Sind Stresserkrankungen die Epidemie des 21. Jahrhunderts? Stress ist für 50 – 60 % der Krankheitsausfälle im Berufsleben verantwortlich. 40% der Menschen leiden unter Stress und weisen bereits wiederkehrende körperliche oder psychische Erschöpfungssyndrome auf. Die WHO prognostizierte schon Anfang der 2000er Jahre, dass seelische Störungen bis 2020 nach Herz-Kreislauf-Erkrankungen die zweithäufigste Erkrankung sein wird. Die Krankenstandstage aufgrund psychischer Störungen stiegen seit 2004 um 70%!
➥ Autor: Barbara M. Thielmann
Ein Drittel leidet unter Stressreaktionen
Stress ist in unserer Zeit zu einem der meistgebrauchten Schlagworte geworden. Dabei ist Stress nicht grundlegend schlecht. Im Gegenteil. Niemand würde sich über Verliebtheit beklagen, dabei befinden wir uns in diesem Zustand durchaus auch im Stress. Allerdings im Eustress. Diese Form von Stress ist aufbauend und lässt uns mit Freuden wahre Wunder vollbringen und die Welt zum Positiven verändern. Doch um diese Form von Stress geht es kaum noch. Unser Leben wird von Dystress und nitrosativem Stress geprägt – und der baut unser Immunsystem und die Psyche ab, macht uns irgendwann krank und kann sogar zum Tode führen.
Schnelllebige Zeit ohne Zeit
Unsere Zeit ist schnelllebig und Arbeit wird oft unter erheblichem Zeitdruck und Erfolgszwang verrichtet. Und sogar im Urlaub muss mittlerweile ein optimaler „Output“ das Ziel sein.
Stressforscher gehen davon aus, dass wenigstens ein Drittel der Krankheiten in den Industriestaaten auf dem Boden von schädlichen Stressreaktionen entstehen.
Stressbalance oder wie reagiert der Körper auf Stress?
Stress bereitet den Körper auf eine Aktivität vor. Unter Stress kommt es zu einer Aktivierung des Herz-Kreislaufsystems sowie der Atmung – die Blutfette erhöhen sich, ebenso der Zuckerspiegel, weil die Zuckerdepots aktiviert werden. Bleibt die körperliche Aktivität aus und hält der Stress an, dann kann es langfristig zu hohem Blutdruck, Herzrhythmusstörungen, erhöhten Blutfetten (Arteriosklerose) und einer diabetischen Stoffwechsellage kommen. Andererseits hat die Natur es so eingerichtet, dass der Mensch im Stress nicht den Drang verspürt, die Toilette zu benutzen. Das ist der sogenannte „Fight or Flight“ – Mechanismus. In Stresssituationen sind wir sympathikoton, im Ruherhythmus vagoton. Da arbeitet dann auch das Verdauungssystem wieder. Sind wir im Dauerstress, bleibt dem Verdauungssystem nur das Abwarten. Die Folge sind oben genannte Krankheitsbilder, wenn wir das System zu sehr stressen.
Das hat auch eine Auswirkung auf die regenerativen Phasen des Körpers. Da die Verdauungskraft sinkt, werden die großen Verdauungsdrüsen – Pankreas, Leber und Galle – eher inaktiv. Das hat Folgen und eine davon ist die Schwächung des Immunsystems, eine andere, die Einschränkung des kreativen Denkens und der Sexualfunktionen. Menschen mit jahrelanger Obstipation haben meist auch kein reges Sexualleben. Man nennt das Low Sexual Syndrom von Mann und Frau.
Diagnoseverfahren des Belastungsgrades
Für die psychischen Belastungsfaktoren und die Differenzierung zwischen Eustress und Dysstress existieren wissenschaftliche Fragebögen, mit denen Stressverarbeitungsmechanismen evaluiert werden können. Das bekannteste Instrumentarium dieser Art ist der SVF 120. Er dient der Erfassung von Stressverarbeitungs- und Bewältigungsmechanismen und ist die Basis der Erarbeitung von Lösungsmöglichkeiten.
Für die Evaluierung des körperlichen Belastungsgrades eignen sich Laboruntersuchungen des Blutes und des Urins. Als Basisdiagnostik sollte ein Cortisol-Tagesprofil durchgeführt werden sowie der Serotonin, Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin und Kreatininwert bestimmt werden. Das kann die Basis für eine gezielte und individuelle Begleitsubstitution, z.B. mit orthomolekularen Nahrungsergänzungsmitteln, sein. Empfehlenswert ist hier das Labor BIOVIS, mit dem viele Naturheilkundliche, aber auch Arztpraxen zusammenarbeiten.
Basisvitalstoffprofil
Das ist die Bestimmung von Vitaminen und Enzymen. In diesem speziellen Fall von:
Mit diesen Werten wird deine Basisdiagnostik abgerundet.
Leidest du auch an sexuellen Störungen wie dem oben genannten Syndrom oder Unfruchtbarkeit, dann solltest du zusätzlich deinen Östradiolspiegel, das Progesteron, Prolaktin, bei Männern noch das Testosteron, bestimmen lassen.
Neurostress – akute und chronische Stressbelastungen
Die dazugehörigen Parameter sind:
- Stressbelastung => Cortisol Tagesprofil
- Stress, Burnout, Chronische Müdigkeit => Serotonin, Adrenalin, Noradrenalin, Dopamin, Kreatinin
Mit einem Test der Stressbelastung lässt sich deine Stressbelastung über den Tag eindeutig nachmessen. Und mit einem Test auf Stress und Burnout kannst du klären, inwieweit deine körpereigenen Stresssysteme bereits in Mitleidenschaft gezogen wurden.
Beide Tests sind die Grundlage für eine gezielte Therapie, die dir helfen kann, Stress zu reduzieren und auch dafür sorgt, dass ausreichende Abwehrstoffe nachgebildet werden können, damit ein Burnout-Syndrom vermieden werden kann.
Was kannst du sonst noch für Maßnahmen ergreifen, um Stress abzubauen?
Menschen, die chronischem Stress ausgesetzt sind, sollten sich vor allem viel bewegen. Ein Grundausdauer-Training von 40 Minuten dreimal die Woche ist der beste Weg, die körperlichen Belastungsfaktoren zu minimieren. Denn durch körperliche Aktivität gibst du deinem Körper die Möglichkeit, das auszuleben, wofür er in Stresssituationen vorbereitet wird.
Auf der psychischen Ebene ist häufig ein effektives Zeitmanagement wichtig, um den Stress zu minimieren.
Die wichtigsten Fragen sind:
- Was ist wirklich dringend und wichtig?
- Was ist wichtig, aber zurzeit nicht dringend?
- Was scheint dringend, aber ist im Grunde unwichtig?
- Was ist unwichtig und nicht dringend?
Auch das Erlernen von Entspannungstechniken wie autogenes Training, progressive Muskelentspannung nach Jacobson, Atemtechniken und Meditationen können dir helfen, deine Stresssituationen besser zu managen und sie ganz umzuwandeln in ein ausgeglichenes Leben.
Nahrungsergänzungsmittel wie Zink und Selen, Selen-Methionin, OPC-Traubenkernextrakt, Aminosäuren und auch Vitamin C hochdosiert, werden dich dabei zusätzlich unterstützen.
In jedem Fall solltest du Stressbelastungen minimieren, denn wenn man sich einmal in die Bereiche des chronischen Stress „vorgearbeitet“ hat, dann ist der Weg zum Burnout – Syndrom oder, wie bereits berichtet, zu einem EHS (Elektrohypersensibilitätssyndrom) nicht mehr weit.