Benching (Hinhaltetaktik) in Beziehungen

Hast Du jemanden kennengelernt und Du denkst, daraus könnte wirklich etwas werden? Aber die andere Seite meldet sich kaum oder hat immer „Im Moment so viel um die Ohren“? Oder „tut mir wahnsinnig leid, aber es klappt nicht wie verabredet“? Dann bist Du wahrscheinlich Opfer eines weit verbreiteten, aber unschönen und rücksichtslosen Tricks: Benching. Hier erfährst Du, was das genau ist und wie Du es erkennst.

➥ Autor: Niki Vogt

❤️Beziehung, Liebe und ihre Mechanismen

Was ist Benching?

Die Taktik des Benching ist alt und heißt im Deutschen einfach Hinhaltetaktik. Eine Art des Warmhaltens. Die Treffen immer wieder absagen, sich lange Zeit nicht melden, nicht ans Telefon gehen, Ausreden, warum es „grad nicht geht“ aber dann, wenn Du anscheinend keine Lust mehr hast, dann doch wieder ein Zückerli hinwerfen, damit Du Dir wieder Hoffnung machst. Immer gerade so viel Aufmerksamkeit und Kontakt, dass er oder sie es nicht mit Dir völlig verscherzt und Du die Hoffnung nicht aufgibst.

Das Wort „bench“ bedeutet in Englischen „Bank“. Also etwas auf die lange Bank schieben. Aber im Englischen ist es auch ein Ausdruck dafür, dass man im Mannschaftssport einen Spieler auf der Ersatzbank ewig lange sitzen lässt und ihn nur dann ins Spiel nimmt, wenn kein Besserer mehr verfügbar ist.

Benching ist eine wahre Unsitte in Zeiten des „Datings“ geworden. Ein „Bencher“ (Mann oder Frau) ist jemand, der Dir Hoffnungen macht, sich bei Treffen von der besten Seite zeigt, sich dann aber frustrierend rar macht. Insgeheim will er oder sie sich nicht ganz einlassen oder festlegen. Stattdessen sucht der Bencher meistens weiter nach neuen Kontakten und datet weitere Interessenten, weil er hofft, noch „etwas Besseres“ zu finden. Wie schon der alte Spruch lautet: „Drum prüfe, wer sich ewig bindet, ob sich nicht doch was Bess’res findet“.

Er verteilt für sich seinen Kontakten Noten. Alles ab „befriedigend“ wird gleich aussortiert, alles unter „gut“ hält der Bencher sich als „Option“ warm und bei „sehr gut“ könnte er vielleicht mehr von sich geben, meistens aber auch da nicht. 

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Wie macht das ein Bencher?

Es ist allerdings auch ein Zeichen von Rücksichtslosigkeit, mit den Gefühlen anderer so umzugehen. Oft ist die Zuneigung und das Interesse ganz oder teilweise vorgespielt. Das kann sogar über lange Zeit gehen und das Opfer glaubt, eine echte Beziehung zu haben und denkt, dass der andere einfach nur seine Freiheit braucht. Das ist immer ein Grund, der gern vorgeschützt wird. Man trifft sich mehr oder weniger regelmäßig, hat Sex miteinander, unternimmt Dinge, hat gemeinsame Restaurantbesuche – und Du denkst, dass Du ihm oder ihr nur Zeit geben musst und dann wird das schon. Dann wird er oder sie sich wirklich öffnen. Doch diese Zeit zieht sich immer weiter hin.

Dabei hat der Bencher immer gute Ausreden parat, kann liebenswürdig und romantisch sein, geradezu filmreif. Er macht aber nie Nägel mit Köpfen, vertröstet Dich immer wieder und wiegelt Fragen Deinerseits ganz erschrocken und vielleicht auch noch verärgert ab, wenn Du ihn zur Rede stellst. Manche erfinden auch tragische Geschichten, dass sie eine emotionale Katastrophe noch nicht verarbeitet haben, schrecklich enttäuscht wurden und doch gedacht haben, bei Dir Verständnis dafür zu finden und – schwups! – bist Du schuld daran, ihn oder sie verletzt und genötigt zu haben.

In Wahrheit hat ein Bencher meistens gar nicht die Absicht, eine feste Beziehung einzugehen, sondern genießt das unverbindliche, angenehme und konsequenzenlose Spiel mit den Gefühlen anderer und konsumiert Liebe und Sex als Unterhaltungsprogramm.

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Sechs Hinweise, dass Du Opfer von Benching bist

Es gibt viele Varianten, aber diese „fiesen Sechs“ sind sehr konkrete Anhaltspunkte, auf die Du achten solltest:

1) Euer Kontakt ist ziemlich selten von Angesicht zu Angesicht. Meistens über Chats in Social Media, schon Telefonate sind eher selten.

2) Er oder sie umgarnt Dich mit Komplimenten, ganz vielen süßen Emojis. Wenn Du niedergeschlagen bist und das mitteilst, sind für den Bencher alle anderen gleich böse und Du deren Opfer. Du fühlst Dich verstanden und glaubst, dass er „zu Dir hält“.

