Solanin – Stärke und die Kartoffel

Solanin ist ein Alkaloid, das in Pflanzen aus der Familie der Nachtschattengewächse (Solanaceae) vorkommt, insbesondere in Tomaten, Auberginen und vor allem in Kartoffeln. Die Kartoffel, wie auch die Tomaten, sind keine heimischen in Europa heimischen Pflanzen. So wurde die Kartoffel einst von Christoph Kolumbus aus Südamerika mitgebracht. Es gibt auch eine Legende, dass die Menschen ursprünglich nicht wussten, dass sie die reifen Knollen essen sollten. Stattdessen aßen sie die Blätter und wurden oft Opfer von Vergiftungen. Wir schauen, wie giftig Solanin wirklich ist und ob die Kartoffel tatsächlich das Hauptnahrungsmittel sein sollte, zu dem es gemacht wurde.

➥ Autor: Barbara M. Thielmann

Die Solaninbeere Kartoffel wurde nicht mit offenen Armen aufgenommen

Die Kartoffel war berüchtigt, weil man glaubte, dass sie nach einem Rausch Halluzinationen hervorrufen würde. Ähnliche Anzeichen wurden beim unsachgemäßen Verzehr von Tomaten, Paprika und Auberginen beobachtet. Alle diese Gemüsesorten, die der moderne Mensch kennt, gehören zur Kategorie der Nachtschattengewächse. Gemeinsam ist ihnen, dass sie alle das gleiche Gift, Solanin, enthalten. In der Vergangenheit sind viele Menschen aus Unerfahrenheit Opfer einer Solaninvergiftung geworden.

Die untersuchten Eigenschaften des Solanins

Die Kartoffel und die Tomate wurden ursprünglich nicht in Europa angebaut. Sie wurden als Gartendekoration gepflanzt. Die Floristen verwendeten ihre Blüten und bei den Tomaten auch die Früchte, um saisonale Sträuße zu kreieren. Durch unterschiedliche Versuche fand man heraus, dass eine Solaninvergiftung vermieden werden kann, wenn die empfohlene Ernährungskultur eingehalten wird. Nachdem man den Menschen gezeigt hatte, wie man ein solches, in jeder Hinsicht vorteilhaftes Produkt richtig verzehrt, verschwanden die Vergiftungen fast vollständig.

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Dennoch: Solanin gehört zur Kategorie der Pflanzengifte

Chemisch ist Solanin das Saponin des Steroid-Alkaloids Solanidin mit dem Trisaccharid Solatriose, das aus Glucose, Galactose und Rhamnose besteht. Solanin wurde erstmals 1820 vom französischen Apotheker M. Desfosses aus den Beeren des Schwarzen Nachtschattens (Solanum nigrum) isoliert, nach denen es dann auch benannt wurde.

Auberginen und andere aufgeführte Gemüsesorten sollten jedoch in der saisonalen Ernährung nicht vernachlässigt werden. Wenn die Kartoffeln richtig gereift sind und nicht länger als drei Monate gelagert werden, sind sie zum Verzehr geeignet. Aber nach sechs Monaten Lagerung im Keller baut sich die Giftdosis in ihnen allmählich auf. Der Solaningehalt von Kartoffeln war früher aber wesentlich höher als heute. Noch in einer Studie vom Mai 1943 wurde der Solaningehalt (Gesamtgehalt) von Kartoffeln der Sorte Voran mit 32,5 mg/100 g angegeben, wobei kleine grüne Kartoffeln bis zu 55,7 mg/100 g erreichten. Hingegen konnte der Gehalt durch sehr starke Belichtung und Ergrünen nur unwesentlich gesteigert werden. Heute verfügbare Kartoffelsorten weisen einen Solaningehalt von 3 bis 7 mg/100 g in der Schale auf, der Gehalt im Kartoffelkörper ist wesentlich geringer. Unreife Tomaten haben dagegen einen Gehalt von 9 bis 32 mg/100 g.

In zahlreichen Studien sind Wissenschaftler zu dem Schluss gekommen, dass mehrere Faktoren den Giftgehalt von grünen Kartoffeln beeinflussen können. Die Menge des Alkaloids kann erheblich ansteigen, wenn die Knolle ständig direkter ultravioletter Strahlung ausgesetzt ist oder einen starken Temperaturabfall erlebt hat. Auch Nematodenbefall und Fäulnis des Wurzelwerks wirken sich negativ auf den Gehalt des gefährlichen Stoffes aus.

