Glyphosat ist das am häufigsten eingesetzte Pestizid der Welt – und es löst wahrscheinlich Krebs aus. Eigentlich hätte der Staat die Bürger vor dieser Gefahr schützen müssen. Doch weit gefehlt. Zu viel Geld war/ist im Spiel. Arbeiten wir uns einmal ein in die Glyphosat-Story, seinem ursprünglichen Hersteller Monsanto und den Auswirkungen von Glyphosat auf Mensch, Tier und Umwelt. Beginnen wir hier bei der deutschen Politik.
- Kein anderes Pestizid wird weltweit so oft verkauft wie Glyphosat.
- Die Weltgesundheitsorganisation warnt, dass das Ackergift vermutlich krebserregend ist.
- Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) allerdings sah das anders – und wertete bei seiner Einschätzung Leserbriefe von Mitarbeitern des Konzerns Monsanto (heute eine Bayer-Tochter) als Studien.
- Monsanto (Bayer) stellte Glyphosat her, das Unternehmen machte die Hälfte seines Umsatzes direkt und indirekt mit dem Pestizid.
➥ Autor: Barbara M. Thielmann
➥ Hier geht es zu Teil II: Monsantos Geschenke
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Reine Panikmache bei Glyphosat
Laut einer Pressemitteilung der CDU/CSU Fraktion vom 25. Februar 2016 erklären die Obfrau der Arbeitsgruppe Ernährung und Landwirtschaft der CDU/CSU-Bundestagsfraktion, Katharina Landgraf, und der zuständige Berichterstatter Hermann Färber:
„Für die CDU/CSU-Bundestagsfraktion sind Forderungen nach einem Stopp des Zulassungsverfahrens für Glyphosat wissenschaftlich völlig unbegründet und reine Panikmache. Keine deutsche Bewertungsbehörde hat sich für ein Verbot von Glyphosat ausgesprochen. Das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit (BVL), das Julius-Kühn-Institut, das Bundesamt für Risikobewertung (BfR) und auch das Umweltbundesamt haben die Zulassungsverlängerung für Glyphosat als vertretbar bewertet. Dem ist auch die Europäische Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA) gefolgt, ebenso wie die Bewertungsbehörden der übrigen 28 Mitgliedstaaten. […] Glyphosat ist für seine Anwendungsgebiete der am besten untersuchte Wirkstoff mit den geringsten Nebenwirkungen für Mensch, Tier und Umwelt. Deshalb spricht sich die CDU/CSU-Bundestagsfraktion für eine Verlängerung der Zulassung des Wirkstoffs Glyphosat im Rahmen der jetzt schon geltenden strengen Anwendungsbedingungen aus.“
Diese Verlängerung geht mit EU-Zustimmung bis Ende 2022
bzw. bis endgültig 2024 müssen wir es noch erdulden. Landwirtschaftsminister Christian Schmidt (CSU) war 2016 das Zünglein an der Waage und stimmte entgegen einem zwei Stunden vor Beginn des Berufungsausschusses getroffenen Abkommens für die Verlängerung der Nutzung von Glyphosat. Das war ein Schock und auch ein Vertrauensbruch, so die Bundesumweltministerin Hendricks von der SPD.
Schmidts Glyphosat – Alleingang war ein Dienst für Bayer und Monsanto
Schmidt setzte nichts dem Verdacht entgegen, in enger Kooperation mit den Lobby Milliarden schwerer Agrar-Konzerne agiert zu haben. Der deutsche Bayer-Konzern war damals gerade dabei, den Hersteller Monsanto zu übernehmen und so zu einem internationalen Champion in der Unkrautvernichtungs- und Saatgut-Industrie aufzusteigen. Und Monsanto hatte in der Vergangenheit kräftig für die Verlängerung der EU-Genehmigung für Glyphosat lobbyiert – zum Teil mit üblen Methoden. Die zuständige Behörde zur Bewertung giftiger Mittel, das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung, kurz BfR, ließ es damals offenbar an Sorgfalt mangeln. Es kam bisher immer wieder zu dem Ergebnis, dass Glyphosat nicht gefährlich sei.
Bei einer Neubewertung des Risikostoffs für die gesamte Europäische Union hatte das Institut Maßstäbe angesetzt, die auf heftige Kritik stießen und harsche Zweifel an seiner Unabhängigkeit aufkommen ließen. Recherchen zu dieser Zeit zeigten, dass für eine Neubewertung der Krebsrisiken unter anderem Leserbriefe an eine Fachzeitschrift als Studien gewertet wurden. Ein Großteil stammte von Wissenschaftlern, die direkt oder indirekt für einen der größten der Glyphosat-Hersteller arbeiteten, dem Agrarkonzern Monsanto. Also jener Firma, die seit Jahren darauf beharrte, dass der Unkrautvernichter ungefährlich sei und kritische Wissenschaftler unter Druck setzte, die zu anderen Ergebnissen kamen. 14 solcher Leserbriefe standen dann doch tatsächlich auf einer Liste mit dem Titel: „Studien, die das BfR zur Bewertung zur Kanzerogenität von Glyphosat verwendet hat“.
Unter den verschiedenen Expertengruppen entbrannte daraufhin ein heftiger Streit. Nach der gleichzeitig herausgegebenen WHO-Warnung, dass Glyphosat krebserregend sein könnte, stand die Frage im Raum, wie es denn sein kann, dass verschiedene Gremien zu so völlig unterschiedlichen Einschätzungen kommen konnten, obwohl sie doch dieselben Studien zur Auswertung vorliegen hatten?
Die Krebsforscher der WHO gerieten daraufhin schwer unter Beschuß von Herstellern und Lobby-Verbänden. Es ging und geht wie immer um sehr viel Geld, vor allem für den Branchenführer Monsanto, heute eine Bayer-Tochter. Etwa die Hälfte des Umsatzes hängt direkt und indirekt von Glyphosat ab. Ganz zu schweigen von weiteren Zusatzstoffen im Mittel. Doch dazu etwas später mehr. Vielleicht sollte in diesem Zusammenhang abschließend noch erwähnt werden, dass besagter Landwirtschaftsminister Christian Schmidt heute im Aufsichtsrat der Deutschen Bahn sitzt, dem Unternehmen, das die größten Mengen des Mittels verbraucht.
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