Viel gefeiert und im Rufe des Allheilmittels stehend: Aspirin. Schon seit den Tagen unserer Großmütter wird bei Schmerzen und Grippe schnell auf das altbewährte Mittel zugegriffen. Weil es rezeptfrei ist, geht das auch ganz unkompliziert. Aber was ist dran, an diesem schon so lang genutzten Mittel? Ist Aspirin wirklich das harmlose Mittel, dass man sich bei Kopfschmerz, Fieber und anderen Schmerzen sorglos „einschmeißen“ kann? Wir haben mal etwas genauer hingeschaut.
➥ Autor: Barbara M. Thielmann
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Aspirin – ein echter Verkaufsschlager seit 100 Jahren
Aspirin oder korrekter Acetylsalicylsäure, kurz ASS, ist ein wahrer Tausendsassa, denn das Mittel wirkt gleich dreifach, nämlich fiebersenkend, schmerzstillend und entzündungshemmend. Und es gibt Aspirin mittlerweile in vielen unterschiedlichen Darreichungsformen. Da gibt es Aspirin Complex, Protect, Effect, Direkt, Coffein, Plus C und Migräne. Eine richtige kleine ASS-Familie mit Hilfe für alle kleinen Störungen. Aspirin ist mit rund 40 Millionen verkauften Packungen jährlich wohl das erfolgreichste Medikament weltweit. Dabei ist sein Hauptwirkstoff, Acetylsalicylsäure, nicht unbedingt so harmlos.
Salicin – der Stoff aus der Weidenrinde
Die Baumrinde der Weide enthält neben Gerbstoffen auch sogenannte Salicylalkoholderivate, zu denen auch das Salicin zählt, das die Basis für die Acetylsalicylsäure des Medikaments Aspirin bildet, leider wird es für das Medikament künstlich hergestellt. Die Baumrinde enthält natürliches Salicin, das in unserem Körper zur bekannten Salicylsäure umgewandelt wird. Dieses würde auch als natürliche Alternative zur künstlich gewonnen Salicinsäure das bessere Mittel darstellen. Salicin gehört zu den Glucosiden und wurde 1828 zum ersten Mal aus der Weidenrinde isoliert. Dieses und andere Derivate der Salicylsäure findet man in der Natur nur in der Weide, im Kraut von wilden Stiefmütterchen, in der Scheinbeere sowie in Pappeln. Um aus Salicin schließlich das gewünschte Endprodukt Salicylsäure zu erhalten, finden im Körper einige Zwischenschritte statt. Als erstes wird das Salicin in Darm zu Glucose und zu Salicylalkohol gespalten. Im zweiten Schritt wird dieser Alkohol in der Leber dann wie erwähnt zu Salicylsäure umgewandelt. Aspirin aber ist im Gegensatz zur Weidenrinde ein synthetischer Arzneistoff.
Die Herstellung der künstlichen Acetylsäure
Der Wirkstoff von Aspirin ist der Salicylsäureethylester. Er entsteht, wenn Salicylsäure mit Essigsäure verestert wird, dabei entsteht auch Wasser. Die Essigsäure wird als Essigsäureanhydrid verwendet. Der Name Aspirin ist ein Kunstwort, das auf dem alten Namen Spirsäure für Salicylsäure zurückgeht. Die Spirsäure wurde nach dem Spierstrauch benannt – einer Pflanze, in der die Salicylsäure vorkommt. Bei uns ist die Pflanze auch unter dem Namen Mädesüß bekannt.
