Unser Körper und sein Gehirn haben einen mehr oder weniger großen Bedarf an Spurenelementen. Dabei sind einige Elemente vertreten, die nur in einer sehr geringen Menge benötigt werden. Wird diese geringe Menge jedoch unterschritten, kann es zu ernsthaften Störungen kommen. Zu diesen Ultraspurenelementen gehören zum Beispiel Bor, Strontium und Lithium. Letzteres wollen wir uns in diesem Artikel einmal näher anschauen.
➥ Autor: Barbara M. Thielmann
➥ Buch zum Beitrag: Lithium – Das Supermineral für Gehirn und Seele
Ultraspurenelement Lithium beim Menschen
Als Ultraspurenelement kommt Lithium beim Menschen nur in sehr geringen Mengen vor. Lithium befindet sich neben den Lymphknoten auch in den Organen und im Gehirn. In Verbindung mit Phosphor ist es außerdem in den Zähnen nachweisbar. Lithium beeinflusst einige wichtige Körperfunktionen und nimmt auch Einfluss auf die Lebenserwartung, wie eine Studie der Universität Jena zeigte.
Im Körper geht Lithium Wechselwirkungen mit verschiedenen Mineralstoffen und Botenstoffen (Neurotransmittern) ein und ist auch fähig, eigentlich unlösliche Substanzen wie z.B. Harnsäure zu lösen. Wie jüngste Forschungen zeigen, regt Lithium die Produktion von BDNF (Brain-Derived Neurotrophic Factor) an, der das Wachstum von Stammzellen stimuliert und so zur Neuroregeneration führt. Damit wird es zu einem wichtigen Baustein in der Anti Aging Therapie mit Schwerpunkt Gehirnstoffwechsel.
In den USA ist das schon eine ganze Weile bekannt und Lithium ist dort als Nahrungsergänzungsmittel offiziell zugelassen und zwar in Form von Lithiumorotat. In der EU sieht das leider anders aus, hier wird es immer schwieriger natürliche Präparate mit einem höheren Lithiumgehalt einzuführen, was sehr bedauerlich ist, weil wir alle hier in Deutschland immer häufiger an Lithiummangel leiden.
Lithium wirkt erwiesenermaßen therapeutisch auf die Psyche. Kommt es zu Mangelerscheinungen wirkt sich das auf das Gehirn aus, die Folgen reichen von Migräne, Stimmungsbeeinträchtigungen, Depressionen bis zu bipolaren Störungen (Aggressionsschüben) und Manien, sowie suizidalem Verhalten. Daher enthalten einige Antidepressiva auch Lithium, allerdings in synthetischer Zusammensetzung.
Nach neueren Untersuchungen ist Lithium ebenfalls bei leichten psychischen Belastungen wirksam und führt zur Minderung von aggressivem Verhalten. Auch haben Wissenschaftler herausgefunden, dass das Alkalimetall zum seelischen Gleichgewicht und zur Steigerung der geistigen Leistungsfähigkeit beiträgt. Hohe Lithiumgehalte im Wasser senkten die Selbstmordrate bei Depressionen, wie eine Wiener Studie aus dem Jahr 2011 belegte.
Aber schon Jahre vorher stellte man ähnliches in Texas fest und fügte dem Trinkwasser den nötigen Gehalt an Lithium bei. Das Ergebnis waren deutlich sinkende Suizidzahlen und weniger Gewaltverbrechen. Doch nicht nur das, es ließ sich mittlerweile nachweisen, dass auch die Lebenserwartung zu steigen scheint bei gut gefüllten Lithiumdepots im Körper, da nach einiger Zeit Gehirnathrophien, die sich bei zunehmendem Alter einstellen, ebenfalls regenerieren. All diese Effekte zeigen, dass man mit dem richtigen Lithium in der richtigen Dosierung in der Tat einen Anti Aging Prozess auslösen kann.
Siehe hierzu die Studie der Universität Jena. In dieser Studie zeigt das Team von Michael Ristow gemeinsam mit japanischen Kollegen in zwei unabhängigen Untersuchungen, dass das im Trinkwasser vorkommende Spurenelement Lithium bereits in geringer Konzentration beim Menschen zu einem längeren Leben führt. Man untersuchte die Sterberate in 18 japanischen Gemeinden und verglich sie mit dem jeweiligen Lithiumgehalt des Wassers. Es bestätigte sich die Annahme, dass die Sterberate tatsächlich in den Gemeinden geringer ausfiel, in denen ein höherer Lithiumspiegel im Wasser gemessen wurde.
Lithium verstehen
Um Lithium zu verstehen, muß man den Unterschied zwischen hochdosiertem Lithium und niedrigdosiertem Lithium kennen. Da ist nämlich ein himmelweiter Unterschied.
Hochdosiertes Lithium ist ein potentiell toxisches Arzneimittel, das zur Behandlung schwerer psychischer Erkrankungen eingesetzt wird. Typische Dosen für bipolare Störungen und Manie (s.o.) reichen von 500 bis 2.000 mg pro Tag.
Niedrig dosiertes (oder mikrodosiertes) Lithium ist ein essentieller Mineralstoff (wie Kalzium, Magnesium oder Zink), der für das menschliche Überleben notwendig ist und zur Harmonisierung der Stoffwechselfunktionen im zentralen Nervensystem beiträgt. Die typische Tagesdosis für niedrig dosiertes Lithium ist viel geringer und liegt zwischen 20 und 80 mg pro Tag. Diese Dosen sind sehr wirksam und verursachen keine Nebenwirkungen oder unerwünschten Wirkungen.
