Die Haare bedürfen unserer ununterbrochenen Pflege, sondern werden sie stumpf, rissig, fallen aus oder werden grau – so in etwa ist die Message der Kosmetikbranche. Der Bericht hier zeigt dir, wie wenig sinnvoll diese Sichtweise ist, und was du stattdessen tun oder lassen solltest.
➥ Autor: Andreas Müller-Alwart
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Du konntest dir in den vergangenen beiden Wochen in mehreren Berichten einen Überblick über die Bedeutung des Mikrobiom des Darms und des Mikrobiom der Haut verschaffen konntest. Die Haare hängen mit diesen Themen unmittelbar zusammen. Wir haben bei der Haut schon gesehen: Weniger Pflege und Wascherei können von Vorteil sein. Da Haut und Haare unmittelbar miteinander verbunden sind, erfahren wir nun, was das für die Pflege der Haare bedeutet.
Die Haare – das Ausgangsgebilde der Haut
Susanne Kehrbusch, die sehr viel Erfahrung im konventionellen Frisörhandwerk gesammelt hatte und dann als Gesundheitsberaterin auf die natürliche Pflege der Haare spezialisiert hat, räumt in ihrem wunderbaren Büchlein „Haar & Haut“ (1) offen und ohne kommerzielle Interessen mit vielen Werbemärchen rund um die Haarpflege auf. Sie beschreibt die Haare als „Ausgangsgebilde der Haut“. „Wir haben zwischen 80.000 und 150.000 Haare auf dem Kopf“. (1) „Jedes Haar wächst im Monat etwa einen Zentimeter und wird zwischen 2 und 7 Jahre alt.“
Die Versorgung der Haare hängt von der Haarwurzel ab und wird durch Blutgefäße und Nerven gewährleistet. An jedem Haar hängt, an dem so genannten Haarfollikel, der wie eine Art Schlauch ist, befindet sich eine Talkdrüse und ein Muskel. Diesen Haaraufrichtemuskel kennt jeder: Wenn Du eine Gänsehaut bekommst, ist das der Muskel, der die Haare senkrecht aufstellen lässt. Am Körper gibt es unterschiedlich Haartypen: Die Langhaare – an Kopf, Achsel, Bart und Scham, die Borstenhaare – an Augenbrauen, Wimpern, Nase und Ohren und die Woll- oder Flaumhaare, die gesamte übrige Körperbehaarung.
Was gesundes Haar braucht
Gesundes Haar braucht die Vitalität der Haut, weil dadurch seine Versorgung mit wichtigen Substanzen sichergestellt wird. Somit gilt für die Haare nahezu das Gleiche, was auch für die Haut gilt: Eine gute Ernährung sichert die Versorgung der Haut und somit auch der Haare. Die Vitalität der Haare wird – wie bei der Haut auch – durch Wechselbäder, Saunieren und geeignete Massagen erreicht. Eine falsche Ernährung und Lebensweise spiegeln sich in den Haaren wider. Und man weiß, dass „auch seelische Anspannung und Erschöpfung“ einen wichtigen Einfluss haben. Sehr schön und zutreffend ist hier wieder die deutsche Sprache: „Die Haare stehen zu Berge“, „es ist etwas zum Haare raufen“, „eine Situation ist haarig“ oder „da muss man wohl Federn/Haare lassen“.
Der Kult um die Haare
Die Kosmetikindustrie hat auch bei den Haaren etwas geschafft, was jahrhundertelang kein Thema war: Sie hat uns einreden können, graue Haare seien nicht schön und überhaupt das Altern an und für sich, gelte es um jeden Preis zu vermeiden. Das damit verbundene Framing ist vielen Menschen nicht bewusst. Es ist kein Merkmal eines – erfreulicherweise – erreichten höheren Alters, sondern „graue Haare machen uns alt“ ist die Message, so als ob wir mit jedem grauen Haar 20 Jahre älter würden.