3) Die Beziehung bleibt im Kennenlern-Status stecken. Du kennst den anderen schon eine ganze Zeit lang, aber sehr viel mehr als in den ungefähr ersten sechs Wochen erfährst Du kaum über denjenigen oder diejenige. Du wirst immer auf einem gewissen Abstand gehalten, lernst die Freunde und Familie nicht kennen und kannst bei ihm/ihr nicht ohne Vorankündigung in die Wohnung kommen. Er/sie erzählt nicht viel von seinem Privatleben und Du weißt auch nicht so genau wo er/ sie arbeitet. Anfangs hast Du die Schmeicheleien ja gern gehört. Und auch gern von Dir erzählt und hast sein Zuhören als riesengroßes Interesse interpretiert. Aber langsam merkst Du, dass er oder sie sehr verschlossen ist mit Information zu seinem Lebensumfeld. Spontane Treffen gehen so gut, wie nie.

4) Aber auch geplante Treffen werden kurzfristig und ersatzlos auf irgendwann verschoben. „Tut mir wahnsinnig leid, ich hab mich doch selbst so sehr auf Dich gefreut …“. Aber einen neuen Termin gibt’s erstmal nicht.

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5) Er/ sie ist erfinderisch. Wenn Du traurig und enttäuscht fragst, warum es denn schon wieder nicht geht, kommt immer wieder eine neue Ausrede voller Ausschmückungen. Zudem meistens noch mit gekonnt gespielter Verärgerung, weil er/ sie sich doch sooo auf das Treffen gefreut habe. Oder ein Freund sei in Nöten und man muss doch helfen, edel, wie man ist. Oder der böse Chef, das Schwein, hat euch das Treffen versaut. So kannst Du ja nicht böse sein.

6) Und auch, wenn Du Dich um einen neuen Termin bemühst, bekommst Du nur Schwammiges zu hören. „Vielleicht das kommende Wochenende, ich geb’ Dir noch Bescheid“. Oder „Ich muss morgen im Job mal meinen Kalender durchsuchen, ich melde mich, wenn ich einen Termin freimachen kann“. Und Zack. Sitzt Du wieder auf der Wartebank.

Aber: Nicht gleich bei einem dieser Anzeichen schon den Verdacht des Benchings hegen. Es kann ja immer eine wahre Sache sein. Aber wenn das ständig so läuft und das über Wochen und Monate, dann solltest Du entweder ihn oder sie mit seinem/ ihren Verhalten konfrontieren und fordern, dass der andere Stellung bezieht. Wenn das zur Trennung führt, sei nicht traurig. Du hättest nur noch länger gelitten.

Warum findet Benching statt?

Manche wollen tatsächlich einfach nur reine, unverbindliche Beziehungen für ein bisschen Spaß dann und wann. Es interessiert sie nicht, dass sie Dich verletzen und emotional ausnutzen. Andere brauchen das für ihr Selbstwertgefühl, wie toll und überzeugend sie sind, wie sehr die Dates, die sie aufreißen, auf sie fliegen, können sich aber schwer auf eine echte Beziehung einlassen. Teilweise haben solche Menschen auch Angst, dass sie bei einer echten Nähe ihren Glanz schnell verlieren. Manche schaffen es auch nicht, ehrlich eine Beziehung abzubrechen, die sie eigentlich nicht wirklich wollen. Sie wollen sich dem nicht stellen.

Wie gehst Du damit um, wenn Du auf Benching hereingefallen bist?

1) Sprich ehrlich über Deine Gefühle. Sag, dass Du Dich hingehalten und verletzt fühlst und von ihm oder ihr wissen willst, warum er oder sie das so macht. Wenn es dem anderen ernst ist, dann sollte er oder sie es auch zeigen und leben. Wenn nicht, dann bitte auch das ehrlich sagen und das ist auch gut, Du weißt dann Bescheid und gehst.

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2) Akzeptiere kein Taktieren mit „ich weiß es nicht“, „ich weiß nicht, ob ich mich so richtig darauf einlassen kann“, „warum kann ich nicht einfach etwas Freiheit behalten?“ oder „ich bin mir noch unsicher“. Fordere eine ehrliche Antwort und drohe nicht, fange nicht an, den anderen emotional zu erpressen, das verschlimmert die Sache nur und bringt Dich überhaupt nicht weiter. Es ist so einfach: Eine echte Beziehung oder keine, Schluss mit der Hinhaltetaktik.

3) Wenn er oder sie beteuert, eine richtige Liebe und Partnerschaft aufzubauen, dann kannst Du ja noch eine Chance geben. Wenn aber in der nächsten Zeit nach einer kurzen Phase die alte Warteschleife wieder da ist, dann ist jeder weitere Tag, an dem Du darauf wartest, nur verschwendet und verletzt Dich. Er oder sie wird sich nicht ändern, weil da irgendein Selbstwertproblem tief verwurzelt ist oder weil es sich um einen ziemlich abgebrühten, selbstsüchtigen Charakter handelt.

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