Unsere kleinen Freunde: Viren einmal anders betrachtet

Die Fangemeinde der Viren ist klein und in diesen Zeiten eine freundlichere Sichtweise auf diese „Störenfriede“ werfen zu wollen, erscheint geradezu verwerflich. Die einen sehen die Existenz der Viren nicht bestätigt, andere wollen sie ausmerzen („Zero Covid“). Doch es schafft viel Erkenntnis und nimmt uns auch etwas Angst vor Viren, sich einmal die Kehrseite der Winzlinge anzusehen, die uns von Beginn der Menschheit an begleiten.

Autor: Andreas Müller-Alwart

➥ Buch zum Beitrag: Viren! Helfer, Feinde, Lebenskünstler

Es gibt Geschichten, die sind uns noch so geläufig und präsent, als ob sie gerade stattgefunden hätten. Und doch sind sie schon einige Jahre alt. Diese hier beispielsweise: Läppische 150 Millionen Jahre, so schätzen Leute, die davon etwas Ahnung haben, muss es her gewesen sein. Sex diente der Fortpflanzung und in der Natur fanden viele Befruchtungen und Geburten außerhalb des Körpers statt – wie bei einigen Fischen: Der Laich wurde vom Weibchen ins Wasser gegeben – das Männchen gab das Sperma darüber. Fertig war die Zeugung und der Quickie war aus unserer Sicht wenig lustvoll. Erst die Spezies der Säugetiere – deren angebliche Krönung der homo sapiens bzw. der Mensch als solcher sein soll – dachte bei sich: Eigentlich ist es doof wie es ist. Alles ist schnell vorbei, die Brut ist ungeschützt und auch der Nachwuchs sollte sich doch eigentlich erst einmal etwas weiterentwickelt haben, bevor er das Licht der Welt erblickt.

Projekt „Nachwuchs im Mutterleib“

Irgendwie so – oder auch anders – könnte die lustvollere Variante der Befruchtungsaktion entstanden sein und die Reifung des Nachwuchses wurde in das geschützte Körperinnere verlagert. Fortan lagen keine Eier mehr herum, die ausgebuddelt und hätten gefressen werden können. Und bei der Geburt hatte der Nachwuchs schon viel bessere Überlebenschancen. Das Projekt, um dies zu bewerkstelligen, war – sagen wir es mal wohlwollend – recht ambitioniert – ein echtes Innovationsprojekt. Vielleicht war es nur eine einzige Eizelle zu Beginn, die mutig war oder vor sich hindöste, denn diese Eizelle unternahm nichts, als sie von Viren umschwirrt wurde, die in sie eindringen wollten und die das auch taten. Gewöhnlich wird dann der hausinterne Sicherheitsdienst gerufen, der die Eindringlinge zerstört und rauswirft. Also folgten die Viren ihrer Bestimmung und hatten freie Hand in der Eizelle. Eine krebsartige Geschwulst in der Eizelle war die Folge. Diese Wucherung wurde größer und größer, hielt aber letztlich inne, ohne die Eizelle zerstört zu haben: So entstand, was heute als Plazenta und rein menschlicher Mutterkuchen verstanden wird. Diesen Mutterkuchen kann man sich wie einen blutigen Schwamm vorstellen, der in das heranwachsende Individuum hineinwächst.

Nachwuchs im Mutterleib. Foto: @iLexx via envato.elements

Ein Krebsgeschwür als Nachwuchsförderprogramm

Es ist schon eigenartig zu wissen, dass die Art, wie wir Menschen gebären und unseren Nachwuchs im Körper aufziehen, etwas mit einem Krebsgeschwür zu tun hat. Doch gerade die Eigenschaften des Krebsgeschwürs machen es ideal bzw. sind das Erfolgsrezept der Plazenta: Sie kommt mit wenig Sauerstoff aus, kann sich gegen hemmende Nachbarzellen behaupten und wird nicht von den körpereigenen Abwehrkräften angegriffen. Die Fachleute sprechen auch vom Pseudo-Krebs in Bezug auf die Plazenta. „Die Viren, die damals am Werk waren, lassen sich nach wie vor identifizieren. Nach 150 Millionen Jahren. Wir können sie heute noch im Labor erkennen“, meint Prof. Dr. Johannes Huber, Mediziner, Theologe und außerordentlicher Professor der Universität Wien*. (1)

