Wo fang ich an – wo hör ich auf: Der holistische Mensch

Ganzheitlich betrachtet wird der Mensch zu einem Wunderwerk, dem die konventionelle Medizin, die (fast) nur auf den Körper schaut, nicht annähernd gerecht wird. Dabei verbirgt sich hier ein unglaubliches Heilungspotenzial und mündet dieser Ansatz automatisch in eine „Neue Medizin“. Was steckt dahinter und warum ist dieser Ansatz so faszinierend? Das erfährst du in unserem Beitrag – Der holistische Mensch

Autor: Andreas Müller-Alwart

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Was unterscheidet einen toten von einem lebendigen Arm? Im toten Arm fließen keine Elektronen mehr. Der Arm und eben auch der gesamte Mensch ist mehr als die Summe seiner Teile. Der Hauch des Lebens kommt hinzu. Was soll das sein: Elektronen, der Hauch des Lebens? Letztlich sind es immer Informationen, die ein Leben ausmachen und beeinflussen. Die Bibel (Johannes-Evangelium) beschreibt es als „Am Anfang war das Wort“, wobei die Übersetzung auch oft als „Am Anfang war das Licht“ wiedergegeben wird. Prof. Dr. Dr. Johannes Huber, der sich als Theologe und Mediziner (Gynäkologe) mit dem holistischen Menschen beschäftigt, meint: „Am Anfang war die Information. Alles ist durch Information geworden. In ihr war das Leben. Und durch sie wurde der Mensch.“ (1) Dieser Mensch ist nicht einfach so da, sondern sein Schicksal ist aus einem früheren Leben mitbestimmt. Es ist kein Zufall, dass er so ist, wie er ist.

Die Trennung von der getrennten Sichtweise

Huber ist nicht der Einzige, der sich ganzheitlich (holistisch) mit dem Menschen beschäftigt. Auch der Psychoimmunoneurologe Prof. Dr. Christian Schubert sieht den Menschen als Ganzes. Die Trennung des Menschen in Körper, Geist und Seele, die einst von René Descartes erdacht wurde, hat der sogenannten Schulmedizin zu erheblichen Erfolgen verholfen, die vor allem im Bereich (Unfall-) Chirurgie vielen Menschen das Leben gerettet oder erleichtert haben. Dennoch meinen Huber und Schubert, es sei an der Zeit, den Menschen wieder als Gesamtes zu betrachten. Eine neue Medizin erkennt die Zusammenhänge zwischen Gedanken, Mitwelt, Psyche und vielen anderen Faktoren und dem Körper. Erkrankungen werden als wegweisende Symbole dafür verstanden, sich den Menschen als Ganzes in seinem sozialen, psychischen und ökologischen Gefüge zu betrachten.

Foto: @EdVal via envato.elements

Holistik – was bedeutet diese Art der Betrachtung?