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Toxizität von Solanin

Dazu muss man schon eine Menge solaninhaltiger Früchte bzw. Gemüse zu sich nehmen. Die Dosis von 200 mg, bei der erste Vergiftungserscheinungen auftreten können, entspricht zum Beispiel dem Genuss von mehr als 2,8 Kilogramm moderner, roher und ungeschälter Kartoffeln mit 7mg Solanin/100g. 30%-80% des Solanins befinden sich in bzw. direkt unterhalb der Schale. Durch die Zubereitung wird der Gehalt an Solanin weiter reduziert. Fazit: Die derzeit am Markt erhältlichen Kartoffelsorten haben unter den üblichen Bedingungen keinen gesundheitlich bedenklichen Glycoalkaloid-Gehalt. Das gilt jedoch nicht unbedingt für ältere Sorten.

Auch noch wichtig zu wissen: im Frühjahr steigt die Giftmenge in den Knollen um etwa das Fünffache. Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass das Produkt selbst umso gefährlicher ist, je länger der Keim in der Knolle ist.

Selbst bei grünen Tomaten, die viele Menschen gerne in eingelegter Form verzehren, kann Solanin nachgewiesen werden. Hier beträgt die maximale Giftkonzentration allerdings nicht mehr als 0,008 %. Je reifer die Tomate wird, desto geringer ist die Gefahr. Das gereifte Gemüse stellt gar keine Gefahr mehr für den Menschen dar.

Wie sieht eine Solaninvergiftung eigentlich aus?

Die Solaninvergiftung kommt wenn, vor allem in Form eines „schweren Magens“ und Übelkeit vor, auch Todesfälle wurden schon beschrieben. Sie ist heute durch die geringen Konzentrationen in modernen Zuchtgemüsen praktisch verschwunden. Erste Vergiftungserscheinungen des Alkaloids wie Benommenheit, Berührungsüberempfindlichkeit (Hyperästhesie) und erschwerte Atemtätigkeit (Dyspnoe) treten beim Erwachsenen nach der Aufnahme von ca. 200 mg (siehe oben) auf. Bei fortgesetzter Solaninaufnahme treten Übelkeit und Erbrechen auf (diese Symptome werden auch als Solanismus bezeichnet).

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Das Hauptproblem von Solanin ist vermutlich seine Fähigkeit, das Nervensystem zu beeinflussen. Es bringt auch den Verdauungstrakt durcheinander und hat eine zerstörerische Wirkung auf die roten Blutkörperchen im Blut. Wird eine Urinprobe während eines Rausches entnommen, zeigt das Ergebnis mit Sicherheit einen hohen Eiweißgehalt. Dies bestätigt nur die Hypothese, dass eine große Anzahl von roten Blutkörperchen ausgeschieden wurde und bereits abgestorben ist. Die Nieren und die Haut sind stark betroffen. Dies ist besonders ausgeprägt, wenn der Patient regelmäßig und viel Alkohol trinkt.

Ein weiterer negativer Aspekt von Solanin ist seine Fähigkeit, sich im Körper anzusammeln. Das bedeutet, dass selbst nach dem Verzehr einer extrem gefährlichen Dosis von Solanin in der Nahrung, diese sich nicht sofort bemerkbar machen wird. Vielmehr wird sie sich erst nach und nach manifestieren. Dies äußert sich in einer Verschlimmerung der verschiedenen Gelenkerkrankungen.

In der zugelassenen Ernährung von Krebspatienten werden zum Beispiel in Russland Kartoffeln auf ein Minimum reduziert. Der Grund dafür ist, dass Solanin die Bildung neuer Krebszellen begünstigt. Aber auch wenn jemand völlig gesund ist und die Ernährungsempfehlungen nicht beachtet, kann er oder sie schwarze Galle bekommen.

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Schwarze Galle durch Solanin?

