Die Weihrauchstraße ist eine der ältesten Handelsrouten der Erde. Sie reicht von Südarabien bis zum Mittelmeer. Zu seiner Blütezeit stieg der Handel mit Weihrauch auf, als das Dromedar im zweiten Jahrtausend vor unserer Zeitrechnung gezähmt und als Lasttier eingesetzt werden konnte. Es kann wesentlich weitere Strecken und Zeiten ohne Wasserzufuhr zurücklegen, die Karawanen mussten weniger Wasser mitführen und keine Umwege mehr für Wasserstellen zurücklegen. 100 Tagesmärsche dauerte die Reise über 3.400 Kilometer – und sie führte zu der uralten Felsenstadt Petra und ihren aus den massiven Bergfelsen heraus gehauenen Prachtbauten. Hier gabelte sich die Weihrauchstraße in die Straße nach Damaskus und in die nach Gaza.
➥ Buch zur Sendung: Weihrauch
➥ Produkt zur Sendung: Weihrauch und Hyaluron
➥ Produkt zur Sendung: Inflam-Komplex
Um das Jahr Null herum importierte allein das römische Imperium ganze 1500 Tonnen Weihrauch. Doch bald wurde der Weihrauch nicht mehr mühsam mit Lastkamelen durch die Wüste, sondern über den Seeweg gehandelt und der alte Karawanenweg Weihrauchstraße verlor genauso seine Bedeutung, wie die antiken, arabischen Königreiche, deren Reichtum mit verschwand.
Schon der Name „Weihrauch“ bedeutet heiliges Räucherwerk
Das duftende, getrocknete, Harz wurde für religiöse Zeremonien verwendet. Es wird aus dem Boswellia-Strauch gewonnen, der mehrere Arten und verschiedene Harztypen hervorbringt. Je früher das Harz geerntet wird, umso minderwertiger und dunkler ist er. Der beste Weihrauch, mit deutlich höheren Anteilen an ätherischen Ölen, Harzsäuren und anderen Wirkstoffen, ist der letzten Ernte. Diese Körner sind größer und hellgelb bis fast weiß. Auch unterschiedliche Klima- und Bodenbedingungen verändern die Harzqualität und damit den Duft – und die verschiedenen Einsatzmöglichkeiten in der Heilkunde. Denn Weihrauch ist auch ein uraltes Heilmittel, was bisher immer zur „traditionellen Medizin“ gehörte und lange nicht ernst genommen wurde. Doch heute kümmert sich die moderne Medizin plötzlich wieder um den alten Schatz „Weihrauch“.
Die Boswelliasäuren
Die wichtigste Wirksubstanz sind die Boswelliasäuren (Harzsäuren) und das ätherische Öl. Heute weiß man, dass diese Stoffe entzündungshemmend, schmerzlindernd und abschwellend wirken. Sie haben sogar antibiotische Wirkung und das Immunsystem unterdrückende Wirkung (Immunsuppressivum). Das macht dieses Heilmittel zu einem guten Therapeutikum gegen Rheuma (Rheumatoider Arthritis) und chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen, wie Morbus Crohn, Colitis ulcerosa aber auch bei Hautproblemen, wie Neurodermitis. Die entzündungshemmenden Eigenschaften werden gern für Salben und Cremes genutzt, um entzündete und gereizte Haut zu beruhigen.
Belegt ist durch Studien, dass Weihrauch das Entzündungen fördernde Enzym Lipoxygenase „umprogrammiert“ und es veranlasst, plötzlich entzündungshemmend zu wirken. Ein Forscherteam der Uni Jena und der Louisiana State University veröffentlichte hierzu eine wissenschaftliche Arbeit, deren Titel übersetzt lautet: „Strukturelle und mechanistische Einblicke in die 5-lipogenase Hemmung durch natürliche Produkte“.