*Auf der Suche nach passendem Bildmaterial zu diesem Zitat, eröffnet sich im Suchergebnisfenster eine wunderbare Welt von Abbildungen, die zeigen wie ZIKA-Viren oder Corona-Viren die Plazenta angreifen oder Bilder von beschädigter Plazenta. Einzig die Viren in der Plazenta sind wieder einmal in den Untiefen irgendwelcher Archive verborgen? Somit bleibt offen, was konkret mit der Aussage gemeint ist, „Wir können sie“ (die Viren) „noch heute im Labor erkennen.“ Vermutlich ist wieder einmal gemeint, dass sie an der Gensequenz identifizierbar sind, denn Abbildungen von Viren der Plazenta lassen sich so nicht auffinden, was wie Öl ins Feuer derjenigen Fraktion ist, die ohnehin meint, dass es Viren nicht gibt.

Sind Viren uns in der bisherigen Menschheitsgeschichte eher freundlich oder feindlich zugewandt? Foto: @claudioventrella via envato.elements

Unsere Story bleibt bei der etablierten Meinung, die von der Existenz der Viren ausgeht. Hier geht es um die Frage, ob Viren uns in der bisherigen Menschheitsgeschichte eher freundlich oder feindlich zugewandt sind. Und dazu passt die Entstehungsgeschichte der Plazenta wunderbar. Den ersten Teil der Geschichte – wie Eizelle und Viren sich zusammenfanden – kennen wir nun. Doch dies war ja nur ein Teil des Projektes „Nachwuchs im Körperinneren ausbrüten“, aber immerhin: Durch die Plazenta war eine Verbindung zwischen dem Muttertier und ihrem Nachwuchs geschaffen. Stattgefunden hat dies in einem Tierchen namens Eomaia scansoria. Versteinerungen zeigen es als eine Art Maus. In der Folge mussten gewaltige Veränderungen stattfinden. Das Immunsystem musste überredet werden, diese Viren nicht zu bekämpfen. Das Herz der Maus musste nun für zwei Lebewesen schlagen. Es mussten für die Schwangerschaft mehr Kalorien bereitgestellt werden und diese Pölsterchen beschäftigen die heutigen Mütter auch noch heute, weil sie sich so hartnäckig halten können.

Professor Johannes Huber ist davon überzeugt: „Wer in dieser Geschichte gerne unter den Tisch fallen gelassen wird, sind die Viren. Ohne ihren Beitrag in der mutigen Eizelle wäre aus dem Plan nie was geworden“ und weiter: „Ich finde, es ist an der Zeit für eine Ehrenrettung der Viren.“. (2). Seine Veröffentlichung dazu stammt von 2017 und so mag man denken: Das würde der heute wohl nicht mehr so schreiben. Wer weiß, denn die hier zitierte Buchauflage stammt aus dem Jahre 2020. Wie so oft gibt es in der Natur dieses Schwarz-Weiß-Denken nicht: Immerhin 8 Prozent des menschlichen Erbguts sind viralen Ursprungs. Das Zusammenleben mit Viren scheint also auch an anderen Stellen unserer Evolution von Vorteil gewesen zu sein. In der konventionellen Medizin gelten sie aber eben auch als keineswegs harmlos, weil sie für Unmengen von verschiedenen Erkrankungen verantwortlich gemacht werden. Darunter sind viele bekannte Viren wie Ebola, AIDS. Sars und auch weniger bekannte wie der Epstein-Barr-Virus, den fast jeder Mensch latent in sich trägt und wie ein schwelendes Risiko fatale Auswirkungen auf den Menschen haben kann. (3)

Ein Teil der Viren schützt vor anderen krankmachenden Viren. Foto: @DC_Studio via envato.elements

Viren als Helfer für einen Heilungsprozess?

