Wer sein romantisches Candle-Light-Dinner oder die Weihnachtsbeleuchtung mit gesunden Kerzen und Teelichtern gestalten möchte, findet im Markt durchaus umweltverträgliche und schadstoffarme Produkte. Dabei ist aber das ein oder andere zu beachten. Wir bringen hierzu Licht in die Welt der Wachse.
➥ Autor: Andreas Müller-Alwart
➥ Produkt zum Beitrag: Allgäuer Heilkräuter-Kerze
Die Schadstofffreiheit oder Schadstoffarmut von Kerzen hängt selbstverständlich vor allem vom Ausgangsprodukt ab: dem Wachs. Es gibt mittlerweile eine Vielzahl von Rohstoffen, die für die Wachsproduktion verwendet werden. Einige sind sehr bekannt und gebräuchlich, andere weniger gut, gerade letztere stellen aber oft eine gute Alternative zu ökologisch oder gesundheitlich bedenklichen Ausgangsstoffen dar.
Darauf solltest Du prinzipiell achten
Prinzipiell sollte man gesunde Kerzen und Teelichter nicht aus dem außereuropäischen Ausland kaufen. Es wurde immer wieder eine höhere Schadstoffbelastung bei solchen Produkten festgestellt. Wer will schon sein Candle-Light-Dinner verköstigen und gleichzeitig Schwermetalle, Pestizidrückstände usw. einatmen. Teelichter bestehen aus dem Aluminiumtöpfchen, einem Sockel aus Weißblech, dem Docht und dem Wachs. Es gibt auch Teelichter im Markt, die ohne Aluminiumtöpfchen ausgeliefert werden und somit deutlich ökologischer sind. Bei neuen Kerzen bzw. Teelichten sollte der Docht gewachst sein. Dies kann auch ein Zeichen dafür sein, es mit einem höherwertigen Produkt zu tun zu haben. Das RAL-Gütezeichnen kann ein Merkmal für hohe Qualität der Kerzen sein – bezogen auf Brenndauer und Brennruhe der Flamme – es ist aber kein Öko-Zertifikat.
Kerzenwachs aus Paraffin
Das Paraffin ist immer noch eines der häufigsten Produkte, die für die Wachsproduktion verwendet werden. Es war jahrzehntelang als Abfallprodukt der Erdölindustrie sehr günstig verfügbar, so dass das Wachs quasi als Recyclingprodukt angesehen werden konnte. Über Paraffin gibt es immer wieder Berichte mit dem Hinweis, es würden nicht alle Substanzen schadstofffrei verbrennen: Alkane, Alkene, Ketone, Toluol oder Benzol könnten austreten. Toluole und Benzole sind krebserregend.
Kerzenwachs aus Stearin
Weil durch eine Änderung des Produktionsverfahrens in der Erdölindustrie der Preis angezogen hat, wird immer häufiger Stearin verwendet. Stearin ist kein synthetisches Produkt wie Paraffin, sondern ist ein pflanzliches Wachs. Leider wird es aus Palmöl gewonnen und es ist in keiner Weise gewährleistet, dass es aus nachhaltigen Palmölplantagen gewonnen wird. Die Mengen an Palmöl, die für die Wachsproduktion benötigt werden, kann man erahnen, wenn man erfährt, dass allein IKEA pro Jahr über 32.000 Tonnen Palmöl – nur für Kerzen – verwenden soll. Ökologisch ist die Bilanz also alles andere als überzeugend, aber gesundheitlich sind Stearin-Wachskerzen von Vorteil, denn sie verbrennen schadstofffrei. Stearin ist qualitativ hochwertiger als Paraffin, die Kerzen sind fester und ruhiger beim Abbrennen. Stearinwachs hat einen höheren Schmelzpunkt: Der Brenntopf bleibt trockener und die Kerzen brennen meist bis zum Dochtende durch.
Bienenwachs
Echte Bienenwachskerzen sind sicherlich von Geruch und Optik her die erste Wahl. Auch unter gesundheitlichen und ökologischen Gesichtspunkten gibt es wenig zu meckern. Doch auch hier sollte man darauf achten, dass es sich um eine europäische Produktion handelt, denn asiatische Produkte können durchaus auch im Bienenwachs Pestizide und andere Schadstoffrückstände beinhalten. Ganz wichtig: Bienenwachskerzen sollten zu 100% aus Bienenwachs bestehen. Der Marktanteil von Bienenwachskerzen beträgt übrigens nur etwa 5%.