Schon Hildegard von Bingen berichtete in ihrer Lehre über die Küchengifte über die Säfte im Menschen. Aber auch sie griff auf älteres Wissen zurück. Denn schon in den ältesten hippokratischen Schriften vor Christus wurde von einer „melancholia“ gesprochen. Davor sah man den Menschen und seinen Körper als göttlich gegeben und von Dämonen umspielt. In der altgriechischen Viersäftelehre oder der sogenannten Humoralpathologie ist die Geburt des Melancholie-Begriffs anzusiedeln, aus dem sich schließlich auch das mittelalterliche Melancholie-Verständnis ergeben sollte. Übersetzt heiß Melancholie Schwarzgalligkeit – mit den Wortbestandteilen melas (schwarz) und chole (Galle). Aus vier kardinalen Säften war der Körper aufgebaut, so die antike Vorstellung. Blut, Schleim, der gelben und eben der schwarzen Galle – ausgehend von der Elementenlehre des Naturphilosophen Empedokles.

Man stellte sich den Körper vor als ein individuell ausgewogenes Gemisch aus Säften. Erst wenn der schwarze Saft eklatant im Überschuss vorhanden war, zeigte sich die Melancholie: Traurigkeit, Insichgekehrtsein, Angst, Übelkeitsgefühle. Eine Palette von Symptomen oder Zuständen, die wir heute durchaus dem melancholischen Komplex zuschreiben.

Durch Solanin (oder schwarze Galle) betroffenen Organe

Milz, Herz und Gehirn waren betroffen. Melancholischer Saft, so die Vorstellung, wird in der Milz produziert. Er verursacht Ausdünstungen, die das Herz ergreifen und Engegefühle im Brustbereich und Angst vermitteln. Melancholische Säfte und Dünste konnten ins Gehirn aufsteigen und Verwirrtheitszustände hervorrufen. Hundertprozentig kann die Neurologie aber den komplexen Gemütszustand der Melancholie auch heute noch nicht erklären. Doch man weiß von Botenstoffen, die Gefühlsregungen im Körper und insbesondere im Gehirn weiterleiten. Und sie kennt bestimmte Moleküle, etwa das Glückshormon Endorphin, die uns Wohlgefühle vermitteln. Fehlen diese Stoffe bzw. werden sie durch Vergiftungen (siehe z.B. Solanin) blockiert, wird der Mensch trauriger.

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Die ayurvedische Sicht der Kartoffel

Im Ayurveda wird die Kartoffel als Gemüse betrachtet und nicht als Beilage, denn Kartoffeln verstärken das Tamas Guna (das ist die Eigenschaft schwer und träge). Deswegen ist es gut, sie nur in kleinerer Menge bzw. nur ab und an zu verzehren. 

Kartoffeln verstärken das Vata-Dosha und in zu großen Mengen auch das Kapha-Dosha, denn sie sind austrocknend und schwer.

Empfehlenswert aber ist es, sie zum Beispiel in einer bunten Gemüsesuppe zu verarbeiten.

Weitere Verwendung von Solanin

Abgesehen von seinen negativen Auswirkungen auf den Körper wird Solanin in der Medizin häufig verwendet. Die gefährliche Substanz wird dort für einen guten Zweck verwendet, da sie Teil einer Reihe von Mitteln zur Bekämpfung von Herpes geworden ist. Es hat antimykotische und insektizide Eigenschaften. Die betäubende Wirkung der Substanz wurde auch als Grundlage für den Schutz vor Parasiten genommen. Die reifen Beeren des Schwarzen Nachtschattens zum Beispiel wurden früher als volkstümliches Anthelminthikum (Wurmmittel) verwendet. Heute werden sie für antiseptische Zwecke verwendet. Und in der Landwirtschaft werden die insektiziden Eigenschaften der Nachtschattengewächse von den Gemüsebauern positiv bewertet. Mit Hilfe der Kartoffelkrautinfusion werden die Gärtner die Blattläuse auf der Parzelle los.

Zusammenfassung: die Solanin haltige Kartoffel wurde uns teilweise mit List untergeschoben, oder sogar, wie in Russland durch Zar Alexander, aufgezwungen. Heute gehört sie zum Bestandteil unserer Nahrung und durch die verfeinernden Züchtungen ging auch der Solaninanteil zurück. Dennoch sind große Mengen immer noch nicht zu empfehlen und wie so oft gilt es wohl, das richtige Maß zu finden.

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