Du stehst im Supermarkt und greifst nach einem Artikel unten im Regal und plötzlich bleibst Du wie eingefroren stehen, denn Du knickst unwillkürlich nach vorn: Ein schlagartiger, heftiger Schmerz verbietet Dir jede Bewegung? Was, zum Teufel, ist passiert und wie sollst Du jetzt nach Hause kommen? Wer so etwas zum ersten Mal erlebt ist in diesem Moment erschrocken und sehr besorgt, was denn los ist. Mancher sieht sich im ersten Schreck schon in einem Rollstuhl. Aber nein, Du hast sehr wahrscheinlich „nur“ einen sogenannten Hexenschuss. Keine Panik, es gibt Abhilfe. Aber erst einmal ist es sehr schmerzhaft.
➥ Autor: Niki Vogt
Warum bekomme ich überhaupt einen Hexenschuss?
Da gibt es hier im Netz eine sehr eindrückliche und erhellende Erklärung, die Dir zeigt, was Du zur Entstehung eines Hexenschusses wissen musst. Schau sie Dir hier an (sehr empfehlenswert).
Warum heißt dieser Schmerz eigentlich „Hexenschuss“? Nun, das ist ja kein neues Phänomen, das erlebten die Menschen auch früher schon. Dieser plötzlich auftretende Schmerz war den Menschen im Mittelalter unerklärlich und, wie es damals so in der Vorstellung der Leute war, es musste ein böser Troll oder eine Hexe gewesen sein, die einem das eingebrockt hat. Medizinisch heißt diese Kondition Lumbago oder Lumbalsyndrom (lateinisch „Lumbus“ = Lende).
Die wahre Ursache ist aber nicht die Verwünschung einer Hexe, sondern meistens eine heftige Muskelverspannung, die durch eine ungeschickte oder ruckartige Bewegung oder nach einer falschen oder zu schweren Belastung auftritt. Das passiert meist Menschen, die eine zu schwache Rückenmuskulatur haben. Eine Überlastung oder eine falsche Bewegung, und Du hast die Bescherung. Der Hexenschuss kann aber auch durch psychische Belastungen ausgelöst werden, zu starke Abkühlung oder bei Aufenthalt draußen in feuchtem und kaltem Wetter.
Dabei muss der Grund nicht direkt vor dem Hexenschuss liegen. Es kann sein, dass die Ursache Tage zurückliegt. Die Muskulatur verhärtet sich bei der nächsten falschen Bewegung ganz plötzlich und der Schmerz fährt schlagartig in den unteren Rücken und Du wirst quasi bewegungsunfähig. Der Schmerz bleibt leider längere Zeit. Denn diese Verspannungen in der Lendengegend reizen auch die großen, dort entlanglaufenden Nervenstränge, die die Wirbelsäule versorgen. Das verstärkt die Schmerzen deutlich.
Welche Symptome hat der Hexenschuss – und könnte es nicht Ischias sein?
Die Schmerzen sitzen im unteren Rücken zwischen den unteren Lendenwirbeln und dem Kreuzbein, das ist diese harte Knochenplatte oberhalb Deines Popos. Meistens betreffen die Schmerzen nur eine Körperseite oberhalb des Kreuzbeins und des Pos. Der Schmerz kann in der Mitte oder knapp daneben sitzen. Besonders Laufen und Stehen ist extrem schmerzhaft.
Typisch ist, dass der Schmerz, anders als beim Ischias, urplötzlich und ohne Vorwarnung kommt und er breitet sich auch nicht – wie oft bei Ischias – in die Beine aus. Beim Hexenschuss kannst Du nicht gerade stehen und Dich meistens auch nicht mehr richtig bücken. Am wenigsten schmerzhaft ist eine leicht nach vorn gebeugte Schonhaltung, die Du automatisch einnimmst.
Was kannst Du tun?
Du kannst die Beschwerden etwas lindern, wenn Du seitlich mit angewinkelten Beinen liegst. Wie beim Ischias auch, hilft die sogenannte Stufenlagerung: Lege Dich auf dem Rücken auf eine weiche Unterlage und stelle die Oberschenkel im rechten Winkel hoch und lege die Unterschenkel im rechten Winkel, also waagrecht zum Boden, auf eine Unterlage, wie zum Beispiel einen Kissenstapel.
Oder lege Deine Unterarme ausgestreckt auf eine Tischplatte (dazu musst Du Dich allerdings nach vorne beugen). Achte dann darauf, dass Du den Rücken gerade streckst und der Kopf in der geraden Linie steht. Es ist wichtig, dass die Wirbelsäule nicht gebogen ist, also kein Rundrücken! Du kannst Deine Beine dabei leicht beugen. Wenn Du eine kleinere Person bist, muss Du die Beine gerade strecken, damit der Rücken waagrecht ist. Jetzt zählst Du langsam bis Zehn, dann machst Du kurz Pause. Führe die Übung mindestens viermal durch, wenn Du es schaffst auch fünfzehnmal. Und das möglichst dreimal am Tag.
Es gibt auch gute Physio-Übungen für den Akut-Fall bei Hexenschuss. Einige davon findet man auch im Netz. Hier sind Sofort-Hilfe-Übungen für Dich und am Ende des Artikels findest Du weitere Links:
Wärme ist das A und O! Ob Wärmflasche, Heizkissen, Dinkel- oder Kirschkernkissen, Dein Rücken brauch dringend Wärme, um die Muskelverspannungen aufzulösen! Du kannst Dir auch ein heißes Bad gönnen oder mit einer Infrarotlampe arbeiten.