Kerzenwachs aus Rapsöl
Zunehmend gibt es Produkt aus Rapswachs, der aus gehärtetem Rapsöl hergestellt wird. Diese Produkte verbrennen ebenso gut wie die anderen synthetischen Wachse. Bislang kommen die Rohstoffe dafür ausschließlich aus Estland, Lettland, Litauen, der Ukraine und aus Frankreich. Gleichzeitig tragen sie oft das GMO-Siegel, das in Deutschland oft auch als GVO benannt wird. Das Siegel garantiert dem Käufer: Dieses Produkt ist nicht aus gentechnisch modifizierten/veränderten Organismen hergestellt. Das Siegel sieht meist so aus:
Kerzenwachs aus Sojaöl
Sojawachs – gewonnen aus gehärtetem Sojaöl – ist bei uns noch wenig bekannt, was schade ist: Das Sojawachs ist besonders umweltfreundlich, biologisch abbaubar und schadstoffarm in der Verbrennung. Wachsflecken sind sogar einfach auswaschbar. Sieht man einmal vom intensiven, die Regenwälder zerstörenden Anbau von Soja – vor allem für die Futtermittelindustrie – ab, ist Soja in der ökologischen Bilanz akzeptabel. Das Wachs verbrennt außerdem Schadstofffrei, aber Vorsicht: Oft wird Paraffin zugemischt und das ist besonders schlecht. Es gibt Studien, die besagen, dass Paraffin in dieser Mischung nicht rückstandsfrei verbrennt, da die Hitze der Flamme dazu nicht ausreicht. Somit haben wir es wieder mit einer höheren Schadstoffbelastung zu tun.
Gesunde Kerzen: Düfte und Farben
Gefärbte Kerzen sind genauso gut wie die ungefärbten. Entscheidend ist auch hier der Ausgangsrohstoff für das Wachs und das Verhältnis von Docht zu Kerzenumfang. Natürlich sollten die Kerzen keine Farbstoffe enthalten, die Schadstoffe beim Verbrennen ausstoßen. Auch hier gilt wieder: Europäische Produkte sind dahingehend untersucht – bei außereuropäischen Produkten ist dies oft nicht der Fall. Auf zusätzlich mit Lack und/oder Metallen verzierte Kerzen sollte man besser verzichten. Hier kann man nie hundertprozentig sicher sein, was diese Kerzen an Inhaltsstoffen mit sich bringen.
Wer Duftstoffkerzen liebt, sollte wiederum auf europäische Produkte setzen. Tierhalter sollten sich darüber bewusst sein: Das Geruchsempfinden der Tiere ist um ein Vielfaches höher als unseres und es kann für Tiere eine echte Qual sein, sich der Vanille- oder Fliederduftwolke im Raum auszusetzen. Keinesfalls verbessern Duftkerzen die Raumluftqualität; es wird aber oftmals der Anschein erweckt, als ob das so sein würde. Es sind und bleiben chemische Substanzen, die in den Raum abgegeben werden und die im Übrigen auch bei empfindsamen Personen zu Kopfschmerzen, asthmatischen Problemen, Übelkeit und Allergien führen können.
Die Natur kann es am besten
Bleibt am Schluss die Erkenntnis: Die Natur kann es offensichtlich am besten und Bienenwachskerzen sind die erste Wahl. Das ist natürlich kostspieliger, denn reine Bienenwachskerzen verbrennen oft schneller und sind im Einkauf höherpreisig. Aber mal ehrlich: Wer will denn schon, dass im Anschluss an das wunderbare Candle-Light-Dinner die Romantik ein jähes Ende wegen der schlechten Raumluft und einer einsetzenden Migräne findet? Schade fürs Essen und den schönen Abend. Also vielleicht besser ein paar Kerzen und Teelichte weniger aufstellen, aber dafür in besserer Qualität. Vielleicht hilft ja auch das ein oder andere LED-Kerzlein, um den Gesamteindruck zu optimieren, ohne die Raumluft zu überlasten.