Lachyoga: Lächerlich oder wirksam?

Lachyoga stärkt das gesamte Wohlbefinden: Es ist eine lustige, jederzeit praktizierbare Methode, sich in eine bessere Atmung zu bringen, gleichzeitig weniger Stress zu empfinden, das Immunsystem zu stärken und den Blutdruck zu senken. Die Lachyoga-Übungen schrecken beim reinen Zusehen ab, man muss sie mitmachen und ihren Effekt selbst erleben.

Autor: Andreas Müller-Alwart

Die rechte Hand zur Faust geballt. Die Faust dreht auf Schulterhöhe in der Luft – wie am Gashebel eines Motorradlenkers. Die linke geballte Faust hält die andere virtuelle Lenkradstange. Und dann springt es auch schon langsam und stotternd an – genau wie so ein Zweitakter-Mofa, das kalt startet: Ha… Ha-ha… Ha-ha…. Hahaha… und mit diesem lauter und schneller werdenden Hahaha braust die erste Lachyoga-Übung davon: Das Lach-Motorrad. Die Übung ist radlos und der Zuschauer ratlos: Was soll der Quatsch? Humorcoach und Lachinfluencerin Carmen Goglin (1) hat es mit diesen – und natürlich vielen anderen – Übungen bei Youtube-Channel zu einer staatlichen Abonnentenzahl gebracht und auch ins Fernsehen. Einige Zuschauer fanden das nur albern und lächerlich, andere merkten rasch: Ja – das ist völlig albern und lächerlich und da ist nicht nur gut so, sondern es tut gut so. Aber warum eigentlich?

Grundlos lachen – aus gutem Grunde

Hirnforscher können ganz gut erklären, was beim Lachen passiert. Die „Lachantennen“ im Frontalgehirn registrieren, dass es etwas Lustiges zu geben scheint. Und wie Antennen das nun einmal so tun, melden sie das weiter und ein festgelegtes Programm läuft im Körper ab: Kehlkopf und Zwerchfell geraten in Aktion, vibrieren. Schon beginnt das Lachmotorrad hörbar zu rattern. Jetzt steckt Lachen nicht nur äußerlich an, sondern der Körper startet innen drin eine Kette von Aktionen. Eine Portion Dopamine und Endorphine wird ausgeschüttet: Zum Lachen gesellen sich also auch noch Glückshormone. Die Stimmung steigt weiter, was in einer fröhlichen Gruppe rasch zu einem ganzen Lachorchester führen kann, der durchaus auch als Zwerchfellmuskelkater am anderen Tage noch spürbar ist. Das ist aber eher selten der Fall. Was wirkt, kann auch kleine Nebenwirkungen haben.

Foto: @seventyfourimages via envato.elements

Die Positivspirale beim Lachen

Inzwischen weiß der Körper aus Erfahrung: Wenn es gerade was Lustiges und was zu lachen gibt, dann kann ja wohl keine Gefahr in der Nähe sein. Die Menschen, die beim Anblick eines Säbelzahntigers herzlich gelacht haben, sind nämlich nicht mehr unter uns. Die Stresshormone Adrenalin und Cortison, die sonst zu Flucht oder Angriff mahnen würden, braucht es also gerade nicht – sie werden heruntergefahren. Der Stresslevel sinkt also, was wiederum dazu führt, dass der Lachende viel freier und tiefer atmet. Muss er auch, weil ihm sonst beim Lachen die Luft wegbleiben würde. Tiefes, freies Atmen wirkt sich wiederum positiv aus: Der Stresslevel sinkt weiter und mit ihm der Blutdruck. Je entspannter der Körper ist, desto mehr hat er die Zeit, mal aufzuräumen und Entzündungen zu heilen, in jedem Fall unterstützt das Lachen in dieser Phase das Immunsystem. ( Siehe auch unseren Bericht „Das Parasympathikus-Prinzip – Dauerstress und Gesundatmen“) (3)

Es gibt kein grundloses Lachen

Warum das grundlose Lachen genauso gut funktioniert, wie das Lachen aus gutem Grunde, ist – strenggenommen – wissenschaftlich nicht geklärt. Aber zahlreiche Befragungen haben ergeben, dass sich Menschen durch Lachyoga besser fühlen, entspannter: Stressige Phase empfinden sie als weniger stressig und nicht mehr so lange anhaltend. Dem Körper ist es völlig egal, warum man lacht. Einzig wichtig ist, dass das Lachen ein natürliches Lachen ist und nicht ein aufgesetztes Lachen, das -nicht wirklich von innen heraus angestoßen wird. Dann löst eben auch das grundlose Lachen die ganze Prozesskette aus. Apropos grundloses Lachen: Das erinnert an Karl Valentin, einen sehr beliebten bayrischen Komödianten, der mal gefragt worden sein soll, warum er bei dem Regenwetter lächle. „Immer wenn es regnet, lächle ich, denn ich nicht lächle, regnet es auch“, meinte er daraufhin. Wer das nächste Mal im „Regen stehen gelassen“ wird, mag sich vielleicht daran erinnern. Der Profi ist natürlich derjenige, der „singing in the rain“ als Prinzip erkannt hat. Singen und Lachen sind ja auch beide für die Atmung und die Stimmung gesund.