Groß angelegter Schutz
Gerade in den letzten Jahren haben zahlreiche Forschungsstudien gezeigt, dass niedrig dosiertes Lithium die molekularen Fehlfunktionen blockiert, die den Ausbruch der Alzheimer-Krankheit auslösen und das Fortschreiten des kognitiven Verfalls umkehrt. Es stärkt die Nervenzellverbindungen in Gehirnregionen, die an der Regulierung von Stimmung, Denken und Verhalten beteiligt sind. Und es vergrößert das Gehirn, optimiert die kognitive Gesundheit, verbessert das Gedächtnis und steigert die allgemeine Gehirnfunktion. Bemerkenswerterweise beugt dieser Wundermineralstoff nicht nur altersbedingter Hirnatrophie vor und kehrt sie um, sondern hat sich sogar bei der Behandlung von traumatischen Hirnverletzungen als hilfreich erwiesen.
Um neurodegenerative Krankheiten zu bekämpfen, muss das Gehirn beschädigte Neuronen ersetzen. Eine der faszinierendsten Wirkungen von Lithium ist, dass es die neuronale Reparatur im Hippocampus fördert, indem es das Wachstum neuer Gehirnzellen anregt. Als die Forscher das Gedächtniszentrum des Gehirns im Hippocampus untersuchten, fanden sie dort eine viel höhere Lithiumkonzentration, und die Regenerationsrate der Nervenzellen im Hippocampus war eng mit der Lithiumkonzentration korreliert.
Um einer Demenz vorzubeugen ist es natürlich auch sehr wichtig, alle Ursachen der Neurodegeneration zu ermitteln und zu beseitigen. Hier sei daher an die Aluminium- und Schwermetallausleitung für das Gehirn erinnert.
Niedrig dosiertes Lithium sollte ernsthaft als primäre Vorbeugung und Behandlung für kognitiven Verfall in Betracht gezogen werden. Die Verabreichung dieses harmlosen Minerals in großem Maßstab, zusammen mit einer gezielten Schwermetallausleitung im Gehirn, könnte die Alzheimer-Epidemie verlangsamen oder sogar stoppen.
Wirkungsmechanismen
Wie sorgt niedrig dosiertes Lithium für eine vorteilhafte und sichere neuroprotektive Therapie und eine drastische Verringerung des Demenzrisikos? Wie schützt es die Gedächtniszellen vor einer Vielzahl von Todesgefahren und verbessert gleichzeitig die kognitiven Defizite bei neurodegenerativen Erkrankungen wie Schlaganfall, amyotropher Lateralsklerose, fragilem X-Syndrom, Chorea Huntington, Alzheimer, traumatischen Hirnverletzungen und der Parkinsonschen Krankheit?
Die Antwort ist denkbar einfach: Gehirne, die Lithium erhalten, wachsen, heilen und funktionieren besser, weil die langfristige Einnahme von Lithiumorotat in Mikrodosen schrittweise ein breites Spektrum von gestörten Stoffwechselwegen reorganisiert. Es steigert die Synthese von neuroprotektiven Hormonen wie BDNF, die die Bildung neuer Gehirnzellen fördern. Es hemmt das Absterben von Nervenzellen, schaltet die Autophagie (Zellsäuberung) ein, verbessert die mitochondriale zelluläre Energieproduktion, verbessert die Neurotransmission, reduziert den zellulären oxidativen Stress, erhöht die Dichte der grauen Substanz und die Größe der Großhirnrinde und vergrößert überdies das Gedächtniszentrum im Hippocampus.
In einem Artikel der New York Times aus dem Jahr 2014 mit dem Titel „Should We All Take a Bit of Lithium?“ charakterisiert die Psychiaterin Anna Fels das Metall folgendermaßen: „Lithium ist das Aschenputtel unter den psychoaktiven Medikamenten, vernachlässigt und schlecht genutzt.“
Wenn die Pharmaindustrie ein Medikament auf den Markt brächte, das die gleiche Wirkung wie Lithium hätte, würde es überall beworben und von großen Teilen der Bevölkerung eingenommen werden. Aber Lithium ist spottbillig. Es ist ein essentieller Nährstoff und daher nicht patentierbar und so fristet es ein Schattendasein als ungenutztes Wundermittel, das vielen Menschen helfen könnte.
Die ersten Stoffwechselveränderungen, die schließlich zur Alzheimer-Krankheit führen, beginnen in der Regel schon Jahrzehnte vor dem Auftreten der Symptome, so dass eine frühzeitige Einnahme von niedrig dosiertem Lithiumorotat eine äußerst wirksame Lebensweise wäre, um den kognitiven Abbau zu verhindern.
Lithium in niedriger Dosierung ist rezeptfrei als Nahrungsergänzungsmittel erhältlich – ein Rezept ist (noch) nicht erforderlich. Es hat sich gezeigt, dass nur Lithium in Form von Orotat die Blut-Hirn-Schranke passieren und sich im Gehirn anreichern kann, weshalb diese Form zu empfehlen ist. Mit der Mikrodosierung wird versucht, den optimalen physiologischen Lithiumspiegel in einem normalen jungen, gesunden Gehirn zu reproduzieren. Um dieses Ziel zu erreichen, kann man 20 bis 80 mg pro Tag nehmen, entweder auf einmal oder in geteilten Dosen. Ich empfehle die Dosis individuell kinesiologisch auszutesten.
Sollten wir nicht alle ein wenig Lithium einnehmen?
➥ Quellenangabe:
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/25515091/
- https://pubmed.ncbi.nlm.nih.gov/17042834/
- www.thelancet.com Vol 386 August 1, 2015, H.K. Biesalski et al.Ernährungsmedizin. Nach dem Curriculum Ernährungsmedizin der Bundesärztekammer, Verlag Thieme, 2010