Ein delikates Beispiel zeigt uns rasch, um was es geht: Stellen wir uns vor, wir kämen zu einem Hundehaufen, der mitten auf dem Gehweg liegt – frisch hinterlassen, dampft er vor sich hin. Eine Schar von Fliegen hat sich bereits versammelt und zwei Mistkäfer sind auch schon im Anmarsch. Wann immer wir solchen Hundekot finden, so finden wir auch Fliegen und Mistkäfer. Also eine ganz klare Sache: Fliegen und Mistkäfer sind offensichtlich die Verursacher dieser Hinterlassenschaften. Arbeitet die moderne Schulmedizin nicht exakt so? Der Hundehaufen ist eine Erkrankung – sagen wir mal – es ist ein Krebstumor mit Krebszellen, den es zu vernichten gilt. Diesem wird noch eine Ursache aus dem unmittelbaren Erfahrungsschatz hinzugefügt. Handelt es sich um Leberkrebs, ist die Ursache vermutlich eine Fettleber und die Ursache dahinter wahrscheinlich Alkohol oder zu viel Fructose-Konsum. Diese Betrachtungsweise fokussiert rein auf den Hundehaufen, die Fliegen und die Käfer – oder etwa nicht? Wer kümmert sich um die wirkliche Ursache – den Hund? Und warum hat der Hund gerade jetzt und gerade hier sein Geschäft erledigt? Gut – der Hundekot kann weggeräumt werden und dann versucht man alles in die Wege zu leiten, dass so etwas nicht mehr passiert. Erkennbar am Schild „Hier ist kein Hundeklo!“. Zurück zum Krebs. Hinterfragt der Schulmediziner, wie es zu dieser Fettleber kam? Eilt ein Ernährungsberater heran, der dem Patienten gute Tipps mit auf den Weg gibt, wie er die Fettleber vermeiden kann, z. B. indem er weniger Obst isst. Das wäre immerhin ein erster ganzheitlicher Ansatz und so erfolgversprechend wie das Schild „Hier ist kein Hundeklo!“, das in erster Linie die Zielgruppe lesender Hunde zur Einsicht bringen dürfte. Die Ursachen dahinter sind weiter unklar – sowohl beim Hund als auch beim Tumorkranken. Warum isst denn der Patient so viel Obst? Was ist die dahinterliegende Konditionierung? Wer schaut über die schulmedizinische Grenze des Körpers hinaus. Ist der Patient vielleicht traumatisiert? Ist er einsam? Trinkt er deswegen vielleicht zu viel Alkohol? Wäre vielleicht eine Psychotherapie eine wirksame Maßnahme, um die Ursachen zukünftig nachhaltig zu beheben? Wahrscheinlich wird ihm ein Teil der Leber entfernt werden und er die ein oder andere Chemotherapie erhalten. Dann kehrt er nach Hause zurück. Schulmedizinisch geheilt, aber holistisch ist keine der Ursachen beseitigt, sondern nur die Symptome sind weg.

Es sollte verständlich geworden sein, wie der holistische Ansatz über die heute übliche duale Sichtweise hinausgeht. Nun kommen noch zwei überaus faszinierende Aspekte hinzu, denn die Information, die transportiert wurde, um den Krebs entstehen zu lassen, könnte unter Umständen mit dem Tumorpatienten gar nichts direkt zu tun haben. Vielleicht hat er weder zu viel Obst gegessen noch zu viel Alkohol getrunken, sondern schlicht und einfach eine Veranlagung zum Leberkrebs, die ihm schon mit der Geburt mitgegeben wurde? Kann so etwas möglich sein?

Foto: @iLexx via envato elements

Die Information aus der Vergangenheit – die Epigenetik

An dieser Stelle liefert die Epigenetik Erklärungen. Die Epigenetik untersucht, woran es liegt, dass bestimmte Gensequenzen auf unserer DNA (Codierung unseres Erbguts) manchmal ein- und manchmal ausgeschaltet sind. In der Evolution spielt die Epigenetik eine große Rolle. Sie erspart es der Natur, jedes Mal einen Eingriff in die DNA machen zu müssen, wenn – umweltbedingt – eine zeitweise Modifizierung für unser Überleben wichtig wäre. Stattdessen bietet sie „Schalter“ an, die bestimmte Sequenzen in der DNA ein- oder ausschalten. Dieses Prinzip ist hilfreich, um schneller und flexibler reagieren zu können. Und jetzt kommt eine der entscheidenden Erkenntnisse: Solche Schalterstellungen können zusammen mit der DNA vererbt werden und dies sowohl im eingeschalteten wie auch im ausgeschalteten Zustand. Es kann also sein, dass jemand sein ganzes Leben verbringt, ohne dass dieser Schalter auf „An“ geschaltet wird. Es kann aber auch sein, dass irgendein Anlass diesen Schalter aktiviert.

