Nikotinsucht – lebensgefährlich und doch gesellschaftlich akzeptiert

Jeder Vierte in Deutschland raucht. Und das, obwohl längst bekannt ist, dass es abhängig macht und die Lungen schwer schädigt. Seltsamerweise glauben die meisten Raucher, dass sie nicht süchtig sind und jederzeit aussteigen könnten. Es ist aber gerade das sehr hohe Abhängigkeitspotenzial, was der Tabakindustrie die stabil hohen Umsätze beschert und den Lungenärzten die Patienten.

➥ Autor: Niki Vogt

Nikotinsucht IST eine Krankheit

Wenn Du Raucher bist, solltest Du Dir darüber im Klaren sein: Es ist nicht harmlos. Nikotinsucht ist eine Krankheit, denn Raucher sterben im Durchschnitt zehn bis 15 Jahre früher, als Nichtraucher. In der Europäischen Union sterben jährlich mehr als 700.000 Menschen an den Folgen von Zigarettenkonsum. Weltweit gibt es jedes Jahr 7 Millionen frühzeitige Todesfälle, die auf das Rauchen zurückzuführen sind. Etwa 140.000 Menschen sterben jährlich in Deutschland an den Folgen des Rauchens.

Der Einstieg in die Nikotinabhängigkeit ist einfach, denn Rauchen ist traditionell gesellschaftsfähig, ja, es gehörte früher sogar zum Habitus der besseren Herren, im Raucherzimmer ein Rauchertischchen stehen zu haben und einen Extra-Anzug dafür zu tragen, den sogenannten „Smoking“. „Man“ zelebrierte das Rauchen mit teuren Accessoires wie Aschenbechern, goldenen Feuerzeugen und für edle Zigarren einen „Humidor“, das ist ein Gehäuse mit kontrollierter Luftfeuchtigkeit, was das Austrocknen der Zigarren verhindert. In älteren Filmen wird viel geraucht und in manchen Szenen sieht man die Schauspieler fast nicht mehr vor lauter Qualm.

Dazu kommt, dass Nikotin keine bemerkbaren Bewusstseinsveränderungen oder Persönlichkeitsveränderungen verursacht. Die Nikotinsüchtigen funktionieren in der Gesellschaft, führen ein normales Leben und sind nicht auffällig. Und dennoch süchtig.

Das Image des Rauchers ist eben nicht das eines Junkies – und die Droge Nikotin gibt es in jedem Supermarkt, was es für Dich als Raucher leicht macht. Raucher sehen sich nicht als Drogenabhängige. Sie geben allenfalls zu, dass sie wissen, dass das Rauchen schon irgendwie gesundheitsschädlich ist und teuer. Wenn Du das auch so siehst, dann solltest Du das Folgende einmal lesen.

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Nikotin ist ein abhängig machendes Nervengift im Gehirn

Nikotin ist ein Nervengift und es macht psychisch und physisch abhängig. Es gelangt über die Lunge und die Mundschleimhaut (auch bei Nikotin-Kaugummis) in den Blutkreislauf und auf diese Weise ins Gehirn – und das innerhalb von zehn bis fünfzehn Sekunden. Dort wirkt es auch sofort. Wer zum ersten Mal eine Zigarette raucht, spürt noch die Giftwirkung des Nikotins: Erhöhter Speichelfluss und Schwindelgefühl, manchmal Übelkeit bis zum Erbrechen, Kopfschmerzen und Herzjagen, sogar Bewusstseinsstörungen können auftreten. Unglücklicherweise gewöhnt sich der Körper schnell an das Nikotin. Und es bleibt dann die beruhigend-glücklich machende Wirkung. Nikotin mildert darüber hinaus Hunger, Angst, Stress, Unruhe und Aggressionen.

Nikotin triggert nämlich im Gehirn das Belohnungssystem, es bewirkt, dass entsprechende Botenstoffe wie Dopamin, Serotonin und Endorphine („Glücklichmacher“) ausgeschüttet werden. Das bewirkt, dass man psychisch sehr schnell abhängig wird. Insbesondere, da es bei Stress eine Beruhigung bewirkt, aber auch zu erhöhter Aufmerksamkeit und Lernfähigkeit führt. Es macht also ruhig, zufrieden und leistungsfähiger, muss aber ständig zugeführt werden. Schon nach kurzer Zeit setzen aber die ersten Entzugserscheinungen ein. Bei Kettenrauchern ist es schon so weit, dass nach einer Minute die Wirkung nachlässt.

Es gibt einen Test, der den Grad der Nikotinabhängigkeit unzweifelhaft belegt, den Fagerström-Test. Wer die drei Hauptindikatoren erfüllt, ist nikotinabhängig: Schon frühmorgens zu rauchen, mehr als zehn Zigaretten am Tag zu konsumieren und schon in der Vergangenheit mehrere Versuche, das Rauchen aufzugeben, abgebrochen hat.

