Bienengift: Die heilende Kraft des schmerzhaften Geschenks der Bienen

Der Artikel beleuchtet die faszinierenden Eigenschaften von Bienengift und seine vielfältigen Anwendungsmöglichkeiten in der Medizin. Von der traditionellen Verwendung bei Gicht und rheumatischen Erkrankungen bis hin zu modernen Erkenntnissen über seine Wirkung gegen Entzündungen und sogar Krebs. Erfahren Sie mehr über die positive Seite dieses natürlichen Heilmittels und wie es die Gesundheit in vielerlei Hinsicht positiv beeinflussen kann.

➥ Autor: Niki Vogt

Eine lange gemeinsame Geschichte

Die Bienen (Apis mellifica) sind sehr viel älter als wir Menschen. Die älteste bekannte Biene ist fast 50 Millionen Jahre alt und in Bernstein eingeschlossen. Der Mensch und die Bienen haben aber auch schon eine lange, gemeinsame Geschichte. Es gibt in einer steinzeitlichen Höhle bei Bikorp in Spanien ein Wandbild, das einen Menschen zeigt, der auf einen Baum klettert und einen Bienenstock ausräubert. Die Felszeichnung zeigt den Bienenschwarm um ihn herum. Wir Menschen profitieren also schon sehr lange von der Honigbiene. Umgekehrt ist das eher nicht so.

Höhlenmalerei in Spanien ca. 8000 v. Chr.: Ein Mensch holt Honig aus einem Bienenstock. Bild: Wikimedia Commons, GNU General Public License.

Schon im vierten Jahrtausend vor Christus haben unsere Vorfahren echte Imkerei betrieben. Am schweizerischen Ufer des Bodensees konnten zwei ausgehöhlte Weißtannenstämme als Bienenkästen aus der Jungsteinzeit identifiziert werden.

Beim Umgang mit den Bienen machte der Mensch aber immer auch die Erfahrung mit der Gegenwehr der fleißigen Insekten, die mühsam, als Wintervorrat den eingebunkerten Honig, nicht einfach hergeben wollen: dem schmerzhaften Bienenstich und ihrem Gift.

Die Heilkraft von Bienengift ist schon lange bekannt

Dabei lernten die Menschen, dass der Stich der Honigbiene auch Heilkräfte hat. Die Menschen litten schon in früher Zeit im steigenden Lebensalter unter Gicht und Rheumatismus. Die Höhlen boten zwar Schutz, aber gemütlich geheizt waren sie nicht. Die Hütten der Jungsteinzeit, Eisen- und Bronzezeit boten immer mehr Komfort, doch bis heute leiden Menschen unter rheumatischen Krankheiten. Man bemerkte früh, dass die Honigjäger und später die Imker wesentlich seltener daran litten. Also setzte die Volksmedizin das Bienengift (Apisin oder Apitoxin) gezielt zur Behandlung dieser schmerzhaften Erkrankungen ein.

Neben der Anwendung bei Gicht und Erkrankungen aus dem rheumatischen Formenkreis wurde das Apisin/Apitoxin auch zur Heilung von Entzündungen und Schwellungen angewandt. Auch heute noch finden Heilpraktiker und Wissenschaftler neue Einsatzmöglichkeiten für Bienengift. Die Apitherapie erweist sich als ein vielversprechendes Gebiet. Erst 2014 stellte man in Rumänien fest, dass Bienengift auch bei Multipler Sklerose mit Erfolg eingesetzt werden kann. Rumänien hat als erstes EU-Land den Fachbereich Apitherapie als Teil der wissenschaftlichen Medizin in das Universitätsstudium aufgenommen.

