Bei großer Hitze machen viele oft intuitiv das Falsche. Was hilft wirklich bei der derzeitigen Hitzewelle und was solltest Du besser vermeiden? Wir haben für Euch ein paar coole Tipps zusammengestellt.
➥ Autor: Andreas Müller-Alwart
Fangen wir doch am besten mit dem Negativen an – dann haben wir es direkt hinter uns. Es mag sich gut anfühlen, bei der Hitzewelle unter die eiskalte Dusche zu steigen, aber wirklich hilfreich ist das nur bedingt. Dem Körper wird so signalisiert, dass es eiskalt ist und er von innen heraus den Ofen anwerfen soll, um dem etwas entgegenzusetzen. Und was jeder Wüstenbewohner intuitiv und aus Erfahrung weiß, ist dem Nordeuropäer bei großer Hitze nicht geläufig: Lauwarme Getränke sind bei der Hitze das A und O. Der Hintergrund ist der gleiche wie beim Duschen. Eiskalte Getränke senden dem Körper das Signal, innere Wärme erzeugen zu müssen. Auf die eiskalte Erfrischung folgt also die Schwitzattacke direkt auf dem Fuße.
Vorsicht Klimaanlage
Wer stolzer Besitzer einer Klimaanlage ist, der kann diese auf 22 Grad Temperatur einstellen. Keinesfalls kühler: Die Schleimhäute trocknen sonst rasch aus und bieten dann gute Angriffsflächen für Viren und Bakterien. Eine Sommergrippe braucht wirklich niemand. Da man den Gebläsen von Klimaanlagen – z. B. in der Firma, im Zug oder Flugzeug – nicht wirklich ausweichen kann, ist es empfehlenswert häufig einen Schluck Wasser zu trinken und die Schleimhäute zu befeuchten. Außerdem sollte man empfindliche Körperteile wie Schultern und Nacken vor Kälte schützen: Schmerzhafte Verspannungen könnten sonst die Folge sei. Dagegen hilft eine Massage mit einer Wärmesalbe, aber ob das bei der Hitze so sinnvoll ist?
Thermalwasser bzw. Erfrischungsspray – selbst gemacht
Im Trend sind hier auch sogenannte Thermalwassersprays, die – recht hochpreisig – in jeder gut sortierten Drogerie erhältlich sind. „Aufgrund der reichhaltigen Inhaltsstoffe wie Eisen, Zink oder Silber versorgt ein Thermalwasserspray deine Haut mit wichtigen Mineralien. Trockene, juckende und gereizte Haut wird durch den Thermalwasserspray besänftigt und gepflegt. Auch bei Hautproblemen wie Akne, Neurodermitis oder Rosacea kann er wohltuende Abhilfe verschaffen.“ (1) Da ein gutes Fläschchen Thermalwasserspray deutlich über 5 Euro kostet, ist es als alleinige Erfrischung gegen die Hitze recht teuer. Da liegt der Gedanke nahe, dass Du Dir ein erfrischendes Wässerchen selber herstellst. Und das ist auch gar nicht so schwer. Basis dafür sind 250 Milliliter abgekochtes bzw. destilliertes Wasser oder stilles Mineralwasser und dazu ein paar Tropfen eines ätherischen Öles. Du kannst noch etwas Aloe Vera hinzufügen. Eine andere Variante nimmt als Basis Tee, der aus Kräutern hergestellt wird. Als Kräuter kannst Du Thymian, Salbei, Pfefferminze, Rosmarin, Lavendel u. v. a. m. verwenden. Der abgekühlte Tee oder das Wasser müssen nur mit dem ätherischen Öl in eine Sprühflasche gegeben und dort vermischt werden. Fertig ist Dein persönliches Erfrischungsspray. (2)
Hilfreiches für Unterwegs
Wenn Du keine Klimaanlage bei Dir trägst, kannst Du zu dem guten alten Fächer greifen und Dir Luft zuwedeln: Hierdurch wird Verdunstungskälte erzeugt, die das Schwitzen lindert. Neuerdings gibt es auch kleine Handventilatoren, die beachtlichen Frischwind verwirbeln. Ventilatoren sind per se hilfreich: Aber auch hier Obacht, dass man sich nicht durch die herumwirbelnde Luft schmerzende Verspannungen zuzieht. Wer weder Klimaanlagen noch Ventilatoren besonders mag, der kann im Innenraum feuchte Wäsche aufhängen. Das verbessert das Raumklima deutlich, macht aber natürlich nur bei trockener Hitze Sinn. Die aufgehängte, feuchte Wäsche entzieht dem Raum beim Trocknen Wärme. Ganz hartgesottene kühlen sich ab, in dem sie nasse Wäsche anziehen. Da wird das T-Shirt dann eben einfach mal unter den Wasserhahn gehalten und wieder übergestülpt. Tatsächlich funktioniert das prima – nur die Blasen- und Nierenregion sollte man nicht dauerhaft mit feuchtnasser Wäsche reizen, sonst könnte eine Blasenentzündung entstehen.
