Rapsöl ist nicht etwa das „Olivenöl des Nordens“, wie gute Vermarkter es nennen. Erucasäure macht die Pflanze toxisch und Tiere meiden sie von je her. Aber findige Lebensmitteldesigner machten aus der ungenießbaren Pflanze Brassica napus (auch Raps genannt) einen Verkaufsschlager. Ein bisschen genetische Veränderung hier, ein wenig Züchtung dort, fertig ist transgener Raps. Und nun gilt er als „gesund“, „Bio“ und wichtige Quelle für Linolensäure. Und die meisten Menschen glauben, Rapsöl sei gesund. Nichts könnte der Wahrheit ferner sein, denn Rapsöl ist kein natürliches Öl, sondern der Handelsname einer gentechnisch veränderten Version von Raps (die giftig ist).
➥ Autor: Barbara M. Thielmann
Raps in seinem Ursprung
Am Anfang war der Raps und der enthielt große Mengen der einfach ungesättigten Erucasäure und an Glucosinolaten. Erucasäure macht mehr als die Hälfte der Fettsäure herkömmlicher Rapssorten aus, sie verursacht Organschäden und Herzprobleme bei Menschen und Säugetieren. Wegen der Glucosinolate durften Raps-Pressrückstände nur zu geringen Anteilen im Tierfutter sein. Wegen des intensiven Kohlgeruchs fraßen die Tiere weniger, zudem verändern Glucosinolate die Schilddrüse. Außerdem entstanden im Pressrückstand Senföle, die beim Tier Verdauungsstörungen hervorrufen, Hühnereier erhalten einen Fischgeschmack.
Erucasäure
Sie wird vom Oxidationssystem der Mitochondrien schlechter abgebaut als andere Fettsäuren. Wie auch andere langkettige Fettsäuren blockiert Erucasäure vermutlich einige der beteiligten Enzyme, sodass auch andere Fettsäuren langsamer abgebaut werden. Also kein Verkaufsschlager. Aber dann kam Dr. Baldur R. Steffanson (geb. 26. April 1917 – gest. 3. Januar 2002), ein kanadischer Agrarwissenschaftler, der in seinem Universitätslabor erstmalig das Rapsöl herstellte, welches wir verzehren. Nachdem Dr. Steffanson seine neu geschaffene Version von Rapssamen gemäß den FDA-Richtlinien (mit weniger giftiger Erucain-Säure) erhalten hatte, arbeitete er für Calgene. Calgene war ein US-amerikanisches Pharmaunternehmen, das sich auf die Herstellung von Arzneimitteln gegen Krebserkrankungen und Krankheiten des Immunsystems spezialisiert hatte. Es wurde später von Monsanto übernommen. Aus diesem Grund gibt es kein „biologisches“ Rapsöl, da der Rohstoff selbst gentechnisch veränderter Raps ist.
Die genetischen Züchtungen 0-Raps und 00-Raps
Seit 1974 wurden unter der Bezeichnung Null-Raps (0-Raps) praktisch erucasäurefreie (weniger als 2% im Öl) und damit für die menschliche Ernährung geeignete Raps-Genotypen entwickelt, deren Saat einen höheren Anteil der besser verträglichen Öl- und Linolensäure enthält. Livio war übrigens das erste kommerziell vertriebene Raps-Speiseöl in (West-)Deutschland.
Null-Raps enthielt allerdings immer noch Glucosinolate, die die Verwendung als Tierfutter erschweren. Daher wurde versucht, Raps mit geringerem Gehalt von Glucosinolaten zu züchten, sogenannten Doppelnull-Raps (00-Raps)1. 1981 wurde als erste Doppelnull-Rapssorte die Winterrapssorte LIBRADOR in die deutsche Sortenliste eingetragen. Bereits 1982 folgte die Sorte LIGLANDOR, und 1983 wurden die Sorten LINDORA, LIROPA und ELENA in die Sortenliste aufgenommen. Die in Kanada entwickelten und in ganz Nordamerika kultivierten Doppelnull-Rapssorten wurden ursprünglich aus Vermarktungsgründen auch als Canola (Canadian oil, low acid) bezeichnet. Mittlerweile wird Canola in weiten Teilen Amerikas und Australiens allgemein als Bezeichnung für Raps verwendet. In Deutschland wird heute beinahe die gesamte Anbaufläche mit 00-Raps bestellt. Daneben wurden für die Produktion von Erucasäure als industrieller Rohstoff erucasäurereiche, aber glucosinolatarme Sorten gezüchtet, der Plusnull-Raps (+0-Raps) oder HEAR (engl.: high eruic acid rapeseed).
