Beinwell ist seit über 2000 Jahren als Heilpflanze bekannt und wurde bereits im ersten Jh n. Chr. vom griech. Arzt Dioskurides beschrieben. Der griechische Name Symphytum officinale deutet bereits auf den bekanntesten Anwendungsbereich hin, denn “symphein“ bedeutet so viel wie zusammenwachsen. Auch die deutsche Bezeichnung Beinwell geht auf das altdeutsche Verb „wallen“ zurück, das ebenfalls zusammenwachsen heißt und das Wort „Bein“ bezeichnete ursprünglich die Knochen. In diesem Artikel erfährst Du mehr über diese tolle Heilpflanze und deren Anwendungsgebiete.
➥ Autor: Marén Kalz
Wo wächst Beinwell?
Beinwell ist eine ca. 1,5 m hohe, rau behaarte Pflanze, die in ganz Europa an feuchten, halbschattigen Schattenorten zu finden ist. Sie ähnelt dem giftigen Fingerhut. Die länglichen Blätter, sowie der Stängel sind borstig und behaart. Der Beinwell hat glockenartige rot-violette oder gelblich-weiße Blüten. Um den Beinwell eindeutig von ähnlichen Pflanzen zu unterscheiden, zerreibt man die Blätter. Beim Zerreiben tritt ein schleimiger Saft aus, der nach Gurke riecht. Die Blütezeit des Beinwells ist von April bis August. Für die äußerliche Anwendung werden vor allem die Wurzeln genutzt, da diese die meisten Wirkstoffe enthalten. Um die Pflanzen zu vermehren, reicht es, ein Stück der Wurzel einzupflanzen.
Medizinische Anwendungsgebiete
In der Volksmedizin werden Tinkturen und Salben für die äußerliche Anwendung bei Knochenbrüchen, Zerrungen, Prellungen, Verstauchungen, Sehnenscheidenentzündungen, Muskelentzündungen, Arthritis, Arthrose, Geschwüre, Gelenkschmerzen, Venenentzündungen, Drüsenschwellungen Rheuma, Nagelbettentzündungen, Furunkel, Durchblutungsstörungen, offene Beine, Verbrennungen, Verbrühungen, Sonnenbrand, Insektenstiche und Blutergüssen hergestellt.
Früher hat man Beinwell aufgrund seiner gesunden Vitalstoffe (z.B. Kieselsäure und Vitamine) auch als Küchenkraut genutzt. Nachdem jedoch bekannt wurde, dass es toxisch auf die Leber wirkt, wurde von der innerlichen Anwendung abgeraten.
Wirkungsweise des Beinwells
Die wichtigsten Inhalts- und Wirkstoffe des Beinwells sind Allantoin, Pyrrolizidin-Alkaloide, Rosmarinsäure, Schleimstoffe und Asparagin.
Allantonin regt die Zellregeneration an und wird deshalb vor allem zur Wundheilung und in der Hautpflege verwendet. Außerdem hilft Allantonin bei der Regeneration des Bindegewebes und steigert die Produktion des natürlichen, heilsamen Wundsekrets.
Pyrrolizidin-Alkaloide gelten inzwischen als bedenklich, da sie toxisch auf die Leber wirken und krebserregend sind. Aus dem Grund wird nicht nur von der innerlichen Verwendung abgeraten, sondern es wird auch empfohlen, Beinwell-Anwendungen auf 4–6 Wochen im Jahr zu begrenzen.
Rosmarinsäure hat eine antientzündliche, antioxidative und schmerzstillende Wirkung. Während die Schleimstoffe noch zusätzlich die Entzündungsprozesse hemmen.
DIY-Tipps: Salben, Tinkturen, Umschläge, Brei
Salben lassen sich sehr schnell herstellen. Man nimmt 20 gr frisch geschälte Beinwellwurzeln, 25 ml Pflanzenöl (z.B. Jojoba), 20 ml warmen Grüntee und bei Bedarf einige Tropfen ätherische Öle. Die Zutaten werden mit einem Mixstab püriert und dann direkt auf die Haut aufgetragen. Wenn Du mehr herstellst, bitte nicht in Metalldosen aufbewahren, da sich der Wirkstoff Allantoin sonst zersetzt.
Für eine Tinktur schneidest Du die Wurzel in kleine Stücke und setzt sie mit hochprozentigem Alkohol an. Diesen Ansatz lässt Du 4 Wochen kühl und trocken lagern. Zusätzlich schüttelst Du die Tinktur einmal täglich. Nach den 4 Wochen kannst Du die Tinktur direkt auf die Haut auftragen. Zusätzlich kannst Du die Tinktur auch als Basis für Salben nutzen.
Wenn Du lieber Umschläge nutzt, kannst Du Beinwelltee, Salbe oder einen Brei aus frischen Blättern und Wurzeln auf die entsprechende Stelle legen und mit einem Tuch aus Baumwolle umwickeln.
Um Brei aus der Wurzel herzustellen, kann man die Wurzeln von Januar bis März oder ab Oktober sammeln und dann mit einer Reibe raspeln und direkt als Breiumschlag auf die Wunde legen. Oder Du schneidest die Wurzeln in Scheiben und lässt sie bei ca. 40 Grad im Ofen trocknen. Danach zermahlst Du die getrockneten Wurzeln mit einer Kaffeemühle. Aus diesem Pulver kannst Du jederzeit einen Brei anrühren.
Beinwell als Gartenhelfer
Auch Gärtner lieben den Beinwell, weil sich die Pflanze als Dünger, zum Mulchen und für pflanzenstärkende Kräuterjauchen eignet.
Die Blätter und Triebe verrotten sehr schnell. Vor allem für Gurken und Tomaten ist es sinnvoll, einige Beinwell-Blätter vor dem Setzen der Pflanzen ins Loch zu geben. Damit wird der Boden vor dem Austrocknen, vor Verschlämmung und vor großen Temperaturschwankungen geschützt. Zudem wird der Boden mit Kalium und Stickstoff angereichert und es sinkt der Befall mit Mehltau.
DIY – Tipp: Pflanzendünger
Du kannst Dir mit Beinwell selbst Pflanzendünger ansetzen. Dazu füllst Du einen Eimer zu 75% mit Beinwell und übergießt es mit Wasser (bei Möglichkeit Regenwasser) bis alles abgedeckt ist. Diesen Eimer bedeckst Du mit einem Tuch und rührst den Sud einmal täglich um. Erst wenn sich keine Bläschen mehr bilden, ist der Gärprozess beendet. Den Sud verwendest Du jetzt im Verhältnis 1:10 mit Wasser zum Düngen. Um die Wirkung zu verbessern kannst Du auch noch Brennnesseln einarbeiten, da diese zusätzlich viel Eisen und Magnesium enthalten.
Quellen abgerufen am 14.01.2023