Bussi, Busserl, Schmatz, Kuss – zwischen Fortpflanzung und Erhabenheit. Gedanken zum Welt-Kuss-Tag

Gedanken zum Welt-Kuss-Tag. Eine Berührung mit unglaublicher Bandbreite: Vom zarten Berühren mit den Lippen bis zum leidenschaftlichen Kuss, der schon das Feuer des sich anbahnenden Liebesaktes entzündet, von zärtlicher Geste bis zur Schickimicki-Begrüßung der Bussi-Bussi-Jet-Set-Gesellschaft oder dem biblischen Judaskuss. Der Kuss ist menschheitsalt und voller Bedeutung.

Ein zärtlicher Kuss ist tief berührend und setzt Endorphine – das sind Glückshormone – frei. Und er festigt die emotionale Bindung zwischen zwei Menschen und macht dabei beide glücklich.

Autor: Niki Vogt

➥ Buch zum Beitrag: Oxytocin, das Hormon der Nähe

Oxytocin – das Bondinghormon

Es gibt aber noch ein zweites Hormon, das dabei freigesetzt wird: Oxytocin. Und hier sind wir beim Ursprung des Kusses, fern in der Vergangenheit der Menschheitsgeschichte. Der Mensch der Altsteinzeit und davor hatte keine verfeinerte Zubereitung der Nahrung und wenig Küchenutensilien. Und er verzehrte, was er bekommen konnte. Eine Mutter mit Baby, das langsam aus dem Still-Alter herauskam, kaute die Nahrung gründlich vor und machte sie mit ihrem Speichel für das Kleinkind leichter verdaulich, bevor sie es ihrem Kindchen in den Mund weitergab. Diese Fürsorge und das Vertrauen auf die Frau und Mutter prägte den Menschen und schuf eine sehr feste Bindung zwischen Mutter und Kind. Und tatsächlich ist es heute noch so bei manchen Naturvölkerstämmen, dass die Kleinkinder nach der Stillzeit so an festere Nahrung gewöhnt werden: bei den Himbas in Naminia und bei Ureinwohnern in den Dschungeln des Amazonasbeckens.

Das ist jedenfalls der Ansatz des berühmten Verhaltensforschers Irenäus Eibl-Eibesfeld. Er sieht in dem Kuss eine ritualisierte Bindungsgeste, die genau dieses Oxytocin wieder triggert, was die Mutter produziert, um Muttermilch zum Stillen zu bekommen – und was ihre Zärtlichkeit mit dem Baby noch vertieft. Aber auch Männer produzieren dieses Zärtlichkeitshormon beim Küssen, wie sie es als Kleinkind gegenüber der Mutter auch taten. Das ist sehr tief in unseren Seelen und in der „Körperweisheit“ angelegt.

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Es gibt aber noch einen zweiten „Nutzen“ des Küssens

Nicht ohne Grund sagt man, diesen oder jenen kann man einfach nicht riechen – und das stimmt sogar wortwörtlich. Über den gegenseitigen Geruch und die Berührungen beim Küssen und dem Geschmack des Kusses merken beide Partner unterbewusst, ob ihre Immunsysteme zueinander passen. Das ist wichtig, denn wenn Mann und Frau sich verlieben, zusammenbleiben wollen und Nachwuchs zeugen, sollte der gesund sein und das Küssen ist ein recht verlässlicher Test, ob der andere der richtige Partner zur Fortpflanzung ist. Es gibt vorher noch viele weitere, außer dem Körpergeruch und dem Kussgeschmack: Aussehen, Stimme, die Art, sich zu bewegen, Haare und Zähne. Schlechte Zähne sind ein echter „Abtörner“, das weiß jeder. Sie signalisieren, dass der andere nicht richtig gesund ist und ungepflegt. Schüttere Haare bedeuten ganz unterbewusst „Mangelernährung“.

Doch, wenn es zum Küssen kommt, sind diese Hürden bereits aus dem Weg geräumt. Dann sucht man schon die Nähe des anderen – und mit einem Kuss gibt jeder viel von sich preis – und erhält dasselbe vom anderen. Ein Kuss ist die sanfteste, zärtlichste Geste, zu der der Mensch fähig ist und die sehr viel Nähe schafft.

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Letztendlich gibt es das Küssen zwischen den Menschen auf der ganzen Welt. Es wird nur durch gesellschaftliche Normen entweder ganz aus der Öffentlichkeit verbannt, oder ist nur zwischen festen Paaren erlaubt. Zwischen Eltern und Kindern jedoch ist es fast überall gang und gäbe, da es als „entsexualisiert“ empfunden wird.

Der Kuss wurde aber auch zum Mittel der Ehrerbietung, auch ohne große Zuneigung. Man hatte den Ring des Herrschers zu küssen, um seine Gefolgschaft, Bindung und Ergebenheit zu demonstrieren. Der Handkuss der Herren bei den Damen war eine Geste der Ehrerbietung und durfte die Frauenhand niemals wirklich berühren. Der sozialistische Bruderkuss signalisierte die Verbundenheit und Brüderlichkeit im Kampfe für den Sozialismus. Und das geradezu sprichwörtliche „die Füße küssen“ war eine starke Geste der Unterordnung und der Unterwürfigkeit.

Gustav Klimt: Der Kuss

Bild: Gustav Klimt: Der Kuss, gemeinfrei

Der Kuss ist auch ein sehr bekanntes Bild des Wiener Künstlers Gustav Klimt, einem der Hauptvertreter der Wiener Sezession. Die reichliche Verwendung von Gold und Goldbronze weckt magisch-geheimnisvolle Assoziationen und verleiht dem Bild etwas Königlich-Kostbares, das küssende Paar selbst wirkt dadurch wie ein funkelnder Edelstein in einer Goldfassung.

Die Art, wie der Mann die Frau fürsorglich schützend im Arm hält, in seinen goldenen Mantel eingehüllt und zärtlich ihr Gesicht in seinen Händen hält – und ihre Hingebung und Geborgenheit in seinen Armen zeigen das Paar als eine liebende, verschmolzene Einheit auf einer Blumenwiese, die das Fest des Lebens und des Frühlings symbolisiert. Der Kuss ist der zentrale Mittelpunkt und die Glorifizierung der Liebe. Fast erinnert diese Verschlungenheit an Ying und Yang. Was sich auch in der Farbgebung der Gewänder widerspiegelt.

Ja, das Küssen ist etwas Kostbares, Zartes, das eine tiefe Verbundenheit signalisiert und gleichzeitig immer neu schafft. Ein schöner Anlass, wirklich voller Zuneigung seinen Liebsten wieder einmal sanft und liebevoll einen Kuss zu geben. Das macht beide glücklich!

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