Schalterstellungen sind Vorbestimmungen unseres Lebens

Die De-/Aktivierung kann durch Umwelteinflüsse von außen oder Prozesse innerhalb des Körpers passieren. Es ist sogar bekannt, dass Gedanken und Traumata solche Schalter beeinflussen können. Und diese Informationen können aus einem früheren Leben stammen. Dies ist auch aus der Traumatherapie bekannt und dort über mehrere Generationen hinweg. Ein Beispiel: Eine Urgroßmutter war im Krieg vergewaltigt worden und hatte daraufhin ein Trauma, in dessen Verlauf sie sich angewöhnt hat, ein bestimmtes Verhalten zu praktizieren. Z. B. sich übergeben zu müssen, wenn sie den Geruch, den der Vergewaltiger an sich hatte, wieder roch. Diese Information ist nicht in die DNA eingeflossen, aber epigenetisch hat sie sich der Körper gemerkt: als Schalterstellung. Die Urgroßmutter verstirbt und weder die Großmutter noch die Mutter leiden unter dem Trauma. Die Tochter hingegen hat immer wieder Situationen in der Schule, in der sie sich grundlos immer wieder übergeben muss. Die Lehrer sind ratlos, die Eltern und Mitschüler ohnehin. Die Schulmediziner untersuchen eingehend den Körper und können mit dem Symptom nichts anfangen. Es ist keine messbare, keine sichtbare Ursache zu finden. Erst ein Psychotherapeut erkennt – vielleicht mithilfe einer Hypnosesitzung – das Trauma, das gar nicht die Tochter erlebt hatte. Auch die Ursache – der Geruch eines Lehrers im Klassenraum – wird gefunden. Dies alles ist nur möglich, wenn der Mensch holistisch betrachtet wird und es zeigt: Hier spielt eine Information aus einer ganz anderen Zeit eine Rolle, die sich der konventionellen Medizin nicht zeigt.

Ein Trauma kann über mehrere Generationen hinweg gehen. Foto: @aleeenot via Twenty20

Die Information ohne Raum – die Quantenphysik

Aus der Quantenphysik kommt noch die Erkenntnis hinzu, dass weder Zeit noch Raum eine Rolle spielen, wenn es um die Informationsübertragung geht. Der österreichische Quantenforscher Anton Zeilinger erklärt dazu in einem Interview: „Wichtiger als die Konzepte Raum und Zeit ist das Konzept der Information, und Information ist offenbar unabhängig von Raum und Zeit. […] Für mich deutet das in die Richtung, dass Information fundamentaler als alle anderen Konzepte ist.“ (2) In der Quantenphysik können zwei Teilchen, die sich an völlig unterschiedlichen Orten befinden, so miteinander verbunden sein (Prinzip der „Verschränkung“), dass Teilchen A in Afrika auf einen Impuls – also z. B. eine Information – in gleicher Weise und „zeitgleich“ reagiert wie Teilchen B in Amerika. Wir Menschen haben unter bestimmten Umständen auch die Begabung, solche Verbindungen zu spüren: Man denkt an Tante Ilse in den USA und kurz darauf ruft sie an. Man geht spazieren und fühlt sich auf einmal schlecht, hat Herzstiche, nach ein paar Minuten sind die Symptome weg. Später zeigt sich die Ursache: Gerade zu dieser Zeit ist die geliebte Schwester tödlich verunglückt.

Salutogenese wäre die Lösung

Wenn wir den Menschen holistisch betrachten, so ergeben sich nicht nur viele, viele Erklärungen für scheinbar mystische, esoterisch wirkende Phänomene, sondern wir entdecken auch ein Potenzial von sinnvollen Heilungsmöglichkeiten auf vielen weiteren Ebenen. Eine Medizin, die auf dieses Potenzial setzt, ist nachhaltiger, ganzheitlicher und bewegt sich mehr hin zu einer Salutogenese. Damit ist eine Medizin gemeint, die es in den Mittelpunkt stellt, den Menschen in seiner Gesundheit zu halten, im Gegensatz zur Pathogenese (pathogen = krankmachend), die sich erst um den Menschen kümmert, wenn er mit Symptomen (Erkrankungen) beim Arzt vorstellig wird. Das Prinzip war bei einigen Urvölkern ganz normal. Der „Dorfarzt“ wurde bezahlt, WENN alle gesund waren. Je mehr Leute und je länger die Leute gesund waren, desto höher waren sein Ansehen und sein Einkommen.

Foto; @twenty20photos via envato.elements

Wann kommt diese neue Medizin zu uns?