Die üblich empfohlene Anwendung
Aspirin hat folgende Anwendungsgebiete: alle Arten von Schmerzen, fiebersenkende Wirkung, Schlafmittel, wirkt entzündungshemmend, fördert Durchblutung des Herzmuskels, setzt den Gerinnungsfaktor herab. Aber auch im Leistungssport wird Aspirin verwendet als Mittel zur Fettreduktion (z.B. wie Hydroxycut). Da wird es in Verbindung mit anderen Stoffen wie Ephedrin und Koffein verwendet. Man sagt, es soll optimal sein, um Körperfett zu verbrennen. Aspirin ist auch bei Profitriathleten und Amateurradrennfahrern eine beliebte Dopingsubstanz. Das Mittel wird hier gerne eingesetzt um die Schmerzgrenze höher zu setzten, dem Sportler ist es also möglich länger im sauren Bereich zu fahren. Auch im Zeitfahren ist Aspirin eine beliebte Substanz. Hier werden auch Dosen von 10 bis 15 Tabletten auf einmal eingenommen. Wie gesund das allerdings für den Organismus ist, sei dahingestellt.
Ist Aspirin bei häufiger Einnahme krebsfördernd?
Wie es aussieht – ja. Eine Analyse von Daten aus der Nurses‘ Health Study, die in der Ausgabe vom 7. Januar 2004 des Journal of the National Cancer Institute veröffentlicht wurde, deutet darauf hin, dass die regelmäßige Einnahme von Aspirin über 20 Jahre oder länger mit einem erhöhten Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs verbunden ist. Das stand im Widerspruch zu älteren Studien, die genau das Gegenteil aussagten. Sie sagten, dass die Einnahme von Aspirin und anderen nichtsteroidalen entzündungshemmenden Medikamenten (NSAIDs) das Risiko für einige Krebsarten und Krebsvorstufen verringern könne. Studien, die den Zusammenhang zwischen der Einnahme von Schmerzmitteln und Bauchspeicheldrüsenkrebs beim Menschen untersuchten, waren jedoch selten und lieferten widersprüchliche Ergebnisse.
ZITAT AUS DER STUDIE
„Unsere Ergebnisse sprechen nicht für eine schützende Wirkung der Einnahme von Analgetika auf das Risiko von Bauchspeicheldrüsenkrebs“, schreiben Eva S. Schernhammer, MD, DrPH, vom Brigham and Women’s Hospital und der Harvard Medical School in Boston, Massachusetts, und Kollegen. „Vielmehr scheint Aspirin das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs nach längerer Einnahme zu erhöhen„.
Ein höheres Bauchspeicheldrüsenkrebsrisiko im Zusammenhang mit der Einnahme von Aspirin schien sich zwar auf Frauen mit einem höheren Body-Mass-Index zu beschränken, was darauf hindeutet, dass Fettleibigkeit als Marker für Entzündungen dienen könnte. Wie auch immer, das Krebsrisiko kann nicht mehr als unmöglich angesehen werden, da es zumindest einen Teil der Probandinnen betraf.
Welche Nebenwirkungen bei längerer Einnahme von Aspirin konnten noch beobachtet werden?
- Innere Blutungen
- Darmentzündungen, Darmperforation
- Darmschleimhautschädigung,
- dadurch Schwächung des Immunsystems
Dies sind nur einige Komplikationen. Auch heute noch ist Aspirin vor Operationen ein Problem. Deshalb soll fünf Tage vor Operationen (auch Zahnarztbehandlungen) kein Aspirin eingenommen werden, denn die blutverdünnende Wirkung von einer Tablette Aspirin hält noch so lange nach der Einnahme an. Das spricht dann zwar wieder für die Einnahme um Herzinfarkten vorzubeugen. Leider zeigt die Statistik auch hier, dass es nicht immer den gewünschten Effekt hat.
FAZIT:
Aspirin zählt zu den Schmerzmitteln und solche nimmt man nur im äußersten Notfall. Und wer das gleiche, aber auch natürliche Weise haben möchte, der kann ja zur besagten Weidenrinde oder Mädesüß greifen. Denn diese Produkte, speziell Weidenrindenextrakt, lassen sich hervorragend vertragen. Abhängigkeiten entstehen nicht und Nebenwirkungen sind soweit keine bekannt.
Quellenverzeichnis:
(1) Studienquelle: Längerer regelmäßiger Gebrauch von Aspirin kann das Risiko für Bauchspeicheldrüsenkrebs erhöhen https://www.medscape.com/viewarticle/466695?reg=1