Charaktertypologie nach Wilhelm Reich – BIG FIVE

Heute, im dritten und letzten Teil, schauen wir uns die anderen Charaktertypen an. Die ursprünglichen Namen, die Wilhelm Reich den Typen gab, sind für manch einen befremdlich. Deshalb gebe ich auch die neuere Bezeichnung an, so wie sie von John Pierrakos und Alexander Lowen dann genutzt wurden. Für den Laien kann es nämlich schnell zu Missverständnissen kommen, wenn er ohne Vorkenntnisse mit den originalen Bezeichnungen konfrontiert wird. So denkst du vielleicht beim schizoiden Charaktertyp, es sei das gleiche wie Schizophrenie, dem ist nicht so. Damit es aber nicht zur Verwechslung mit den psychiatrischen Krankheitsbildern kommt, hat man dann sehr bald mildere Bezeichnungen gewählt, die ohnehin viel zutreffender sind. Das nur nochmal als Erklärung.

➥ Autor: Barbara M. Thielmann

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Wilhelm Reich und die Charaktertypen

Vom ungewollten Kind (Schizoider) zum bedürftigen Kind (Oraler Typus)

Alle Menschen haben ihr ganzes Leben lang Bedürfnisse und Wünsche. Ein wichtiges Entwicklungsstadium in der Kindheit ist die Entwicklung von der Abhängigkeit zur Unabhängigkeit. Dies geschieht bei uns allen in mehreren Phasen und auf verschiedenen Ebenen. Im Säuglingsalter, von der Geburt bis zum Alter von etwa 3 Jahren, befindet sich das Kind auf einer Reise. Die es langsam von einem Ort der völligen Abhängigkeit zu einem Ort der mehr oder weniger grundlegenden Autonomie und der Trennung von den Eltern auf physischer und einiger emotionaler Ebene führt. In der Zeit von null bis eineinhalb Jahren entsteht dieser Typus.

Wilhelm Reich, Ganzheitliche Methodik

Foto: ©2014 CADUCEUM forum für ganzheitliche methodik

Der „bedürftige“ Charakter ist in seiner Entwicklung gestoppt oder unterbrochen worden, um seine frühen Bedürfnisse, seine Abhängigkeit und die Befriedigung seiner Abhängigkeiten zu befriedigen. Die Bedürfnisse können physischer Natur sein, d. h. ausreichend gestillt und damit ernährt werden, ausreichend physische Bedürfnisse wie Berührung, Kleidung, Stimulation in der Umgebung oder emotionale Bedürfnisse wie Berührung, Anwesenheit der Mutter, Liebe, liebevolle Augen und verbales Gurren des Kindes. Bei diesem Typ finden wir auch den starken Oxytocinmangel.

Die Verteidigungsstrategie des bedürftigen Kindes besteht darin, Schwäche und Bedürftigkeit vorzutäuschen. Diese überdehnte Körperstruktur (oft groß, dünn, mit sogenannter Trichterbrust) kann keine natürliche Energiebewegung lange ertragen. Da es aber für die Bedürftigkeit einen Schutz braucht, zieht dieser Charaktertyp oft den starken Psychopathen bzw. Führungstypus an.

Wilhelm Reich und die Bedürfnisse von Kindern
Foto: @bilanol via envato.elements

Das aggressive Kind

Geprägt durch narzisstische & manipulative Eltern

In der Regel sind es die folgenden Kindheitsdynamiken, die einen Menschen zu einem Controller/Leader-Ergebnis führen, aber auch andere Dynamiken können zu diesem Ergebnis führen. Das Grundbedürfnis eines jeden Menschen ist es, ein gesundes Selbstwertgefühl zu haben. Selbstwertgefühlsprobleme sind der Kern dieser Persönlichkeitsstruktur. Wie der perfektionistische Charakter, den wir zum Schluss besprechen, schafft sich dieser Typus ein falsches Selbst, um mit der Ablehnung des eigenen Wesens und seiner Menschlichkeit fertig zu werden.

Wilhelm Reich und Psychopathische Charakterstruktur
Foto: ©2014 CADUCEUM forum für ganzheitliche methodik

Der Unterschied besteht darin, dass die Ablehnung ausdrücklich von den Eltern kommt, die das Kind ständig herabsetzen und „narzisstisch verletzen“. Es steht hilflos zwischen beiden Elternteilen, die es zur Kommunikation untereinander manipulieren. Das ist etwas ganz Schlimmes für ein Kind, denn es kann sich nicht für oder gegen einen Elternteil entscheiden, das hat die Natur nicht vorgesehen. Das Kind braucht beide Eltern und die Liebe beider Eltern. Im Falle des aggressiven Charaktertyps muss es für seine Liebe zu beiden lügen und lernt so ebenfalls zu manipulieren.