Zusätzlich helfen Salben, die die Durchblutung fördern und die Muskulatur lockern, wie zum Beispiel eine gute Pferdesalbe, die wärmend wirkt (es gibt auch kühlende). Wärmepflaster, Bienengiftsalben, Schmerzgels, wie das gute, alte Mobilat und pflanzliche Arzneimittel, die die quälende Nervenreizung beruhigen, sind rezeptfrei zu bekommen. Bienengiftsalben sind recht wirksam, aber nicht immer angenehm.
Die pflanzlichen Lumbago-Therapeutika reduzieren nicht nur den Schmerz, sondern setzen an der Ursache an: Sie wirken beruhigend auf alle Nervenbahnen, helfen dabei, den Muskelkrampf zu lösen und verhindern Entzündungen – und das im ganzen Körper. Das hat den Vorteil, dass damit die Gefahr, den Hexenschuss wiederzubekommen reduziert wird. Es ist ratsam, diese Mittel eine ganze Weile nach Abklingen der Schmerzen weiter zu nehmen, durchaus auch ein Vierteljahr, um ein Wiederaufflammen der Nervenreizung zu verhindern.
Es gibt sehr gute, pflanzliche Lumbago-Therapeutika, die rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind. Die Wirkstoffe sind recht unterschiedlich. Eine hochwirksame Arzneipflanze ist hier Aconitum napellus (blauer Eisenhut), der auch in Schmerzölen (Aconit-Schmerzöl) erhältlich ist.
Solltest Du chemische Schmerzmittel nehmen?
Ganz wichtig ist bei einem Hexenschuss, dass die Schmerzen so schnell wie möglich gelindert werden, bevor die Dauer-Schonhaltung weitere Schäden in der Skelettmuskulatur erzeugt. Wenn Du dazu chemische Mittel, wie Ibuprofen oder Diclofenac einnimmst, hilft das zwar sehr gut gegen die Schmerzen, ist bei schwereren Fällen auch sinnvoll, sollte aber auf das Nötigste begrenzt werden.
Denn bei längerer Einnahme von Diclofenac über Wochen können Nebenwirkungen, wie Magengeschwüre, Bluthochdruck, Magen-Darm-Beschwerden, Erhöhung der Leberenzymwerte und Beschwerden am Zentralen Nervensystem auslösen. Vor allem darfst Du nicht ASS oder Ibuprofen und Diclofenac zusammen nehmen. Ibuprofen ist ebenfalls sehr wirksam, hat aber ebenfalls bei längerem Gebrauch ernste Nebenwirkungen. Es kommt relativ häufig zu umfangreichen Magen-Darm-Beschwerden (Sodbrennen, Erbrechen, Übelkeit, Durchfall, Blähungen und sogar in extremen Fällen Magen-Darm-Geschwüre), Kopfschmerzen, Schwindelattacken, Wasseransammlungen im Körper, Blutbildungsstörungen, Funktionsstörungen der Leber, Hautausschläge und bei Asthmatikern führt es möglicherweise zu Anfällen.
Diese Mittel können in der akuten Phase sehr hilfreich sein und verhindern, dass Du vor lauter Schmerzen in einer schädlichen Schonhaltung steckenbleibst. Nur solltest Du sie nicht auf längere Zeit einnehmen. Sie betäuben effektiv den Schmerz, setzen aber nicht gezielt an der Ursache an. Die Schmerzbekämpfung ist in der akuten Phase, wo Du kaum gerade stehen kannst und das Laufen eine Qual ist, durchaus sinnvoll, um zu verhindern, dass sich aus lauter Schmerz eine Fehlhaltung entwickelt. Aber dann muss eine andere Vorgehensweise her, um das Problem an der Wurzel zu packen.
Akupunkturbehandlungen haben sich erstaunlich gut bewährt. Dabei werden die typischen Verkrampfungen des Hexenschusses in der Lendenwirbelsäule schnell gelöst. Durch die TCM Behandlung wird die Blockade in verschiedenen Energieleitbahnen gelöst und gesunde, fließende Qi-Energie gefördert. Das verbessert gleichzeitig die Energieversorgung der Sehnen und der Bandscheiben. Bei akutem Hexenschuss verspüren viele Patienten schon nach ungefähr fünf Behandlungen eine deutliche Schmerzlinderung. Zur Behandlung von hartnäckigem Hexenschuss sind erfahrungsgemäß etwa 10 Behandlungen angezeigt.
Was kannst Du auf Dauer gegen Hexenschuss machen?
Hilfreich bei Hexenschuss ist langfristig eine gute Versorgung mit dem gesamten Vitamin B-Komplex. Die Vitamine der B-Gruppe sind Nervenvitamine, sie können sogar das Risiko von Alzheimer und Gedächtnisschwäche senken.
Wenn Du immer wieder das Gefühl hast, der nächste Hexenschuss ist nur eine falsche Bewegung weit entfernt, wird es Zeit, Deine Muskulatur aufzubauen und Ausgleich zu Deiner wahrscheinlich hauptsächlich sitzenden Bewegung zu suchen. Du solltest vielleicht zu einem guten Physiotherapeuten gehen und Dir einige Übungen zeigen lassen, die gezielt die Muskeln und Regionen stärkt, die Dein Körper braucht.