Wichtigsten Wirksubstanzen
Der Stoff im Weihrauch, der diesen erstaunlichen Trick bewerkstelligt, enthält sogar den Namen des Weihrauchbaums „3-acetyl-11-keto-beta-boswellic acid“ (kurz: AKBA) oder auch Boswelliasäure. Diese „pentazyklischen Triterpene“ blockieren die Synthese der Leukotrienen (Gewebshormone, hochungesättigte Fettsäuren, die in entzündliche und allergische Reaktionen involviert sind) und verhindern so Entzündungen. Besonders ist eine Behandlung mit Weihrauch hilfreich bei chronischer Polyarthritis. Das ist eine entzündliche Systemerkrankung, die sich vornehmlich in Gelenksentzündungen, Schwellungen und im schlimmsten Fall bis hin zur Zerstörung der betroffenen Gelenke äußert. Hier kann Weihrauch oder medizinische Extrakte aus „Boswellia serrata“ zu einer deutlichen Linderung von Schmerzen, Ödemen an den Gelenken und auch Alterserscheinungen, wie Morgensteifigkeit führen. Doppelblind-Pilotstudien konnten nach einer dreimonatigen Behandlungen deutliche Verbesserungen in 80 % der Fälle feststellen.
Bei entzündlichen Darmerkrankungen war in Studien ein vergleichbarer Erfolg zu verzeichnen. Ebenfalls ca. 80% der Probanden erfuhren ein signifikantes Nachlassen der Durchfälle und eine Verminderung von Schleim und Blut im Stuhl sowie Besserung der Bauchschmerzen. Die Entzündungsparameter in der Darmschleimhaut verbesserten sich ebenfalls.
Bei Asthma bronchiale ist Weihrauch sehr hilfreich. In einer placebokontrollierten Doppelblind-Studie an 40 Patienten mit Asthma bronchiale führten dreimal 300 mg Boswellia-serrata-Extrakt pro Tag (im Vergleich zur Placebogruppe) zu einem fünffach erhöhten Anstieg des Ausatmungs-Volumens innerhalb von einer Sekunde. Das kann mit den üblichen Asthma-Sprays unzweifelhaft mithalten.
Sogar bei Gliomen und Astrozytomen (Oberbegriffe für Tumoren des Zentralnervensystems und Hirntumoren) gibt es Einzelfallberichte von Patienten, bei denen bei hohen Dosierungen von Boswelliaextrakt ein dramatischer Anstieg des Absterbens von Tumorzellen, zu beobachten war. Andere klinische Studien belegen eine günstige Beeinflussung von Ödemen, die bei Radiochemotherapien im Gehirn entstehen können.
Sogar bei Multipler Sklerose zeigt ein Weihrauchräparat, das Forscher aus Hamburg und Kiel maßgeschneidert für die Studie hergestellt hatten, gute Erfolge. 28 MS-Patienten nahmen an der Studie teil und zu deren großer Freude zeigte sich, dass der entzündungshemmende Effekt wesentlich stärker war, als sie vorher vermuteten. Auf Scans der Schädel-Tomographien beobachteten die Ärzte über drei Jahre lang die Wirkung des Weihrauchpräparats auf das Gehirn der Probanden. Dabei sahen sie, dass im Hirn der MS-Patienten deutlich weniger Entzündungsherde und Schübe auftraten, wenn sie das Weihrauchpräparat eingenommen hatten. Das Weihrauchpräparat zeigte die gleiche Wirkung wie Kortison, das MS-Patienten normalerweise zu diesem Zweck nehmen. Die gute Nachricht: Das Weihrauchmittel hatte eine vergleichbare Wirkung, ist aber wesentlich besser verträglich und ohne die Nachteile des Kortisons.
Weihrauch als Nahrungsergänzungsmittel
Obwohl medizinische Studien, die seine Wirkung eindrucksvoll belegen, ist in Deutschland Weihrauch nur als Nahrungsergänzungsmittel zugelassen. Weihrauchhaltige Arzneimittel sind nicht zugelassen, allerdings kann man Weihrauch-Fertigarzneimittel über Apotheken im Ausland bestellen. Man sollte sich die Präparate und deren Hersteller aber sorgfältig aussuchen, denn da Weihrauchpräparate der Wirksamkeit echter Medikamente nicht nachstehen, kann auch Schaden angerichtet werden. Apothekenprodukte aus dem Ausland verfügen immerhin über standardisierte Dosierungen, Informationen auf dem Beipackzettel und müssen Prüfungen durchlaufen.