Generell sind kurzkettige Fettsäuren günstig für die Darmgesundheit. Butyrat nimmt hier noch eine ganz besondere Bedeutung ein. Wir zeigen Euch auf, warum Butyrat so vielseitig positiv wirkt und worin Butyrate enthalten sind, damit ihr euch entsprechend damit ernähren könnt.
➥ Autor: Andreas Müller-Alwart
Buchtipp: Angriff aufs Mikrobiom – Game Over II
Nicht alles, aber doch sehr vieles, dreht sich bei gesunder Ernährung um den Darm. Eine große Rolle spielt das Mikrobiom bzw. die Zusammensetzung der gesamten Darmmikrobiota. Ballaststoffe sind hier sehr sinnvoll und werden immer wieder empfohlen – vor allem die sogenannten löslichen Ballaststoffe. Ihnen ist die Eigenschaft mitgegeben, von den Verdauungsenzymen nicht abgebaut zu werden. Warum ist das gut? Weil sie so den Darmbakterien zur Verfügung stehen, die im Dickdarm dann aktiv sind und Stoffwechselprodukte wie die kurzkettigen Fettsäuren Acetat, Propionat und Butyrat bilden. Alle kurzkettigen Fettsäuren sind gesundheitsfördernd, wobei Butyrat quasi der Star ist.
Was Butyrat im Körper macht
Butyrat ist ein wichtiger und der größte Energielieferant für die Darmzellen. Sind diese intakt und gesund, geht es dem Darm insgesamt gut. Erst die Darmbakterien stellen aus den löslichen Ballaststoffen diese Energie her. Damit nicht genug: Butyrat hat sich in vielen Studien als sehr positiv wirksam für den Verdauungstrakt und das sogenannte periphere Gewebe entpuppt. Es wirkt auch außerhalb des Darmes z. B. in Leber-, Fett- und Muskelzellen. Diese Zellen nehmen über die Rezeptoren an ihrer Oberfläche die kurzkettigen Fettsäuren gut auf. Es wird darüber hinaus berichtet, dass Butyrat auch auf die Aktivität verschiedener Gene positiv regulierend wirkt. Es beugt vor gegen Diarrhoe, weil es die Absorption von Kalium und Natrium wie auch von Wasser an der Darmwand fördert. Und Butyrat wird sogar nachgesagt, krebsvorbeugend, antioxidativ und antimikrobiell zu wirken.
Die vielseitig positiven Wirkungen von Butyrat
Weiterhin fanden Forscher eine verbesserte Wirksamkeit von Insulin. Deswegen ist Butyrat auch eine wichtige Komponente in der Ernährung von Personen mit Adipositas oder Insulinresistenz, zumindest immer dann, wenn die Ursache für diese Adipositas bzw. Insulinresistenz in einer zu fettreichen Ernährung wurzelt. Mit der Liste der positiven Eigenschaften dieser Fettsäure sind wir damit noch bei Weitem nicht am Ende angelangt: Es beugt stillen Entzündungen, die die Hauptursache für viele chronische Erkrankungen sein können, vor, indem es die Bildung entzündungsfördernder Zytokine hemmt. Bei weiteren Untersuchungen im Labor wurde seine Wirkung auf Krebszellen festgestellt. Dort scheint Butyrat den sogenannten programmierten Zelltod – die Apoptose – zu fördern. Bei Krebs ist dieses programmierte Abschalten defekter Zellen oft gestört. Dadurch dass diese Fettsäure den Zelltod fördert, senkt sie das Risiko für Dickdarmkrebs. Sie verringert generell Entzündungen im Darmbereich. Auch in Bezug auf Nahrungsmittelintoleranzen (allergische Reaktionen) scheint Butyrat eine Rolle zu spielen – die Erkenntnisse dazu sind aber noch nicht abschließend ausgewertet.
Wie kannst Du die Butyrat-Produktion anregen?