Apropos grundloses Lachen: Da wir ja nun um die positiven Effekte des Lachens wissen, wie können wir da zukünftig noch davon sprechen, es gäbe keinen Grund zum Lachen? Also ehrlich: Das wäre ja jetzt wirklich albern, geradewegs lächerlich.

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Lachyoga: Positive Energie zu jeder Zeit

Noch einmal zurück zu Lachcoach Carmen Goglin, die mit einfachen Videos seit 3 Jahren die Videogemeinde beglückt. Sie hat auch Spott und Hass geerntet und sich einmal gefragt, warum sie sich das antut. Aber sie hat eben noch viel mehr Lob und begeisterte Zuschauer erlebt – vor allem in der düsteren Corona-Zeit hat Lachen natürlich sehr geholfen – nicht nur mental, sondern eben auch zur Stärkung des Immunsystems.

Es kann auch hilfreich sein, sich vor vermeintlich schwierigen, anstrengenden Terminen in eine gute Laune herbei zu lachen. Man tritt dann nicht so verkrampft und griesgrämig in eine Situation ein, von der man schon nichts Gutes erwartet. Oft geschieht, sofern man ein Thema lockerer und gut gelaunt angeht, das Wunder und der Gesprächsverlauf ist gar nicht so schwierig. Es geht dabei weniger um die positive Kraft der Gedanken, sondern um die positive Ausstrahlung. Wer gerade gelacht hat und frei geatmet hat, der knickt nicht so schnell wieder in sich zusammen. Wer sich auf diese Weise entfaltet hat, den kann keiner so schnell zusammenfalten. Das Gegenüber spürt das und das macht viel aus. Manchmal steckt das Lachen VOR dem Termin tatsächlich IM Termin das Gegenüber an – und sei es nur, dass ein Grinsen in den Augen erkennbar ist.

Lachyoga: Wann und wie viel?

Wann und wie viel Lachyoga jemand in seinen Alltag einbauen möchte, das bleibt wirklich jedem überlassen. Nur eine gewisse Regelmäßigkeit ist sicherlich hilfreich, um nicht wieder einen alten – vielleicht depressiven – Alltagstrott zurückzufallen. Wer es geschickt anstellt, der muss schon einfach so auf der Straße lachen, wenn eine Vespa oder ein anderer Zweitakter an ihm vorbeifährt. Unweigerlich lacht man im Takt des Motors mit, wenn man das Lachmotorrad kennt. Wenn man in einer Situation, die einen eigentlich früher genervt hätte und die man nicht ändern kann, jetzt lachen kann, hat man schon viel Positives erreicht.

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Lachyoga: Durchaus ernst zu nehmende Philosophie

Wie sagte einst Dieter Hildebrandt (deutscher Kabarettist) in Berliner Dialekt: „Man muss ernsthaft spielen, sonst machts keinen Spaß nich‘!“ Deswegen zum Schluss und bei allem Lachen der ernsthafte Hinweis: Es gibt sogar einen Weltlachverband für Lachyoga und dieser hat dem Lachyoga sogar eine wunderbare Philosophie mitgegeben: „Wir wollen dazu beitragen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen. Jeder Lachyoga-Praktizierende sollte dafür sorgen, dass sich die Menschen um ihn herum gut fühlen. Das Lachen sollte sich auch im Verhalten widerspiegeln, das wir anderen Menschen gegenüber an den Tag legen, wie wir über andere denken und sprechen. Wer regelmäßig lacht, der lebt eine Lebensphilosophie, die darauf ausgerichtet ist, einen positiven, vorurteilsfreien und liebevollen Umgang miteinander zu pflegen.“ (2) Die Philosophie hat Dr. Madan Kataria geschrieben. Er war es auch, der 1995 in Bombay (heute Mumbai) in Indien dieses Lachyoga erfunden hat – nach dem auch bei uns bekannten Motto: „Lachen ist die beste Medizin“ bzw. „Lachen ist gesund“. In diesem Sinne endet der Artikel und ich lach mich weg.

  1. Der Videokanal von Carmen Goglin: https://www.youtube.com/channel/UCXafyrvUAd9tR82534eKfUw (aufgerufen 01.05.2022)
  2. Die Webseite des Europäischen Berufsverbandes für Lachyoga und Humortraining e. V. https://www.lachverband.org/entstehung-des-lachyoga.html (aufgerufen 01.05.2022)
  3. Welt der Gesundheit.TV „Das Parasympathikus-Prinzip“ Dauerstress und Gesundatmen, Gastbeitrag Andreas Müller-Alwart, https://weltdergesundheit.tv/das-parasympathikus-prinzip/ (aufgerufen 01.05.2022)

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