Foto: @SvarunPogani via envato.elements

Schonende Gewinnung schützt die Bienen

Leider stirbt eine Biene, wenn sie uns sticht, weil ihr Stachel einen Widerhaken hat, der sich in der Haut verfängt, was sie Giftblase herausreißt und die Biene tötet. Sticht sie aber in weniger zähes, weicheres Material, überlebt sie das unverletzt. Zur Gewinnung von Apisin/Apitoxin lässt man daher Bienen über eine mit Folie überzogene Glasscheibe krabbeln. Zwischen Glas und Folie liegt ein unter schwachen Stromstößen stehender Draht. Die Bienen wehren sich mit einem Stich gegen die ungefährlichen Stromimpulse, aber verhaken sich nicht in der dünnen Folie. So hinterlassen sie einfach nur ein Tröpfchen Bienengift und man kann das Apitoxin problemlos „ernten“.

Was ist drin im Bienengift?

Das Bienengift ist eines der tödlichsten Eiweißgifte und kann durchaus den Vergleich mit Schlangengiften bestehen. Übrigens steht das Gift aus den Blatthaaren der Brennnessel dem nicht nach. Die Menge an Gift, die Brennnesseln und Bienen verabreichen können, ist allerdings sehr klein. Ein Bienenstich enthält 0,1 Milligramm Apitoxin. Über 200 Stiche können tödlich enden, einzelne Stiche sind nur für Allergiker gefährlich.

Apisin/Apitoxin ist eine Mischung aus verschiedenen Sekreten und sehr sauer (pH 4,5–5,5). Es sieht schimmernd gelblich aus. Der Hauptbestandteil sind verschiedene Proteine. Das Melittin ist dabei der wirksamste Bestandteil des Bienengifts mit 50 Prozent. Es wirkt stark entzündungshemmend. Zwölf Prozent sind Phospholipase A2, eine Phosphor-Fett-Verbindung und ein Allergen und Enzym, was Zellmembranen angreift. Das Nervengift Apamin ist mit zwei Prozent enthalten.

Dann – die Zusammensetzung des Apitoxins ist sehr intelligent – gibt es noch zwei Prozent Hyaluronidase, das dafür sorgt, dass sich sofort die Blutgefäße erweitern und durchlässiger werden, damit sich das Gift auch schön ausbreiten kann.

Dazu kommt ein Peptid mit weiteren zwei Prozent, das die Mastzellen angreift und Tertiapin, ein Neuropeptid und weitere Proteine, deren genaue Wirkungen noch nicht erforscht sind. Daneben gibt es noch das ein Prozent des Allergens Histamin, sowie Dopamin und Noradrenalin (Das Stress-Hormon, das auch unsere Nebennierenrinde herstellt). Und Botenstoffe sind auch noch im Bienengift enthalten: bis zu acht Prozent Alarmpheromone (Amylazetat), die dem gesamten Bienenvolk signalisieren, dass eine Schwester angegriffen wurde und dass sie sich verteidigungsbereit machen müssen.

Alle Bestandteile des Bienengifts verstärken sich gegenseitig und ergänzen sich ideal. Sie verursachen durch ihre Wirkung auf das Nervensystem eine schnelle Lähmung. Das Gift dringt in die Blutzirkulation ein, senkt den Blutdruck, zerlegt die roten Blutkörperchen und beeinflusst sogar das Atemsystem.

Foto: @varyapigu via envato.elements

Positive Wirkungen des Bienengiftes

Zuerst einmal wirkt besonders das Melittin wie ein starkes Analgetikum bei rheumatischen Beschwerden, wie schon eingangs beschrieben, und bei Entzündungen in Gelenken und Sehnen und Arthritis. Bei Entzündungen wirkt es sogar ungefähr einhundertmal stärker als Cortison. Wissenschaftler behandelten Ratten mit fortgeschrittener Arthritis mit Bienengift. Schon in kleiner Dosierung bewirkte das einen dramatischen Rückgang der Schwellungen und Gelenkverkrümmungen.