Der Elternteil hat den authentischen Selbstausdruck des Kindes entweder als „nicht genug“ oder „zu viel“ für den Elternteil beurteilt und herabgesetzt. Oder der Elternteil hat vom Kind mehr Befriedigung, Aufregung oder Bedeutung verlangt, als möglich war, oder eine Kombination von all dem. Hier herrscht ein gewisses Maß an Chaos und Instabilität bei den Eltern. Die Eltern lehnen im Wesentlichen die eigene Natur und Menschlichkeit ihres Kindes ab und versuchen stattdessen, das Kind in eine idealisierte Version seiner selbst zu zwingen. In der Grandiosität und eine Form von Perfektion die einzige Wahl in allen Aspekten und Dimensionen des Lebens sind. In der Regel gelingt es dem Kind nicht, dem grandiosen, falschen, idealisierten Bild zu entsprechen, zu dem die Eltern es zwingen. Je stärker dieser Typus bei einem Kind ausgeprägt ist, desto narzisstischer waren die Eltern ausgeprägt. Die Stärke in diesem Kind ist die Fähigkeit in der Tat eine Führungsperson zu sein. Das ist nämlich das stille Potenzial dieses Charaktertypen. Er ist stark, kann Schutz geben und die Verantwortung für viele Menschen als Führungsperson übernehmen.

Und daher ist die Verteidigungsstrategie des aggressiven Charaktertyps Überaggression, Einschüchterung, Manipulation. Der Typ wird deswegen auch als psychopathische Charakterstruktur bezeichnet. Sie begründet sich in der Anziehung und zum Teil Verführung sowie der Ablehnung durch das andersgeschlechtliche Elternteil.

Verteidigungsstrategie
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Das erduldende Kind

Geprägt durch entwürdigende Ereignisse und Einschränkung seiner Kreativität

Die Kindheitsdynamik, die dazu führt, dass eine Person einen Erduldungs-Charakter hat, basiert in der Regel auf dem Bedürfnis des Kindes, sich von den Eltern zu lösen, sich zu individualisieren und eine eigene, einzigartige, enorm kreative Identität zu entwickeln. Ein häufiges ungelöstes Problem der Eltern bei Kindern ist ihr Bedürfnis, die totale Kontrolle über das Kind zu haben oder das Kind auf eine idealisierte Reihe von Werten oder Ergebnissen hin zu regulieren und zu kontrollieren.

Wilhelm Reich, Masochistische Körperstruktur
Foto: ©2014 CADUCEUM forum für ganzheitliche methodik

Wir werden geboren und sind dazu bestimmt, unseren einzigartigen Charakter frei zum Ausdruck zu bringen und innerhalb dieser Freiheit zu leben, indem wir angemessene Grenzen, Verantwortlichkeiten und Verpflichtungen gegenüber anderen lernen. In uns allen gibt es eine ständige Dynamik, frei zu sein und innerhalb der Gemeinschaft, Gruppe oder Familie, der wir angehören, Akzeptanz zu finden. Die erduldende Persönlichkeit, oder der Lastenträger, war im Wesentlichen ständiger Einmischung, Kontrolle und demütigender Unterwerfung durch einen oder beide Elternteile ausgesetzt, bis sie ihren freien Willen und ihre Freiheit aufgegeben hat. Wir sehen die Resignation in der Körperstruktur gespiegelt. Die Pobacken sind zusammengekniffen und signalisieren: durchhalten. Doch der Rest des Körpers hat sich den permanenten Übergriffen und Erniedrigungen durch einen Elternteil ergeben.

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Das zwanghaft, perfektionistische Kind

Geprägt durch den gegengeschlechtlichen Elternteil und dem Satz: Leistung für Liebe

Das Bedürfnis, perfekt zu sein, ist eine falsche Illusion. Wir sind als Menschen geboren und dazu bestimmt, menschlich zu sein und in dieser Menschlichkeit zu leben, die das Paradoxon der Vollkommenheit in unserer Unvollkommenheit ist. Der rigide Mensch lehnt im Wesentlichen seine eigene Natur, Sexualität und Menschlichkeit ab und versucht stattdessen, eine idealisierte Version seiner selbst zu sein, bei der Perfektion in allen Aspekten und Dimensionen des Lebens die einzige Wahl ist.

