Unerfüllter Kinderwunsch – Was Paare tun können

Wünscht Ihr Euch schon seit Jahren vergeblich ein eigenes Kind? Dann geht es Euch, wie jedem zehnten Paar. Obwohl es viele Paare betrifft, denken nur wenige über eine Kinderwunschbehandlung nach. Stattdessen versuchen sie oft jahrelang vergeblich, schwanger zu werden. Sex wird zum Leistungssport und findet nur zum optimalen Empfängniszeitpunkt (2 Tage vor dem Eisprung bis ein Tag danach) statt. Unter dem Druck gehen viele Partnerschaften in die Brüche.

➥ Autor: Marén Kalz

DOCTOR RAW – Schwangerschaftspaket

Optimale Voraussetzungen schaffen

Egal ob Ihr auf natürlichem Weg oder mit Hilfe der Reproduktionsmedizin an Eurem Wunder arbeiten möchtet, in beiden Fällen solltet Ihr Euch im Vorfeld um beste Voraussetzungen bemühen. Sowohl körperlich als auch mental solltet Ihr beide gesund sein.

Körperliche Gesundheit

Bevor Ihr ernsthaft das Kinderthema angeht, bzw. wenn Ihr bereits mehr als zwei Jahre bei regelmäßigem Sex vergeblich versucht, schwanger zu werden, solltet Ihr Euch ärztlich untersuchen lassen. Ist bei Euch organisch alles in Ordnung, dann könnt Ihr noch Eure Lebensumstände optimieren.

Häufig wird das Alter als Problem angesehen, da sich immer mehr Paare für eine spätere Schwangerschaft entscheiden. Das Alter, in dem statistisch gesehen die Schwangerschaft am schnellsten eintritt ist zwischen dem 20. bis 30. Lebensjahr. Aber auch später können Paare problemlos ein Kind bekommen. Bei Männern geht es theoretisch bis ins hohe Alter und auch Frauen können so lange Kinder bekommen, wie der Vorrat an Eizellen nicht erschöpft ist. Das lässt sich mittels Ultraschalls und Blutabnahme überprüfen.

Alkohol, Nikotin, Drogen und eine ungesunde Ernährung wirken sich nicht nur nachteilhaft für die körperliche Gesundheit aus, sondern sind auch mit erheblichen Nachteilen für den Kinderwunsch verbunden.

Auch Bewegungsmangel, übertriebener Sport, Hitze, Strahlenbelastungen oder schädliche Umwelteinflüsse wirken sich negativ auf eine zukünftige Schwangerschaft aus. Das Gleiche gilt für Über- und Untergewicht.

Alle diese Faktoren können sich auf das Blut, auf Hormone und vor allem auf die Leber auswirken. Dadurch kann das Herzkreislaufsystem, der Stoffwechsel und auch das Immunsystem beeinträchtigt werden.

Wer sich hier um Optimierung bemüht, ist dem Wunsch vom eigenen Kind schon einen großen Schritt näher.

Foto: @sofiiashunkina via envato.elements

Mentale Gesundheit

Die Kinderwunschzeit ist für das Paar sehr nervenzerrend. Stress, egal aus welchem Grund, wirkt sich nicht nur auf den Körper aus, sondern kann sich auch auf die Fruchtbarkeit und Zeugungsfähigkeit auswirken.

Erschöpfung, Nervosität, Konzentrations- und Schlafprobleme sind häufig die ersten Anzeichen für beruflichen, privaten oder gesundheitlichen Stress. Dies kann sich negativ auf die Lust auswirken, was wiederum schlecht ist für die natürliche Empfängnis.

Außerdem kann sich Dauerstress auf das Immunsystem, auf unsere Emotionen und auf unser Hormonsystem auswirken.

Tipps für die körperliche und mentale Gesundheit

Viele Dinge zur Verbesserung der körperlichen Gesundheit sind naheliegend:

  • Alkohol-, Drogen- und Nikotinkonsum einstellen
  • sich regelmäßig sportlich betätigen, aber nicht übertreiben
  • sich ausgewogen ernähren (gegen gelegentliche Snacks ist nichts einzuwenden)
  • starke Hitze- oder Kälteeinwirkungen vermeiden
  • sich keiner unnötigen Strahlengefahr oder Umweltverschmutzung aussetzen
  • regelmäßige Kuren, zur Entlastung der Leber durchführen