In anschließenden Laborversuchen mit menschlichen Gelenkzellen kam Melittin pur zum Einsatz. Ergebnis: Der Bienengift-Wirkstoff unterdrückt bestimmte Regionen der Erbinformation, die Informationen für Entzündungssignale und Immunreaktionen enthalten. Damit blockiert es Entzündungsprozesse in der gleichen Weise, wie es moderne Gelenkschmerz-Medikamente tun. „Pures Melittin hemmt Entzündungen mindestens ebenso gut oder sogar besser als Bienengift. Das zeigt, dass dieser Stoff hinter der Arznei-Wirkung des Giftes gegen Arthritis steckt“, fasst Jin Tae Hong, einer der Autoren der Studie, die Ergebnisse zusammen.

Interessanterweise scheint das mildere Bienengift von Wildbienen ein etwas anderes Melittin zu enthalten, das zwar nicht so intensiv wirkt, wie das der Honigbiene, aber keine gesunden Zellen schädigt, was eine Nebenwirkung des Apitoxins sein kann. Bei den Laboranalysen fiel dem Forscherteam auf, dass das Melittin der „Violetten Holzbiene“ eine deutliche Wirkung auf Brustkrebszellen zeigte.

Es gibt Rheumatiker, die zum Imkern gehen und ihre Unterarme auf den geöffneten Bienenkasten legen, um sich dutzende Stiche verabreichen zu lassen. Dadurch sind sie eine ganze Weile fast beschwerdefrei. Aber Achtung: Diese Leute haben ihre Toleranz gegen Bienengift hochtrainiert, der Körper ist daran gewöhnt. Das kann man nicht einfach mal so machen.

Apitoxin hilft gegen hartnäckige Entzündungen und löst organische Bestandteile im Entzündungsherd auf. In geringer Dosierung wirkt es sehr effektiv blutverdünnend und ist hilfreich bei chronischen Rückenschmerzen, überhaupt bei Beschwerden des Bewegungsapparates. Am einfachsten ist die Anwendung einer Bienengiftsalbe.

Foto: @digitalstormcinema via envato.elements

Hier noch einmal die positiven Wirkungen des Apitoxins im Überblick:

  • Wirksam gegen Bakterien, Pilze und Viren (bakterizid, fungizid und viruzid)
  • Verdünnt das Blut und hemmt die Blutgerinnung (antikoagulant)
  • Fördert die Durchblutung
  • Senkt das Cholesterin im Körper
  • Fördernd für die körpereigene Cortisolbildung und andere Hormone wie ACTH und Adrenalin
  • Zytostatisch, d.h. es stoppt die Zellteilung entarteter Zellen (Zytostatika werden bei der Behandlung von Krebs eingesetzt)
  • Wirkt lindernd bei Nervenschmerzen
  • Positive Wirkung auf das Nervensystem

Zum Schluss sei noch angemerkt, was man bei Bienenstichen tun sollte.

Zum Ersten: Nicht versuchen, den Stachel mit Giftblase mit den Fingern herauszuziehen. Damit drückt man das Bienengift ins Fleisch. Besser ist „Wegkratzen“. Den möglichen Reststachel – ohne Giftblase dran – mit einer Pinzette komplett entfernen.

Insbesondere Allergiker sollten immer ihr Notfallset mit sich tragen. Sehr effektiv ist ein batteriebetriebener Stift, der auf Knopfdruck eine kleine Metallfläche an der Spitze aufheizt. Den drückt man sofort eine kurze Weile auf den Stich. Die Hitze denaturiert unter der Haut die Eiweiße im Bienengift – so wie auch beim Kochen das Eiweiß stockt – und zerstört die giftigen Proteine und Allergene des Bienengiftes. Alternativ lindert eine Eispackung den Schmerz.

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Die in diesem Beitrag enthaltenen Informationen können die Beratung durch einen Arzt nicht ersetzen – sie sind keine medizinischen Anweisungen. Die Informationen dienen der Vermittlung von Wissen und können die individuelle Betreuung bei einem Sprechstundenbesuch nicht ersetzen. Die Umsetzung der hier gegebenen Empfehlungen sollte deshalb immer mit einem qualifizierten Therapeuten abgesprochen werden. Das Befolgen der Empfehlungen erfolgt auf eigene Gefahr und in eigener Verantwortung

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