. 4.000 Klagen von Geschädigten oder den Angehörigen auf einmal erledigt und abgehakt. ABER: das Geld, von dem unter anderem Hilfsprogramme finanziert werden sollen, würde nur über einen langen Zeitraum von 18 Jahren gestreckt fließen. Wie diese Hilfsprogramme aussehen, steht auch noch nicht fest.

Das, was die Sache so schwierig macht, ist, dass Süchtige immer versuchen werden, an ihren „Stoff“ zu kommen. Man kann die Pharmaunternehmen zu Recht belangen. Aber die Dealer, die den Stoff dann in anderen Ländern selbst herstellen und keine genaue Dosierung einhalten und die gefährliche Substanz als (gefälschte) „Originalpackungen“ vertreiben, werden damit nur noch gefährlicher.

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Die in diesem Beitrag enthaltenen Informationen können die Beratung durch einen Arzt nicht ersetzen – sie sind keine medizinischen Anweisungen. Die Informationen dienen der Vermittlung von Wissen und können die individuelle Betreuung bei einem Sprechstundenbesuch nicht ersetzen. Die Umsetzung der hier gegebenen Empfehlungen sollte deshalb immer mit einem qualifizierten Therapeuten abgesprochen werden. Das Befolgen der Empfehlungen erfolgt auf eigene Gefahr und in eigener Verantwortung

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