Dabei ist es doch wohl umgekehrt: Je älter, desto mehr graue Haare. Doch man verkauft uns hier einen Modetrend als Wahrheit, weil dahinter wirtschaftliche Interessen liegen. So wie man einst bei der Haut die Blässe als vornehm und edel empfand, heute aber eher der gebräunten Haut Reichtum und Wohlstand zuordnet. Dabei sind bei den Haaren sind einzig die Fülle und das gepflegte äußere Aussehen vielleicht ein gutes Merkmal, wenn man jemanden aufgrund von Äußerlichkeiten beurteilen möchte.
Haarkosmetika
Wie schon bei der Haut, so werden auch bei Haarpflegemitteln etwa 98% des Verkaufspreises eines Produktes für die Werbung aufgewendet und für die attraktive Verpackung: Nur 2% der Produkteinnahme fließen dem Inhalt zu. Das erstaunt schon: Macht uns doch die Werbung für Haarpflegeprodukte rund um die Uhr glauben, die Kosmetikindustrie würde voller intrinsischer Motivation und mit höchstem Engagement ununterbrochen an neuen Produkten zur Rettung und Pflege unserer Haare stehen, als würden beinahe wöchentlich neue Innovationen und Rezepturen das Licht der Produktemarktes erblicken, die dank neuer Inhaltsstoffe wie „Vitalstoffen“, „Koffein“, etc. nun unsere Jugend – vor allem auf dem Kopf – retten können.
Natürlich nur, wenn man nur dieses Produkt und nur dieses und vor allem regelmäßig benutzt. Der ganze Jugendwahn wird angesprochen, so als ob dieser erstrebenswert sei und als ob nicht gerade dieser Jugendwahn zum Beispiel eine Ursache dafür wäre, alte Menschen immer früher aus unserem Blickfeld in separate Heime abzuschieben. Es ist zum Haare raufen, was man uns als gesund und normal verkaufen möchte.
Spezielle Haare erfordern auch ein spezielles Shampoo – stimmst?
Da greifen wir noch einmal auf die Erfahrungen von Susanne Kehrbusch, der Buchautorin und Gesundheitsberaterin zurück, die diese Frage ganz klar beantwortet: Es stimmt nicht. Praktisch alle Spezialshampoos sind ein Werbegag und bringen nicht das, was sie versprechen: „Oft erlebe ich gerade diese speziellen Shampoos als große Störfaktoren für Haut und Haar“, schreibt die erfahrene Autorin. „Die wichtigste Erkenntnis ist … sicherlich die, dass kein Produkt dem Haar geben kann, was ihm von innen fehlt.“
Hinweise bei speziellen Haarthemen:
Trockenes Haar
braucht entsprechende Unterstützung von innen. Es fehlt oft an B-Vitaminen (Panthenol) oder Biotin. Eine entsprechende Ernährung kann die Versorgung über die Haarwurzel sicherstellen. Der Versuch, diese Versorgung von außen über ein Shampoo herzustellen, wird nicht gelingen.
Fettiges Haar:
Tenside im Shampoo sollen das „Problem“ lösen und gleichzeitig sollen Substanzen im Shampoo die Talkdrüsen beruhigen. Wenn überhaupt ein nachhaltiger Effekt gegeben ist, so ist dieser sehr gering. Wie bei der Haut gilt auch für das Haar. Manchmal ist es einfach besser, das Haar eine Weile ruhen zu lassen und nur mit Wasser zu spülen. Oft reguliert sich dann die Talkproduktion von allein. Stress und falsche Ernährung können auch zur Überfettung der Haare beitragen: Hier kann man so oft mit Spezialshampoos die Haare waschen, wie man will: Du wirst so das dahinterliegende Thema nicht auflösen: „Die schnellste Veränderung erreicht man, wenn man die Haare über einige Wochen, mindestens vier, nicht wäscht und somit kein Talk produziert werden muss“, weiß Susanne Kehrbusch.
Feines Haar:
Wer meint, er müsse sein feines Haar fülliger und fester erscheinen lassen, greift zu speziellen Shampoos hierfür. Diese Shampoos sorgen für ein Aufrauhen der Schuppenschicht, indem sie starke waschaktive Substanzen verwenden. Bedeutet: Die empfindlichsten Haare werden am gröbsten behandelt, um sie fester und kräftiger erschienen zu lassen. Gerade die Aufrauhung der Haare führt dazu, dass sie eher stumpfer in der Lichtbrechung sind und somit ungesünder, weniger vital aussehen.