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Für die mentale Gesundheit kannst Du auch viel machen. Vor allem sollten hier die vier Grundbedürfnisse der Psyche berücksichtigt werden – Beziehungen, Selbstwirksamkeit, Selbstwert und Genuss. Folgende Dinge kannst Du tun, um mental gesund zu bleiben:

  • Verbinde Dich mit anderen Menschen und unternehmt gemeinsam etwas, wodurch Du positive Erlebnisse hast und Deinen Selbstwert und Deine Selbstwirksamkeit steigerst
  • Auch körperliche Betätigungen steigern Deinen Selbstwert und schütten positive Hormone aus
  • Erlerne neue Fähigkeiten, dadurch hast Du einerseits positive Erfahrungen und stärkst auch Dein Selbstvertrauen
  • Gib anderen, indem Du Dich z.B. ehrenamtlich betätigst – die Forschung zeigt, das Geben positive Emotionen schafft
  • Gehe achtsam durchs Leben und genieße den Augenblick, achte vor allem auch auf Deine Gedanken und Gefühle
  • Erlerne Entspannungstechniken wie Hypnose, Yoga oder Atemtechniken, um jederzeit Deinen Stresspegel herunterzuregulieren

Foto: @RossHelen via envato.elements

Kinderwunschbehandlung

Wenn Ihr Euch jetzt optimal vorbereitet habt und auf natürlichem Weg keine Schwangerschaft eingetreten ist, gilt es nun nach der geeigneten Behandlung zu suchen. Lasst Euch dafür von Euren Ärzten beraten oder sucht zunächst eine Kinderwunschpraxis in Eurer Nähe auf.

Es werden im Vorfeld einige sehr persönliche Gespräche stattfinden. Deshalb ist es wichtig, eine Praxis oder Klinik zu finden, bei denen das Vertrauen von Anfang an stimmen. Viele dieser Einrichtungen arbeiten eng mit Psychologen oder Psychotherapeuten zusammen. Wenn Ihr Ängste habt oder Euch unsicher seid, nehmt diese Beratungen unbedingt in Anspruch.

Welche Verfahren gibt es?

Der erste und einfachste Schritt auf dem Weg zum Wunschkind sind die Zyklusoptimierung. Dabei wird mittels Ultraschall der optimale Zeitpunkt für die Empfängnis bestimmt und das Paar bekommt dann mitgeteilt, wann es Geschlechtsverkehr haben sollte.

Foto: @maxxyustas via envato.elements

Standardverfahren

Bei der Insemination (IUI) wird zunächst der Tag des Eisprungs ermittelt und dann werden speziell ausgewählte Spermien in die Gebärmutter injiziert. Diese Methode wird z.B. von Paaren gewählt, bei denen der Mann Erektionsprobleme hat oder von lesbischen Paaren.

Für die In-Vitro-Fertilisation (IVF) werden nach einer Hormonbehandlung bis zu 14 Eizellen aus den Eierstöcken entnommen und in einer Petrischale erfolgt die Verschmelzung mit ausgewählten Spermien. Wenn sich aus den befruchteten Eizellen Embryonen entwickeln, werden bis zu 3 Stück wieder in die Gebärmutter eingesetzt. Restliche befruchtete Eizellen können eingefroren werden. Die IVF ist vor allem dann geeignet, wenn es in der Vergangenheit zu Eileiterverschlüsse oder zu Verwachsungen kam oder eine Endometriose vorliegt. Diese Methode ist aufwändiger, weil das Paar während dem Zyklus häufiger die Praxis besuchen muss und die Ei-Entnahme ein operativer Eingriff ist, bei dem es auch verschiedene Risiken gibt.

Bei IVF liegt die Erfolgschance bei 15-20 %. Eine hormonelle Stimulation birgt Risiken. Es können unangenehme Nebenwirkungen wie Hitzewallungen, Schwindelgefühle und Sehstörungen auftreten. Du solltest Dich im Vorfeld genausten darüber informieren, welche gesundheitlichen Risiken es mit sich bringt.

Die Intrazytoplasmatische Spermieninjektion (ICSI) ähnelt im Ablauf der IVF, mit dem Unterschied, dass das Spermium direkt in die Eizelle injiziert wird. Anschließend wird die befruchtete Eizelle für 2–4 Tage in einen Brutkasten gelegt, bevor sie in die Gebärmutter eingesetzt wird. Dieses Verfahren wird bei Paaren eingesetzt, wenn eine ungeklärte Unfruchtbarkeit vorliegt oder wenn der Mann zu wenig Spermien hat. Obwohl das Spermium direkt injiziert wird, liegt die Erfolgschance auch bei der ICSI nur bei 15-20%.