Während die wissenschaftlichen Erkenntnisse und auch viele tradierte Erfahrungsreichtümer aus unterschiedlichen Regionen der Erde, für eine sofortige Umstellung auf diese neue Medizin und ihre ganzheitliche Sichtweise sprechen, wehrt sich die Schulmedizin. Dies hat vermutlich zwei wesentliche Gründe: Wenn man als Arzt in seiner Ausbildung zu mehr als 90 % rein auf den Körper ausgebildet wurde und dann einige Jahrzehnte in dieser Welt praktiziert hat, so stellt die neue Medizin das bisherige Weltbild deutlich auf den Kopf. Eigentlich überflüssig, denn man könnte diese beiden medizinischen Wege auch als Ergänzungen verstehen, die sich nicht zwingend kannibalisieren müssen. Zum anderen ist die heutige Medizin sehr stark ökonomisiert und technisiert. Dahinter stecken erhebliche wirtschaftliche, politische Interessen und auch mächtige Institutionen. Man stelle sich vor, die Leute lernten alle ihre Symptome ursachenbezogen zu beseitigen und lebten fortan achtsam und gesund. Ein geheilter Patient ist vor allem auch eines: Ein verloren gegangener Kunde. Deswegen – und auch weil das Abrechnungssystem der gesetzlichen Krankenkassen das honoriert – sind eher chronisch Kranke von Vorteil als chronisch Gesunde. „Prävention kostet die Industrie Milliarden. Reparatur bringt der Medizin Milliarden. Diese zynische Doppelmoral, die Verlogenheit. Es geht hier nicht um die Gesundheit der Menschen, sondern um Macht und Geld.“ (4)

Raus aus der Maschinenmedizin“

Der ganzheitlich denkende Arzt, Psychotherapeut und Bestsellerautor Prof. Dr. Christian Schubert meint deswegen auch passend: „… man kann Medizin nicht ohne Kultur denken. Wir können keinen Paradigmenwechsel in der Medizin schaffen, wenn wir keinen Kulturparadigmenwechsel schaffen. Raus aus der Maschinenmedizin, der Maschinenideologie, weg von höher, schneller, weiter, kräftiger, größer, jünger – weg von all dem, was uns alle in diesem industrialisierten, mechanisierten Konstrukt von Gesellschaft und Kultur seit Jahrzehnten quält. Ich denke, es muss sich sehr viel in Richtung einer neuen Weichheit, einer neuen Emotionalität ändern. Emotion ist nicht schwach. Das würde alles dazu gehören.“ (3) Und natürlich ist es kein Paradigmenwechsel, wenn sich viele Krankenkassen neuerdings aus Imagegründen als Gesundheitskassen bezeichnen und Bonusprogramme für Vorsorgeuntersuchungen und Zahnreinigungen auflegen. Dieser neue Anstrich ist gut für das Marketing und er entstammt der gleichen linearen Sichtweise von Ursache und Lösung, an der die Medizin derzeit oft strauchelt. Manchmal fehlt es einfach in unserer Gesellschaft an weitreichenden Träumen für wirklich wesentliche, strukturelle Veränderungen. Dabei sind wir Menschen die einzigen, die dieses Prinzip nicht beherrschen: Die Natur selbst und ihre Evolution machen uns hingegen vor, wie es eigentlich sinnvoller wäre.

Quellenverzeichnis:

  1. „Der holistische Mensch“, Wir sind mehr als die Summe unserer Organe, Prof. Dr. Dr. Johannes Huber, Goldmann, 1. Auflage 2020
  2. Seite 15, „Der holistische Mensch“, Wir sind mehr als die Summe unserer Organe, Prof. Dr. Dr. Johannes Huber, Goldmann, 1. Auflage 2020
  3. Seite 247, „Stresstest Corona – warum wir eine neue Medizin brauchen“, Prof. Dr. Christian Schubert, Books On Demand, 1. Auflage 2021
    Das Zitat aus dem Buch ist gleichzeitig der Abdruck des Textes eines Interviews von Gunnar Kaiser (Kaiser TV) mit Christian Schubert vom 08.07.2021
    https://kaisertv.de/2021/07/08/das-ist-die-groesste-krise-der-westlichen-medizin-prof-dr-dr-christian-schubert-im-gespraech/ (am 12.02.2022 leider nicht (mehr) verfügbar).
  4. Seite 225, „Stresstest Corona – warum wir eine neue Medizin brauchen“, Prof. Dr. Christian Schubert, Books On Demand, 1. Auflage 2021

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