Im Mutterleib leisten die Viren insofern einen wichtigen Beitrag als sie – über die Mutter dem Kind zugeführt – das Immunsystem trainieren helfen. Viren, die Bakterien auf ihrer Speisekarte haben, die sogenannten Bakteriophagen fressen diese und helfen so mit, eine vorteilhafte Balance zu bewahren. Ein Teil der Viren schützt vor anderen krankmachenden Viren. Es gibt sogar Anzeichen dafür, dass einige Viren dem Immunsystem helfen, Krebszellen zu beseitigen. Man hat beobachtet, dass nach einer Virusinfektion sich Krebserkrankungen erheblich abgeschwächt haben. Auch von Spontanheilungen wird berichtet. In einem komplexen System wie dem menschlichen Körper, der von vielen inneren und äußeren Faktoren beeinflusst wird, ist es natürlich immer schwierig und wagemutig, lineare Kausalitäten herstellen zu wollen. Es ist umso schwieriger, als die konventionelle Medizin keinen holistischen Heilungsansatz hat, sondern sich vorrangig um den Körper kümmert. Selbstheilungen könnten auch die Folge anderer Effekte sein wie z. B.: Meditation, Autosuggestion, veränderte Lebenseinstellung. Wie auch immer. „Viren sind also weit nützlicher, als man ihnen zugesteht. Zwischen Menschen und Viren gibt es demnach so etwas wie eine Ko-Evolution“, meint jedenfalls Johannes Huber. (4) Dann entdeckten die Forscher einen weiteren Aspekt, durch den sie Viren noch etwas Positives abgewinnen konnten.

Der Trick mit dem Scherenschnitt

Per Zufall stellten die Forscher vor einigen Jahrzehnten fest, dass es Bakterien gibt, die in ihrer DNA-Sequenz eine merkwürdige Wiederholung haben. Zunächst konnte man sich keinen Reim darauf machen, dann fand man heraus, dass dieses Bakterium einen Teil einer Virus-DNA-Sequenz eingebaut hat, um es jederzeit wieder erkennen und sich rasch verteidigen zu können. Wenn man so will: eine Art erstes Immunsystem. Sobald das Virus wieder eintraf, wurde es vom Bakterium zerstört – wie mit einer Schere. Das angegriffene Bakterium baut – sofern es den Angriff überlebt – einen Teil des Erbguts des Virus zwischen zwei Wiederholungen ein. Wenn man so will: Es ist, als ob es ein Phantombild des Eindringlings speichert, um ihn später wieder erkennen zu können. Sobald das Virus wieder auftaucht, wird es anhand dieser gespeicherten Sequenz erkannt und zerstört diese Sequenz beim Virus, sodass es sich nicht mehr vermehren kann. Dies geschieht – schnipp-schnapp – mittels der Scherenfunktion, die diese Sequenz an den markierten Positionen abschneidet. Bekanntgeworden ist das Verfahren ab 2002 unter der Bezeichnung CRISPR/CAS9 (Clustered Regularly Interspaced Short Pandromic Repeats), was man sich ausbuchstabiert nur merken muss, wenn man in einer Quizsendung ganz weit nach vorne kommen möchte. Wichtiger ist es zu verstehen, dass somit Tür und Tor geöffnet worden waren, um bestimmte DNA-Sequenzen eindeutig wieder erkennen zu können, um dann diese zu eliminieren.

Per Zufall stellten die Forscher fest, dass es Bakterien gibt, die in ihrer DNA-Sequenz eine merkwürdige Wiederholung haben. Foto: @Image-Source via envato.elements

Wohin wird uns das führen?

Ohne Viren hätten wir die Erkenntnis für diese „Scherentechnik“ nicht. Auf der anderen Seite ist es keineswegs so, dass alle von dieser technologischen Option begeistert wären: Öffnet sie doch wie gesagt Tür und Tor, in die DNA einzugreifen, in dem Glauben, etwas gezielt optimieren oder etwas Unerwünschtes gezielt herausschneiden zu können. Ob dieses so eine ganzheitliche Sichtweise ist, die der Komplexität der Natur gerecht wird, darf skeptisch beäugt werden. Vielmehr zahlt diese Methode erneut auf die konventionelle und technikverliebte Medizinwelt ein. Wohin diese Reise führen könnte, ahnte man vor ein paar Jahren schon sehr genau. Im Zeitalter 2 n. C., also im zweiten Jahr nach Corona-Pandemiestart, brauchen wir keine Vorahnungen mehr, sondern können die Entwicklung beobachten.