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Weitere Anzeichen einer Tabakabhängigkeit:

  • Schlechtes Gewissen beim Rauchen, verbunden mit dem Gedanken aufhören zu wollen.
  • Starkes Verlangen zu rauchen, das erst nach mehrmaligem Inhalieren verschwindet.
  • Körperliches Unwohlsein bei längeren Rauchpausen.
  • Gefühl eines „Beschaffungszwangs“, wenn sich die Packung dem Ende zuneigt oder eines „Vorratszwangs“, der zum stangenweisen Einkauf von Zigaretten führt.
  • „Vor-“ oder „Nach-„rauchen, wenn man weiß, dass man vorübergehend nicht rauchen kann.
  • Billigung von Gesundheitsschäden und Kosten trotz des Wissens um die Schädlichkeit des Rauchens.
  • Scheitern auch der ernsthaften Versuche, mit dem Rauchen aufzuhören.

Rauchen schadet dem Körper auf mehrere Weisen

Jedes Jahr erleiden allein in Deutschland tausende Raucher mehr oder weniger massive Schäden durch diese Sucht. Die Liste ist lang: Von Gefäßerkrankungen und Herzschäden bis zum Zungen-, Mundhöhlen-, Rachen-, Kehlkopf-, Speiseröhren-, Bauchspeicheldrüsen-, Nieren-, oder Lungenkrebs und bei Frauen Brustkrebs, ist alles im Angebot.

Wenn Du ein Mann bist, solltest Du wissen, dass Rauchen den Blutdruck im Penis-Schwellkörper absenkt und damit die Potenz schädigt. Als Frau musst Du wissen, dass Du weniger Nikotin verträgst als Männer und die Kombination von Rauchen und Einnahme der Pille steigert Dein Risiko für Embolien und Krebserkrankungen massiv. Denn die Substanz Nikotin selbst und die aus ihr im Körper entstehenden Abbauprodukte aktivieren innerhalb weniger Minuten einen Mechanismus, der den programmierten Zellod (Apoptose) verhindert. Der Körper kann dadurch unkontrolliert wachsende Zellen nicht mehr gezielt absterben lassen, was die Entstehung und das Voranschreiten von Krebs fördert.

Nikotin stimuliert das zentrale Nervensystem und das Nebennierenmark und produziert mehr von den Transmittern (Vermittlerstoffe) Noradrenalin und Vasopressin – Stoffe, die Nervenimpulse übertragen – uns Beta-Endorhpin und andere Neuroregulatoren. Eine Folge von Nikotin ist eine schlechtere Durchblutung, denn durch Vasopressin werden die Blutgefäße enger gestellt, was zu einer schlechteren Durchblutung und Versorgung der Extremitäten, Arme, Hände, Beine, Zehen führt.

Das dadurch entstehende, berüchtigte Raucherbein ist eine schmerzhafte und massive Behinderung und muss letztendlich doch meistens abgenommen werden. Nicht wenige Raucher enden im Rollstuhl. Dennoch gibt es tatsächlich Betroffene, die trotzdem weiter rauchen – soviel zum Abhängigkeitspotential dieser Droge.

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Das Passivrauchen ist ebenfalls gefährlich, besonders für Schwangere. Es erhöht das Risiko einer Frühgeburt signifikant und die Neugeborenen sind oft untergewichtig. Das Risiko für einen plötzlichen Kindstod ist überdurchschnittlich hoch. Kinder, die passiv rauchen leiden häufiger unter Lungenentzündungen, Mittelohrentzündungen und Atemwegserkrankungen aller Art.

Das sind aber nur die Auswirkungen des Nikotins selbst. Dazu kommen noch die Gifte, die durch das Rauchen in die Atemwege, also durch Mund, Rachen und Lunge in den Körper gelangen.

Über die Atemwege nehmen Raucher ständig hohe Dosen an Chemikalien auf, die über die Blutbahn im ganzen Körper verteilt werden. So verschlechtern die beim Rauchen entstehenden Teersubstanzen und das Kohlenmonoxid noch zusätzlich die Durchblutung des Körpers.

Bei jedem Raucher-Atemzug entsteht durch das Verbrennen des Tabaks und des Zigarettenpapiers und den Zug durch den Filter ein Gasgemisch aus 4.800 Substanzen, von denen ein Großteil – zusätzlich zum Nikotin – auch noch obendrein giftig oder hochgiftig sind.

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Neben Nikotin sind das:

Wasserdampf, Kohlenmonoxid, Nitrosamin, polyzyklische aromatische Kohlenwasserstoffe, Blausäure, Formaldehyd, Cadmium sowie freie Radikale. Das bildet dann eine Art Teer, ein trockenes, wasserfreies und nikotinfreies Rauchkondensat, das sich als gelb-brauner Belag an den Fingern, Zähnen, in den Atemwegen und in der Lunge ablagert.

Vieles davon kommt von den Zusatzstoffen im Tabak. Sie sollen den Geschmack verbessern bzw. den Tabak feucht halten, die Nikotinaufnahme unterstützen oder das Kratzen im Hals lindern. Es gibt mehr als 600 Tabakzusatzstoffe, darunter z.B. Menthol, Zucker, Ammoniak, Klebe-, Haft- und Verdickungsmittel oder Konservierungsstoffe. Dieses Dressing für den Tabaksalat über zehn Prozent des Gesamtgewichts einer Zigarette ausmachen.

Jeder Tag, den Du – oder einer Deiner geliebten Menschen – mit dem Rauchen aufhör(s)t, ist ein gewonnener Tag!

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