Essen bei Hitzewelle
Wer der Intuition folgt, der isst bei Hitze weniger und vor allem weniger schwer verdauliche Nahrung. Sowohl am Baggersee als auch beim Sommerfest stellen wir jedoch fest: Mit der Intuition haben es viele Menschen nicht so – im Gegenteil. Sie greifen intuitiv zu fettigen Pommes, würzigen Würstchen und zwei Hefeweizen runden das Sommermenü ab. Doch es gilt: „Wenn die Temperaturen auf Rekordhöhe steigen, bleibt die Küche am besten kalt. Perfekt für heiße Tage: Melone, Gurke, Smoothies, Mango-Lassis, ein frischer Salat oder ein leckeres Süppchen.“ (1) Anstelle von Cola bzw. Limonaden sind jetzt gesunde Flüssigkeitslieferanten (z. B. selbstgemachte Zitronenlimonade mit etwas Pfefferminze und Ingwer) angesagt. Alles, was den Elektrolythaushalt auffüllt, ohne zu schwer im Magen zu liegen, darf sein – z. B. gekochte Kartoffeln, Spinat und Kefir. Da freut sich der Körper über den Nachschub an Magnesium, Calcium und Kalium.
Funktionsbekleidung
Die Textilbranche bietet inzwischen eine spezielle Bekleidung an, die das Schwitzen begünstigt. Damit schwitzt du praktisch durch die Kleidung hindurch nach draußen, ohne schweißgebadet zu sein. Diese Textilfasern nennen sich Dry-Power, Cool-Tex oder Quick-Dry, sind atmungsaktiv, feuchtigkeitsregulierend, schnelltrocknend und geruchsneutralisierend. Da es sich um synthetische Fasern handelt, sind sie in puncto Nachhaltigkeit und Ökologie leider nachteilig. Sie lassen sich in der Regel nicht gut recyceln, sind aber für Sportler bzw. Menschen, die sehr rasch stark schwitzen, ein Segen. Vielleicht ist deswegen an der Stelle ein Kompromiss erlaubt? Wenn wir schon dabei sind: Die Bekleidung mit der Bezeichnung „IQ“ ist eine spezielle UV-Licht absorbierende Bekleidung, die ebenfalls aus einem synthetischen Material besteht und vor Sonne gut schützen kann. (3) Laut Hersteller sind diese Stoffe teilweise aus recyceltem Material gewonnen. Es gibt auch Mützen oder Caps mit Nackenschutz in dieser Qualität, die einer Überhitzung des Kopfes vorbeugen können.
Cool bleiben
Also trotz Hitzewelle einfach cool und aufmerksam bleiben und den Sommer genießen. Die Hitzewelle ist letztlich nichts anderes als die Abfolge von ein paar extrem warmen Tagen. Und natürlich werden wieder warnende Experten zitiert – hier ein Musterbeispiel: „Experten warnen davor, die gesundheitlichen Risiken hoher Temperaturen zu unterschätzen. Eine Studie belegt, dass es hierzulande in den Sommern der Jahre 2018 bis 2020 Tausende hitzebedingter Sterbefälle gab. Zum ersten Mal seit Beginn des Untersuchungszeitraum im Jahr 1992 sei eine Übersterblichkeit aufgrund von Hitze in drei aufeinanderfolgenden Jahren aufgetreten, schrieben Forscher von Robert Koch-Institut (RKI), Umweltbundesamt (Uba) und Deutschem Wetterdienst (DWD) im „Deutschen Ärzteblatt“, so berichtet „Die Welt.“ (4) In der Tat sterben bei Hitzewellen mehr ältere und kranke Menschen als in gleichen Zeiträumen mit gemäßigten Temperaturen. Was allerdings manche lokalen Behörden an Panikmeldungen lostreten, die prompt unreflektiert von der Lokalpresse wiedergegeben werden, ist schon deutlich überhitzt.
Quellenverzeichnis:
- „Was bringt eigentlich ein Thermalwasserspray?“ https://www.carpediem.life/a/thermalwasser-spray-wirkung (aufgerufen 17.07.2022)
- „Ohne Müll und Konservierungsstoffe – Erfrischungsspray selber machen“ https://www.smarticular.net/erfrischungsspray-gesicht-koerper-selber-machen/ (aufgerufen 17.07.2022)
- UV-Schutzbekleidung – Herstellerbeispiel: https://iq-uv.com/ (aufgerufen 17.07.2022)
- „Hitze und Gesundheitsrisiko“, https://www.welt.de/wissenschaft/article239674701/Hitzewelle-Tausende-Hitzetote-in-Deutschland-in-Jahren-2018-bis-2020.html (aufgerufen 18.07.2022)