Butyrate werden im Körper selbst gebildet: Dieser Prozess ist abhängig von der vorhandenen Darmmikrobiota und natürlich von der Ernährung. „Butyrat ist in Form von Buttersäure auch in verschiedenen Lebensmitteln enthalten. Lebensmittel, die Butyrat enthalten:
- Butter
- Ghee
- Rohe Milch
- Bestimmte Pflanzenöle
- Manche Käsesorten (v.a. Parmesan)
- Kombucha (bei geeigneter Herstellung)
Um die eigene Butyrat-Produktion im Darm zu erhöhen, sollte man v.a. ballaststoffreiche Lebensmittel zu sich nehmen. Vor allem Lebensmittel, die reich an resistenter Stärke sind, scheinen sich förderlich auf die Butyratmenge auszuwirken.“ (1)
Diese Produkte sind außerdem hilfreich für die Produktion kurzkettiger Fettsäuren
Hafer, resistente Stärke (wie sie u. a. in unreifen Bananen oder gekochten, abgekühlten Kartoffeln vorkommt) oder Hülsenfrüchte werden empfohlen. Generell fördern nachfolgende Lebensmittel die Produktion kurzkettiger Fettsäuren und sollten bei einer ausgewogenen Ernährung deswegen berücksichtigt werden:
- Inulin (Topinambur, Knoblauch, Radicchio, Artischocken, Zwiebeln)
- Pektin (Äpfel, Orangen, Aprikosen, Karotten, Tomaten)
- Resistente Stärke (unreife Bananen, gekochte und abgekühlte Kartoffeln)
- Fructooligosaccharide (FOS) (Artischocken, Zwiebeln, Knoblauch, Löwenzahn)
- Guarkernmehl (Lebensmittelzusatzstoff aus der Guar-Bohne)
- Arabinogalactan (Karotten, Radieschen, Birnen, Mais, Weizen und Tomaten)
Fermentierte Produkte, die aus vielen anderen Gründen immer wieder empfohlen werden, spielen auch hier eine große Rolle. Viele für die Gesundheit wirksame Inhaltsstoffe werden durch das Fermentieren verstärkt: Kombucha ist deswegen auch hier eine gute und preiswerte Möglichkeit, leicht lösliche Ballaststoffe aufzunehmen und kurzkettige Fettsäuren verwerten zu können.
Experten in Fachzeitungen sind von Butyraten überzeugt
In der Deutschen Apothekerzeitung beschreibt Dr. rer. nat. Annette Hille-Rehfeld sogar eine positive Wirkung der Butyrate auf das Immunsystem: „Eine zentrale Rolle kommt dabei offenbar dem Rezeptor für Vitamin D zu. Vitamin D kann auch unabhängig von Butyrat die Cathelicidin-Produktion steigern und so den Organismus gegen Infektionen aller Art schützen.“ (3) Cathelicidine sind antimikrobiell wirkende Substanzen, die u. a. auch für den oben genannten Zelltod Sorge tragen. Nicht nur die Butyrate stärken das Immunsystem, sondern eine zusätzliche Vitamin D-Zufuhr kann auch hier sehr hilfreich sein. Die Deutsche Ärztezeitung kommt zu der glasklaren Erkenntnis: „Ein chronischer Mangel an Butyrat steht in Verbindung mit Erkrankungen wie Typ-2-Diabetes, Adipositas oder Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Zudem erhöht ein Mangel das Risiko von Infektionskrankheiten im Darm.“ (4)
Fazit – jetzt bist Du dran:
Ghee und Kombucha dürfen fortan die tägliche Ernährung bereichern, wohingegen das Besorgen roher (!) Milch und entsprechender Butter sicherlich für viele Stadtmenschen eine Herausforderung ist, abgesehen davon, dass immer mehr von euch auf tierische Eiweiße verzichten.
Apropos Ghee, Kombucha und fermentierte Lebensmittel: Wie es der Zufall so will, findet ihr hier auf unserer Webseite ein Rezept zur Zubereitung von Kombucha, eines für die Herstellung fermentierter Lebensmittel und natürlich auch einen Beitrag zu Ghee.
Quellenverzeichnis:
- „Butyrat“ https://www.foodgroove.de/butyrat/ (aufgerufen am 11.07.2022)
- „Warum gilt Butyrat als gesund?“, Jule Schüßler, UGB Forum 1/22
- „Aus der Forschung: Stärkung der Infektionsabwehr durch Butyrate“ Dr. rer. nat. Annette Hille-Rehfeld, https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2006/daz-51-2006/uid-17012 (aufgerufen 11.07.2022)
- „Butyrat bildende Darmbakterien identifiziert“, Deutsche Ärztezeitung, https://www.aerztezeitung.de/Medizin/Butyrat-bildende-Darmbakterien-identifiziert-222694.html (aufgerufen 11.07.2022)