Wichtig zu wissen: Rapssaat hat sich etwa seit dem Jahrtausendwechsel zu einem wichtigen Bioenergieträger entwickelt. Rapsöl wurde dabei vor allem für die Biokraftstoffe Pflanzenölkraftstoff und Biodiesel (Rapsölmethylester) verwendet. Aber … die Autofahrer nehmen den Biodiesel nicht so freudig an, wie erwartet. Denn er macht auch das Herz des Autos kaputt … bildlich gesprochen. Jetzt sitzen wir aber auf einer Wahnsinnsproduktion von Raps. Wenn die Autos den Diesel nicht fressen, na dann bleibt ja immer noch der Mensch. Und genau, der wird gerade damit vollversorgt. Hierzu ein Zitat von Udo Pollmer2 (Ernährungswissenschschaftler vom E.U.L.E.)
[…] Die Erucasäure ist ein reizvolles Beispiel dafür, wie selbst altbekannte Fragestellungen zum Gesundheitswert von pflanzlichen Ölen bis heute im Dunkeln liegen. Je größer die Ahnungslosigkeit, desto hochfliegender die ärztlichen Tipps zum angeblich herzschützenden Rapsöl. Dabei ist der wichtigste Grund für den Rat, doch bitte dieses Öl in der Küche zu verwenden, leicht durchschaubar: Da der Bürger sich weigert, Biodiesel in seinen Tank zu kippen, muss das Zeug nun in die Mägen. Immerhin hat Rapsöl eine ernährungstechnisch interessante Eigenschaft: Es eignet sich wunderbar zum Panschen von Olivenöl. Mahlzeit! […]
Raps war früher in der Küche verpönt: Sein Öl schmeckte bitter und beißend, aber es eignete sich wenigstens als Lampenöl. Für den widerlichen Geschmack waren vor allem Senfölverbindungen verantwortlich. Sie führten zu Schilddrüsenstörungen und wurden auch zur Abtreibung genutzt. Und deswegen mengt es die Lebensmittelindustrie jetzt überall hinein? Was will uns das sagen? Früher hochtoxisch und jetzt Bio?
Was also solltest Du zu Rapsöl wissen?
- Raps verbraucht Vitamin E.
- Raps erhöht die Festigkeit der Membranen, was zu degenerativen Erkrankungen führen kann.
- Aufgrund des hohen Schwefelgehalts von Raps wird es leicht ranzig, was Allergien und Probleme für Menschen mit bronchialen und/oder asthmatischen Problemen verschlimmern kann.
- Studien am Menschen haben ergeben, dass Raps eine Zunahme von Lungenkrebs verursacht.
- Raps kann die Lebensdauer von Tieren verkürzen und die Thrombozytenzahl senken.
- Der tägliche Verzehr von Raps kann deine Triglyceride um über 40 Prozent steigern.
- Rapsöl bildet sich schnell und hemmt die Enzymfunktion.
- Es öffnet die Tür für freie Radikale, untergräbt natürliche Antioxidantien und kann mit einer erhöhten Inzidenz vieler Krankheiten in Verbindung gebracht werden.
- Wenn man Rapsöl erhitzt, produziert es einen hohen Gehalt an Butadien, Benzol, Acrolein und Fornaldehyd, fördern allesamt das Krebswachstum , besonders in Verbindung mit freien Radikalen
- Rapsöl hinterläßt keinen üblen Geschmack, wenn es verdorben ist. Es ist daher schwer zu sagen, ob du ranzige Erucasäure ißt.
- Es erhöht deinen Blutdruck, fördert Entzündungen in deinem Körper und es beeinträchtigt deine Gehirnfunktionen!
Achte einmal darauf, wo mittlerweile überall Rapsöl enthalten ist, du wirst überrascht sein. Und denke vor allem immer daran, dass es kein gentechnikfreies Rapsöl gibt. Und dass es alles andere als „bio“ ist.
Wenn du gesundes Öl zu dir nehmen willst, dann nehme Kokosöl oder Olivenöl, damit bist du deutlich gesünder auf dem Weg!
Quellen:
1. Rapsanbau in Deutschland – Schub durch Doppel-Null-Raps. Abgerufen am 30. Januar 2017: „Mitte der 80er Jahre standen den Landwirten neue Rapssorten zur Verfügung, die sowohl erucasäure- wie glucosinolatarm waren und 00-Raps (Doppel-Null) genannt wurden.“
EFSA: Erucasäure mögliches Gesundheitsrisiko für stark exponierte Kinder. Pressemeldung 9. Nov. 2016
4. file:///C:/Users/Admin/Downloads/20110309_FPJ_Aut11_Beckie.et_.al.pdf