Wir leben weltweit in nicht gerade entspannten, glücklichen Zeiten. Und überall machen die Menschen sich große Sorgen. Die enormen Spannungen zwischen den westlichen NATO-Staaten und den BRICS, namentlich Russland und China, sorgen überall für Stress und Zukunftsangst. Dazu kommen die Probleme mit den Lieferketten und viele Mangelsituationen, Preiserhöhungen und die Aussicht auf neue Pandemiemaßnahmen ab Ende September. Auf diesem Hintergrund über den „Tag der Erholung“ zu reden, wird bei manchem nur für Kopfschütteln sorgen.
Aber gerade dann ist es wichtig, sich zu entspannen und zu regenerieren, denn Dauerstress ist sehr ungesund und hilft niemandem weiter. Wenn Du also zu denen gehörst, die zurzeit sehr pessimistisch in die Zukunft sehen und schlecht schlafen können: Gerade dann muss Du Wege finden, wieder in Deine Mitte zu kommen und Dir auch einmal Erholung zu gönnen. Jeder muss mal die Batterie auffüllen und sich regenerieren.
Dauerstress ist pures Gift für Körper und Psyche
Warum es nicht gut ist, unter Dauerstress irgendeiner Art zu stehen, ist leicht erklärt. Das entspricht unserer Biologie, die Biologie jedes Lebewesens. Der natürliche Stress ist im Prinzip der Überlebenswille.
Wildtiere und Pflanzen in der Natur reagieren auf Stress – und der Mensch eben auch. Die biologischen Reaktionen darauf sind bei Mensch und Tier sehr ähnlich. Aus unserer „alten, wilden“ Zeit haben wir das Muster in den Genen.
In Sekundenbruchteilen, wenn Du wahrnimmst, dass Gefahr droht, springt schon das Überlebensprogramm an: Adrenalin, Noradrenalin und Kortisol wird in den Nebennierenrinden in den Blutkreislauf geschossen. Der Herzschlag geht sofort nach oben, das Herz pumpt viel mehr Blut durch die Lungen und in den Körper, der Blutdruck steigt rasant, aber die Blutgefäße verengen sich. Man wird vor Angst oder Wut ganz blass. Die Bronchien weiten sich, der Sauerstoffgehalt steigt, die Muskeln werden sofort durchblutet. Es wird Zucker zur Verbrennung ins Blut bereitgestellt. Das Gehirn arbeitet schneller – Lageeinschätzung: Kämpfen oder fliehen. (Bei „Säbelzahntiger“ sofort fliehen.) Ob Kampf oder Flucht, die Muskeln werden leistungsfähiger, die Lunge atmet tiefer. Du kannst Dinge, die Du sonst nicht schaffst. Die Pupillen werden enger für die Tiefenschärfe beim Sehen, das Schmerzempfinden wird heruntergeregelt und alle Körperfunktionen, wie Verdauung, Müdigkeit, Hunger sind auf null gestellt. Das Immunsystem wird aktiviert (wegen der möglichen Verletzungen).
Das ist eine enorme Anforderung an Körper und Geist
ABER: War die Gefahr vorbei, war der Steinzeitmensch entweder wieder in Sicherheit und erzählte sein Abenteuer am Lagerfeuer – oder tot und Säbelzahntigerfutter. Sein Körper erholte sich schnell davon – bis zum nächsten Mal.
Kurzzeitigen Stress vertragen wir sehr gut. Aber dann muss wieder Frieden einkehren in Geist und Körper.
Wir leiden heute unter einer ganz anderen Art von Stress. Er ist nicht so brutal direkt, denn die Leute, die uns Stress in unserem Leben machen sind, keine Säbelzahntiger mehr. Der Stress ist subtiler und langandauernder. Mobbing am Arbeitsplatz, Überforderung, Geldsorgen, Eheprobleme, Existenzbedrohung durch die gegenwärtige Situation, Angst vor Umwälzungen, Angst vor Krankheit. Davor kann man leider weder davonlaufen noch dem Problem eins mit der Keule überbraten.
Diese Art von Dauerstress macht krank
Das Immunsystem wird unterdrückt, Krankheiten haben es leicht. Das ständige Produzieren von Adrenalin und Kortisol versetzt Körper und Gehirn in einen dauerhaften Alarmzustand. Dies führt zu Erschöpfung, Schlaflosigkeit bei gleichzeitiger Übermüdung. Durch den ununterbrochenen Alarmzustand ist eine Erholung nicht möglich.