Der Traum vom vollen Durchblick

Als Mediziner und Theologe ist Prof. Dr. Johannes Huber natürlich begeistert von den Fortschritten, die immer mehr Zusammenhänge aufzeigen und immer mehr (technische) Möglichkeiten bieten. Als Fan einer holistischen Sichtweise auf den Menschen, begrenzt er sich aber am Ende zu sehr auf die körperlich-technische Ebene. Das wird an seiner Schlussfolgerung deutlich: „Mit jedem Steinchen werden die Verbindungen, die die Natur hergestellt hat, immer logischer. Die Evolution bekommt zusehends etwas Nachvollziehbares.“ Hier scheint der Glaube mitzuschwingen, man müsse nur die DNA komplett analysieren und jedem Gen oder jeder Sequenz bestimmte Eigenschaften zuordnen und schon habe man alles logisch im Griff. Dabei beschleicht jeden ganzheitlich denkenden und die Komplexität der Natur begreifenden Menschen die Sorge, dass hier im Guten geschieht, was letzten Endes fatale Folgen für die Menschheit haben könnte.

Die heutige Lage rund um die Impfdebatte, erscheint angesichts dieser Sichtweisen, umso berechtigter zu sein. Foto: @Prostock-studio via envato.elements

Vor manchen Geschöpfen sollte man sich hüten

Die heutige Lage rund um die Impfdebatte, also den Einsatz gentherapeutischer Methoden, die erst seit 2016 unter die Bezeichnung Impfung eingemeindet wurden, erscheint angesichts dieser Sichtweisen, umso berechtigter zu sein. Gerade auch deshalb, weil ausnahmslos alle Menschen geimpft werden sollen. So kann man abschließend fragen: Ist es wirklich unser Thema, ob Viren existieren? Ist es wirklich unser Thema, ob sie unsere Freunde oder Feinde sind? Oder ist es nicht viel mehr unser Thema, wie salopp wir mit den Erkenntnissen einiger Einblicke in das komplexe System Natur umgehen und welche Risiken sich daraus ergeben könnten?
Es scheint, als ob Viren, Bakterien und Menschen noch etwas gemeinsam haben: Es gibt welche, die es gut meinen und es gibt welche, vor denen sollte man sich besser hüten.


Quellen- und Literaturverzeichnis:

  1. Seite 61, „Der holistische Mensch“ – Wir sind mehr als die Summe unserer Organe“, Prof. Dr. Johannes Huber, Goldmann, 1. Auflage 2020
  2. Seite 63, „Der holistische Mensch“ – Wir sind mehr als die Summe unserer Organe“, Prof. Dr. Johannes Huber, Goldmann, 1. Auflage 2020
  3. Welt der Gesundheit TV, Epstein-Barr-Virus – die unterschätzte Gefahr, Andreas Müller-Alwart, 12.02.2022 https://weltdergesundheit.tv/unterschaetzte-gefahr-epstein-barr-virus-ebv/
  4. Seite 65, „Der holistische Mensch“ – Wir sind mehr als die Summe unserer Organe“, Prof. Dr. Johannes Huber, Goldmann, 1. Auflage 2020

Videotipps:

  1. „Die Viren im Erbgut sind unsere Freunde“, Ori Schipper, NZZ, Download 08.01.2022
    https://nzzas.nzz.ch/wissen/die-viren-im-erbgut-sind-unsere-freunde-ld.1631197#back-register
  2. „Viren – Freunde oder Feinde des Menschen“, Download 08.01.2022 https://www.openscience.or.at/de/wissen/genetik-und-zellbiologie/2020-04-02-viren-freunde-oder-feinde-des-menschen/
  3. Ohne Viren gäbe es schlicht kein Leben“, Virologin Prof. Dr. Karin Möllling, YT 08.01.2022 https://www.youtube.com/watch?v=3ThS_Rsr5B8

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