Rigide Körperstruktur
Foto: ©2014 CADUCEUM forum für ganzheitliche methodik

Die Kindheitsdynamik, die einen Menschen dazu bringt, eine perfektionistisch-zwanghafte Struktur zu erwerben, ist typischerweise diejenige, bei der das Kind in der sich entwickelnden ödipalen Phase im Alter von 3 bis 4 Jahren bis zum Alter von etwa 7 Jahren oder in den frühen Teenagerjahren ständig von dem Elternteil des anderen Geschlechts und möglicherweise auch des gleichen Geschlechts zurückgewiesen wurde. In diesem Alter hat das Kind natürliche instinktive Impulse, sich zu dem Elternteil des anderen Geschlechts hingezogen zu fühlen, und es durchläuft einen unschuldigen und infantilen Verliebtheitsprozess zu diesem Elternteil.

Die Zeit, wo Mädchen ihren Vater heiraten wollen und Jungs zu ihrer Mutter sagen, dass sie diese lieben und niemals verlassen werden. In diesem Prozess wird das Kind diesem Elternteil gegenüber verletzlich und völlig offenherzig, und da es sich in einem ödipalen Stadium befindet, kann es auch infantile sexuelle Impulse gegenüber diesem Elternteil haben. Die Verantwortung des Elternteils besteht darin, sich dieser entstehenden Dynamik bewusst zu sein und geschickt damit umzugehen. Sodass das Kind nicht abgelehnt, benutzt, bestraft oder beschämt wird, weil es natürliche Impulse des Herzens und seiner Sexualität hat und diese auf kindliche Weise zeigt.

Nebenbei ist der verletzende Elternteil meist selbst ein perfektionistischer Mensch, der per definitionem ein verschlossenes Herz hat, in seinem Kopf lebt und sich durch die Gefühle anderer bedroht fühlt. In jedem Fall wird der erwachsene Elternteil das Kind, das sich ihm aus Liebe nähert, abweisen, kritisieren, bestrafen oder zurückweisen. Das Kind wird durch diese wiederholten Versuche lernen, eine Abwehrhaltung einzunehmen, die es daran hindert, zurückgewiesen zu werden und die schmerzhaften Gefühle überhaupt zu empfinden. Es wird seine Umgebung später kontrollieren, organisieren, wird versuchen, immer erfolgreich zu wirken. Was dabei zu kurz kommt, sind jedoch die Herzensgefühle, denn von denen wird es als Erwachsener abgeschnitten sein. Frigidität, mit und ohne Nymphomanie, gehört auch dazu. Diese Menschen sagen antworten gerne auf die Frage: wie geht es Dir, mit ich denke gut!

Foto: @photocreo via envato.elements

Der richtige Lösungweg

Welche Lösungswege bieten sich an, die erstarrten Muster zu lösen um an die blockierten Potentiale zu kommen?

Die Antwort ist recht simpel: Körperarbeit. Durch Körperarbeit, bezogen auf die jeweiligen Charakterstrukturen, erreicht man die eingefrorenen Muster, die dann (zum Teil brutal) an die Oberfläche kommen und sich durch Tränen, Schreien, Angst, Wut, Verzweiflung zeigen können. Das ist der erste Schritt, die Muster aufzulösen, denn nun sind sie plötzlich sichtbar und können angegangen werden.

Therapieformen zur Lösung eingefrorener Körper- und Charakterstrukturen können sein:

  • Bioenergetik
  • Rolfing®
  • Faszienbehandlungen
  • Cranio-Sakrale Techniken
  • MFT (Mentalfeldtherapie)
  • Kinesiologie

Wichtig ist, dass das CORE wieder frei fließen kann und die Verbindung vom physischen Selbst über das Herz zum höheren Selbst wieder frei wird.

Würden wir Menschen gezielter an uns arbeiten und würde diese Art der Psychotherapie gefördert werden, mit all ihren Ergänzungstherapien, sähe unsere Welt anders aus, denn wir hätten glückliche Eltern und glückliche Kinder und logischerweise viel weniger Krankheiten.

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Die in diesem Beitrag enthaltenen Informationen können die Beratung durch einen Arzt nicht ersetzen – sie sind keine medizinischen Anweisungen. Die Informationen dienen der Vermittlung von Wissen und können die individuelle Betreuung bei einem Sprechstundenbesuch nicht ersetzen. Die Umsetzung der hier gegebenen Empfehlungen sollte deshalb immer mit einem qualifizierten Therapeuten abgesprochen werden. Das Befolgen der Empfehlungen erfolgt auf eigene Gefahr und in eigener Verantwortung

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