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Gewinnung von Spermien

Befinden sich im Samen des Mannes keine oder nicht ausreichend zeugungsfähige Spermien, z.B. aufgrund eines Unfalls, einer Sterilisation oder einer Erkrankung, kann mittels eines operativen Eingriffs im Hoden oder Nebenhoden nach passenden aktiven Spermien gesucht werden. Dazu dienen die beiden Operationsmethoden MESA/TESE. Der Vorteil ist, dass für die ICSI ein aktives Spermium ausreicht. Die ausgewählten Spermien werden eingefroren und dann bei der ICSI in die ausgewählte Eizelle injiziert. Die Erfolgschance liegt bei 10-15%.

Kryotransfer

Wurden bei einer IVF oder einer ICSI mehrere Eier erfolgreich befruchtet, dann können die restlichen eingefroren werden. Dies macht z.B. auch Sinn, wenn man sich vor einer Chemotherapie Eizellen und Spermien für einen späteren Zeitpunkt sichern möchte. Für den Kryotransfer liegt die Erfolgschance bei ca. 8-12%.

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Mit welchen Kosten ist zu rechnen?

Die IUI kostet pro Behandlung ca. 200 €. Für Hormonbehandlungen im Vorfeld und Medikamente können noch bis zu 1.700 € dazu kommen.

Für die IVF sind bis zu 3.700 € zu bezahlen und für eine ICSI bis zu 10.000 €. Ist im Vorfeld von der ICSI noch Spermium nach der Methode MESA oder TESE zu gewinnen, kommen weitere 800 € dazu. Der Transfer eingefrorener befruchteter Eizellen kostet ca. 800 €, für die Lagerung werden im Monat 25 € verlangt.

Welche Förderungen gibt es?

Unter bestimmten Voraussetzungen beteiligen sich einerseits die Krankenkassen an den verschiedenen Kinderwunschbehandlungen. Häufig bekommen gesetzlich versicherte Personen eine größere Unterstützung als privat versicherte.

Die gesetzlichen Krankenkassen in Deutschland übernehmen 50% der Kosten für max. 8 Inseminationen ohne hormonelle Stimulation oder max. 3 Inseminationen mit hormoneller Stimulation oder max. 3 IVF/ICSI. Einige Kassen übernehmen sogar 75-100% der Kosten.

Voraussetzung für die anteilige Kostenübernahme:

  • Ehepaar
  • Beide Partner mindestens 25 Jahre alt
  • Ehefrau max. 39 Jahre / Ehemann max. 49 Jahre
  • Behandlung hat Erfolgschancen
  • Ei- und Samenzelle müssen von dem Paar stammen
  • Das Paar wurde ärztlich aufgeklärt
  • Antragstellung erfolgte vor Behandlungsbeginn

Auch nach der Geburt eines Kindes wird ein weiterer Kinderwunsch von der Kasse unterstützt, sofern die oben angegebenen Bedingungen erfüllt sind. Als Geburt zählen auch stille Geburten, jedoch nicht Fehlgeburten (Gewicht des Kindes max. 500 gr) oder Eileiterschwangerschaften.

Neben den Krankenkassen können auch bei Land und Bund Förderungen beantragt werden. Der Bund beteiligt sich jedoch nur, wenn auch das entsprechende Bundesland eine Förderung gewährt. Mit dem folgenden Link, könnt Ihr direkt prüfen, ob Euch weitere Fördermöglichkeiten zustehen.

Sollte Euch die Förderung nicht zustehen, dann könnt Ihr Eure eigenen Kosten in der Steuererklärung als außergewöhnliche Belastung absetzen.

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Die in diesem Beitrag enthaltenen Informationen können die Beratung durch einen Arzt nicht ersetzen – sie sind keine medizinischen Anweisungen. Die Informationen dienen der Vermittlung von Wissen und können die individuelle Betreuung bei einem Sprechstundenbesuch nicht ersetzen. Die Umsetzung der hier gegebenen Empfehlungen sollte deshalb immer mit einem qualifizierten Therapeuten abgesprochen werden. Das Befolgen der Empfehlungen erfolgt auf eigene Gefahr und in eigener Verantwortung

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