Glyphosat und seine Entstehung verstehen heißt auch in die Vita von Monsanto zu schauen. Denn Glyphosat ist keine Randerscheinung, es fügt sich in einen Katalog an Giften, die bereits eine Geisel für die Gesundheit von Mensch und Natur geworden sind. Im Grunde ist es wohl auch nur die Spitze eines noch größeren Eisberges. Diesem werden wir uns aber erst in Teil III nähern. Wer also war Monsanto und was hat dieser Konzern erfunden?
➥ Autor: Barbara M. Thielmann
➥ Hier geht es zu Teil III: Die weitreichenden Folgen und Seilschaften
➥ Buch zur Artikel: Elektrosmog und Glyphosat
Wer war Monsanto und was hat dieser Konzern erfunden?
Monsanto war ein 1901 gegründeter und bis zu seiner Übernahme durch die deutsche Bayer AG am 7. Juni 2018 ein eigenständiger, ab 1927 börsennotierter Konzern mit Sitz in Creve Coeur bei St. Louis im US-Bundesstaat Missouri.
John Francis Queeny (1859–1933) gründete 1901 die nach dem Familiennamen seiner Frau, Olga Mendez Monsanto benannten Monsanto Chemical Works mit einem Anfangskapital von 5000 US-Dollar. Geschäftsziel war die Herstellung des Süßstoffs Saccharin. Zu dieser Zeit wurde Saccharin sonst nur noch in Deutschland produziert.
1904 erweiterte Monsanto seine Palette um Koffein und 1905 um Vanillin.
Seit den 1940er Jahren produzierte Monsanto unter anderem polychlorierte Biphenyle (PCB), die inzwischen zu den zwölf, als „Dreckiges Dutzend“, bekannten organischen Giftstoffen zählen und welche durch das Stockholmer Übereinkommen vom 22. Mai 2001 weltweit verboten wurden.
1944 gehörte Monsanto zu insgesamt elf Unternehmen, welche kriegsbedingt im Zuge eines Programms der US-amerikanischen Regierung lizenzfrei Dichlordiphenyltrichlorethan (DDT) produzierte.
1960 wurde der landwirtschaftliche Bereich aufgebaut, welcher Dünge- und Pflanzenschutzmittel umfaßte.
Von 1965 bis 1970, während des Vietnamkriegs, war Monsanto mit der Tochterfirma Mobay ein wichtiger Lieferant des mit Dioxinen kontaminierten Herbizids „Agent Orange“, welches zur Entlaubung von Wäldern und Nutzpflanzen eingesetzt wurde und in der Folge zu erheblichen irreversiblen gesundheitlichen Schädigungen bei der Bevölkerung in den ehemaligen Einsatzgebieten und den kriegsführenden US-Soldaten führte.
1980 erwarb Monsanto eine Beteiligung an Biogen und schloß eine Forschungskooperation mit Genentech.
1981 etablierte Monsanto eine Gruppe für Molekularbiologie und machte die Biotechnologie zum strategischen Fokus des Unternehmens
1985 übernahm Monsanto den Süßstoffhersteller G. D. Searle & Company und schuf die Tochtergesellschaft NutraSweet. In dieser Zeit entstand der von der WHO als schädlich eingestufte Süßstoff ASPARTAM, der auch heute noch unter mehreren Bezeichnungen genutzt wird. In Nahrungsmitteln, Nahrungsergänzungsmitteln, teilweise sogar in Apothekenvitaminen (!). 2000 wurde dann das gesamte Süßstoffgeschäft verkauft. Hier stellt sich die Frage: warum eigentlich? Es lief doch so gut.
1983 stellte Monsanto den ersten Patentantrag für ein gentechnisch verändertes Lebewesen auf eine vom Konzern entwickelte Petunie.
1987 führte Monsanto als erstes Unternehmen in den USA Feldversuche mit gentechnisch veränderten Pflanzen durch.
1994 kam dann das erste biotechnologisch erzeugte Produkt unter dem Markennamen Posilac auf den Markt. Es handelte sich um Recombinant Bovine Somatotropin (rBST), ein Wachstumshormon zur Steigerung der Milchleistung von Rindern. 2008 wurden die Rechte und die Produktion an Eli Lilly verkauft.