Schuppenshampoo:
Bei Schuppen geht es um eine gestörte Kopfhaut und nicht um „schuppige“ Haare. Während fettigen Haaren, die Talkdrüsen eine Überfunktion haben und zu fettigen Schuppen führen, ist bei trockenem Haar eine starke Schuppenbildung als Folge einer beschleunigten Verhornungsphase der Oberhaut vorhanden – interessanterweise gleichzeitig mit einer Talkdrüsen-Überfunktion.
Tipps für natürliche Haarwäsche:
Tipp 1: Vermeide Tenside, also sogenannte waschaktive Substanzen
Tipp 2: Tensidfreies Waschen ist möglich, in dem du stattdessen Tonminerale verwendest, die du in Naturwarenläden erhältst. Rassoul oder Ghassoul, Lavaerde und grüne Mineralerde sind die gebräuchlichsten Produkte. Alle Tonminerale sind für die Haare von Vorteil und eignen sich für jeden Hauttyp und für jedes naturbelassene (!) Haar. Die erdigen Partikel haben eine hohe Absorptionswirkung und entfernen überschüssige Fette und Schmutzpartikel zuverlässig, ohne den Säuremantel anzugreifen. Anwendungstipp: Für eine normale Haarwäsche werden ein bis fünf gehäufte Esslöffel Pulver mit Wasser zu einem geschmeidigen Brei angerührt und bei nassem Haar vor allem auf die Kopfhaut aufgetragen und einmassiert. (Nur) bei fettigem Haar werden zusätzlich die Haarspitzen noch einmassiert.
Tipp 3: So wenig wie möglich die Haare waschen! (Wir hatten das Thema auch schon bei der Hautpflege und im Bericht dort ausführlich begründet –> siehe Quellenangaben: (2)). „Egal, was die Industrie uns durch Werbeaussagen verspricht, Haarewaschen ist immer eine Belastung für Haut und Haare und keinesfalls Pflege“.
Tipp 4: Zusätzliche kosmetische Hilfsmittel in den Shampoos verlocken, diese zu kaufen. Auch hier der Hinweis auf die ausführlichen Beschreibungen beim Bericht zur Haut (2). Im günstigsten Fall sind die Hilfsmittel wirkungslos – oft sind sie schädlich. Deswegen der einfache Tipp: Verzichte am besten darauf.
Zum Thema Haare färben, Haarfestiger, Haarspray, Gel und Wachs werden wir einen eigenen Bericht in den nächsten Wochen veröffentlichen. Es würde hier einfach den Rahmen sprengen, auch darauf noch fundiert einzugehen.
Fazit:
Da Haut und Haare (und auch der Darm) zusammenhängen, kann für die Pflege nur gelten: Weniger ist mehr. Weglassen ist oft hilfreicher, als immer wieder mit neuen „Mittelchen“ und Pflegeprodukten in den natürlichen Haushalt des Mikrobioms einzugreifen. Gesunde Lebensweise, mineralstoffreiche, abwechslungsreiche Ernährung und Stressfreiheit sind die besten Garanten für so Vieles im Leben und eben auch für die Haut und Haare.
Schaut gerne in den nächsten Wochen wieder ins Portal, wenn wir zum Thema Haare färben, Haarfestiger, Haarspray, Gel und Wachs weitere Tipps und Hintergründe veröffentlichen.
Quellenverzeichnis:
(1) „Alles klar mit Haut und Haar“, Susanne Kehrbusch, emu-Verlag, 10. Auflage 2015
(2) „Die Pflege der Haut“, Welt der Gesundheit.TV, https://weltdergesundheit.tv/die-haut-was-sie-zur-pflege-wirklich-braucht/
(3) „Das Mikrobiom der Haut“, Welt der Gesundheit.TV, https://weltdergesundheit.tv/das-mikrobiom-der-haut-verstehen/
(4) „Darmgesundheit“ https://weltdergesundheit.tv/die-rolle-der-gesunden-darmflora/
Buchempfehlung: ‚
„Alles klar mit Haut und Haar“, Susanne Kehrbusch, emu-Verlag, 10. Auflage 2015