Auf längere Zeit wird es sogar richtig gefährlich und kann zu Tinnitus, Hörsturz, Schwindel oder Schlaganfall führen. Häufig stellen sich auch Magen-Darmbeschwerden und Depressionen ein. Viele erleiden einen Burnout, also einen schweren emotionalen, geistigen und körperlichen Erschöpfungszustand.
Daher: Wenn Du auch zu den Kandidaten mit Dauerstress gehörst, ist es höchste Zeit, sich einen Tag Erholung zu gönnen. „Schön gesagt“, denkst Du vielleicht.“ Ihr habt ja meine Probleme nicht. Wie soll ich das denn anfangen?“ Nun, da können wir Dir ein paar gute Vorschläge machen.
Zu wenig Natur macht krank
Sehr gut und sehr wirksam: Kennst Du „Waldbaden“? Geh einfach im Wald so ganz für Dich spazieren, das Wetter ist egal. Du hast keinen Zeitdruck, kein Ziel. Schau Dich um und was Dich interessiert, das schaust Du Dir an. In aller Ruhe. Du wirst kleine Wunder entdecken. Atme die wunderbare Waldluft tief ein. Rieche den Duft der Fichten. Höre die vielen kleinen Geräusche des Waldes, schau Dir einen Ameisenhafen an. Betrachte einen plätschernden Bach und bewundere die Flugkünste der Libellen. Das „Waldbaden“ ist eine gute Methode, die jeder anwenden kann, hier haben wir eine Fachfrau dazu interviewt.
Nichtstun kann einige Vorteile haben
Oder Du machst es Dir ganz leicht und lässt, wie man so schön sagt, „den lieben Gott einen guten Mann sein“ – und machst einfach einmal nichts. Lange ausschlafen, keine Termine, keine Pläne, ein schönes Frühstück, Radiomusik … vielleicht auch in eine der Lavalampen der Siebzigerjahre zu gucken, wie die bunten Farbblasen aufsteigen und sinken.
Oder Du nimmst Dir einen Lesetag und machst es Dir gemütlich. Nimm Dir ein Buch vor, dass einerseits fesselnd ist, andererseits positiv und vergnüglich. So, dass Du entspannt und glücklich darin vertieft abends zu Bett gehst. Vielleicht hörst Du dabei auch Deine Lieblingsmusik? Und noch ein Tipp: Lasse alle wissen, dass Du nicht daheim bist und auch nicht an Dein Handy gehst.
Oder Du machst einen „ich verwöhne mich Tag“, allein für Dich oder in einem Wellness-Hotel. Mit Massage und Sauna, was das Haus zu bieten hat. Auch zu Hause und allein kann das sehr schön sein … ein Schaumbad, Hand- und Fußpflege, alles, wozu Du sonst keine Zeit hast. Vielleicht auch in der Badewanne lesen.
Wenn Du gerne angelst, dann braucht man Dir sicher nicht zu sagen, wie viel Ruhe und Entspannung das bringt.
Ist Gärtnern Dein Hobby? Dann besorge Dir doch im Voraus ein paar schöne neue Pflanzen oder starte ein neues Gartenprojekt. Vielleicht einen Kräuter-Steingarten anlegen? Oder einen Gartenteich? Gartenarbeit ist nicht nur gesunde Bewegung an frischer Luft, sondern auch kreativ und der Umgang mit Erde und Pflanzen „erdet“ auch wunderbar. Und möglicherweise auch ein Gartenpicknick?
Königsdisziplin – Mediation und Yoga
Natürlich ist es die Königsdisziplin, wenn Du erfahren und geübt bist in Mediation und Yoga, Atemtechnik oder Mantra-Meditation. Dann brauchst Du aber kaum einen besonderen Tag der Erholung, nicht wahr? Oder wäre das eine Idee, es zu lernen?
Natürlich kann ein „Tag der Erholung“ nicht alle Deine Probleme lösen. Aber er kann Dich wieder erden und das Gefühl geben, wieder bei Dir selbst zu sein. Vielleicht bekommst Du dann Abstand zu Deinen Problemen und siehst die Dinge etwas klarer. Vielleicht finden sich dann auch Lösungen, auf die Du vorher nicht gekommen wärest. Denn gerade dann, wenn wir loslassen, arbeitet unser Unterbewusstsein oft von allein weiter und findet neue Wege. Versuch es doch einmal!