Dafür wurde 1997 im Frühjahr Calgene von Monsanto aufgekauft. Calgene war der Hersteller des Saatgutes der Flavr-Savr-Tomate, das erste gentechnisch veränderte Produkt, das in den USA auf dem Markt zugelassen wurde.
1997 wurde das Chemiegeschäft in eine separate Firma namens Solutia ausgegliedert. Im Februar 2000 wurden die landwirtschaftlich orientierten Geschäftsteile in eine Tochtergesellschaft ausgelagert. Die ursprüngliche Monsanto (ohne ausgegliederte Gesellschaften) fusionierte im März 2000 mit Pharmacia & Upjohn und änderte ihren Namen in Pharmacia. Die zuvor gegründete Tochtergesellschaft für das Agrargeschäft führte von da an den Namen Monsanto.
2003 ging Pharmacia in Pfizer auf, welcher wiederum einen Teil von Pharmacia an Johnson& Johnson verkaufte. Bei diesen Passagen einfach mal selber aktiv mitdenken…
2009 übernahm Monsanto das auf gentechnisch veränderten Weizen spezialisierte Unternehmen WestBred. Im August 2009 kaufte Syngenta für 160 Millionen US-Dollar das Geschäft für hybrides Saatgut von Sonnenblumen von Monsanto.
Am 23. Mai 2016 legte die Bayer AG ein offizielles Angebot vor. Kaufpreis: 62 Milliarden Dollar. Das schien nicht genug zu sein. Am 6. September 2016 wurde ein neues Angebot von Bayer vorgelegt, man einigte sich auf 66 Milliarden Dollar, die bislang größte Übernahme durch einen deutschen Konzern im Ausland.
Bayer wird zur weltweiten Nummer eins im Agrarchemie-Geschäft
Am 21. März 2018 stimmte die EU-Kommission der geplanten Übernahme unter Auflagen zu. So hatte sich Bayer zuvor verpflichtet, fast sein gesamtes weltweites Geschäft für Saatgut und agronomische Merkmale, einschließlich der Forschung, an BASF zu verkaufen. Also quasi Marktausgleich. Aber dafür, so könnte man das sagen, „sitzt“ Bayer jetzt auf Glyphosat, jeder Menge Klagen und dem, was da noch kommt. Monsanto hat sich clever aus der Schußlinie gezogen. Der Name Monsanto wurde aus werbetechnischen Gründen und wegen der vielen Klagen gegen den einstigen Besitzer nicht übernommen. Einer dieser großen Klagen war die Klage ehemaliger Vietnamveteranen wegen des oben aufgeführten Kampfstoffs „Agent Orange“. Auch den Riesen BAYER treffen nach der Übernahme wie gesagt Klagen wegen des Herbizids Glyphosat. Wer sich selbst ein Bild machen möchte über die Klagesituation findet bei Wikipedia eine sehr dezidierte Auflistung unter „Klagen gegen Monsanto„
Soweit die vielleicht etwas langgezogene (wenn auch nicht vollständige) Kurzübersicht über den Konzern, der das Herbizid Glyphosat, bekannt als „Round up“, auf den Markt gebracht hat und welches nach wie vor und mehr denn je weiter angewandt wird, besonders seitdem das Patent ausgelaufen ist und jeder Glyphosat herstellen kann und die Böden für Jahre verseucht, Menschen krank machen kann und auch die gesunden Pflanzen für lange Zeiträume nach dem Gebrauch zerstört. Vielleicht sollte noch erwähnt werden, dass es diese und weitere Unternehmen im pharmazeutisch-technischen Komplex sind, die auch an der Schaffung der vielgerühmten COVID-Impfstoffe, oder besser Gentherapeutika, beteiligt sind. Hier geht es weder um Gesundheit, noch um biologische Handhabung, auch wenn man es „Biotechnologie“ nennt. Hier geht es nur um eins: big money! Und das einzige, was daran „grün“ ist, ist die Plastikflasche, in der das Gift aufbewahrt wird.
Ob Glyphosat nun tatsächlich nur „geringe Nebenwirkungen hat“ oder nicht doch eher zum Agent Orange des 21. Jahrhunderts avanciert, besprechen wir im dritten Teil.
➥ Hier geht es zu Teil III: Die weitreichenden Folgen und Seilschaften