Alterssehschwäche und Augenerkrankungen lassen sich vermeiden, lindern oder sogar heilen. Dies haben wir in unserem ersten Teil „Augen-Qigong“ beschrieben. Hier nun weitere heilsame und hilfreiche Übungen, die jedermann fast überall und zu jeder Zeit machen kann.
➥ Autor: Andreas Müller-Alwart
➥ Buch zur Artikel: Qigong für die Augen
➥ Produkt zur Artikel: Augenkraft
Übung – Massage der Augenbrauen
Diese Übung geht sehr rasch und verschafft oft eine zügige Entspannung und Erfrischung. Dazu werden die Hände zu lockeren Fäusten geballt. Die Daumen werden gebeugt und mit dem ersten Fingerglied in die Fäuste geschoben. Mit den aus der Faust herausragenden Daumengelenken wird mit Gefühl und sanftem Druck der Bereich zwischen den Augen und Augenbrauen massiert. Immer von innen (Nase) nach außen (Schläfen) massieren. Diese Übung wiederholst Du mehrere Male und streichst abwechselnd auch über die Augenbrauen von innen nach außen.
Übung – Palmieren
Auch diese Übung ist ganz einfach und wirksam. Du legst einfach Deine Handflächen auf die Augen, sodass ein kleiner Hohlraum zwischen den Handflächen und den Augen entsteht. Außer den Handflächen sollte nichts mehr zu sehen sein – Du blickst also in das Schwarze hinein. Dabei atmest Du ganz langsam und bewusst und entspannst auf diese Weise Dich und Deine Augen. Diese Übung führst Du einige Minuten lang durch. Anschließend kannst Du beobachten, wie erleichtert Deine Augen sind und wie erfrischt, obwohl Du Dir nur eine kurze Auszeit genommen hattest.
Übung – Palmieren mit der Energie des Laogong-Punktes
Für diejenigen, die mit Qigong schon etwas mehr Erfahrung haben, bietet es sich an, diese Übung etwas zu erweitern, in dem man den Laogong-Punkt mit einbezieht. Der Laogong-Punkt befindet sich in der Mitte der Handflächen bei der Lebenslinie. Wir führen die Übung nun erneut durch und beim Blick ins Schwarze der Handflächen stellen wir uns den Laogong als einen Energie- bzw. Lichtpunkt vor, aus dem wir die Energie gewissermaßen in die Augen einfließen lassen. Unsere sanfte, bewusste Atmung unterstützt uns dabei.
Übung – Steigende und sinkende Wasserspiegel
Die Übung mag etwas albern wirken, ist aber sehr wirksam zur Entspannung der Augen. Du setzt Dich hierfür aufrecht hin und achtest zunächst auf Deinen Atem. Langsam und bewusst atmest Du in den Bauch ein und aus; dabei atmest Du niemals bis ganz zum Anschlag ein. Wenn Du so zur Ruhe gekommen bist, schließt Du die Augen und stellst Dir vor, Du hättest eine Taucherbrille auf. Innerhalb dieser Brille steigt Wasser hinauf und sinkt wieder hinab. Stelle Dir dabei vor, wie das Wasser beim Steigen und Sinken einen leichten Druck auf Deine Augenlider ausübt. Du kannst diese Übung mehrmals wiederholen und sie entlastet überanstrengte Augen sofort etwas – besonders wenn Du Texte am Bildschirm schreibst oder liest.
Übung – Liegende Acht
Nun eine Übung im Stehen. Wieder achtest Du auf eine gerade Wirbelsäule und auf einen ruhigen, sanften Atem. Wir stellen uns vor, dass vor uns – etwa im Abstand von zwei Metern – eine liegende Acht zu sehen ist.. Dieser liegenden Acht folgen wir jetzt mit den Augen und zwar so, dass wir beim Kreuzungspunkt die Augen immer nach oben bewegen.
Übung – Schielen
Eine kuriose moderne Erscheinung ist das Schielen mancher Leute, wenn sie in die Ferne schauen. Dieses Phänomen tritt immer häufiger auf und es wird ein Zusammenhang mit der vielen Bildschirmtätigkeit in unseren modernen Zeiten vermutet. In dieser Übung geht es um das bewusste Schielen als Übung. Das ist das, wovor uns unsere Eltern immer gewarnt haben: Wenn Du schielst und Dich erschrickst, dann bleibt das für immer, hieß es bei uns zuhause oft. Wir fanden das Schielen dennoch lustig. Schielen sorgt für eine bessere Beweglichkeit der Augen. Es geht ja in unseren Übungen immer wieder darum, Augenmuskeln zu trainieren, die vernachlässigt oder zu einseitig belastet werden.
Du hältst einen Daumen Deiner Wahl in einem Abstand von etwa 30 Zentimetern mittig vor Deine Augen und fixierst ihn. Du ahnst schon, was kommt: Du führst den Daumen langsam an das Gesicht heran und fixierst ihn weiterhin mit beiden Augen. Wenn Du bis zu etwa 10 Zentimeter vor Deinem Gesicht angelangt bist, verweilst Du 30 Sekunden, bevor Du den Daumen wieder zurückwandern lässt und das Schielen automatisch wieder beendest.
Übung: Dem Finger folgen
Auf ähnliche Weise kann man weitere Übungen mit dem Finger machen, um weitere Augenmuskeln zu trainieren und die Beweglichkeit zu trainieren. Am besten nimmst Du wieder den Daumen, den hattest Du ja gerade ohnehin zur Hand. Vielleicht willst Du diese Übung aber lieber mit dem Zeigefinger machen – probiere es einfach aus. Wir beginnen wieder mit einem Abstand des Fingers von 30 Zentimetern zum Gesicht und folgen mit den Augen verschiedenen Figuren, die wir in die Luft zeichnen. Das können ein Dreieck, Kreis, Quadrat oder Zahlen und gerne auch Buchstaben sein. Aber Achtung: Wir wollen die Augenmuskeln trainieren, nicht die Nackenmuskeln. Der Kopf ruht still, während die Augen dem Finger folgen. Sowohl die Größe der gewählten Formen als auch die Geschwindigkeit, mit der wir diese in die Luft malen, darf variieren. Man beginnt mit niedriger Geschwindigkeit und kleinen Figuren, steigert sich dann im Laufe der Übung nach Belieben. Wie lange Du diese Übung durchführst, bleibt Dir überlassen. Wenn Du einen kleinen Augenmuskelkater bekommen solltest, dann hast Du übertrieben.
Klassische Augen-Qigong-Übung: Fische klopfen – Fische massieren
Zum Abschluss des zweiten Teils unseres Augen-Qigong eine Trilogie klassischer Qigong-Übungen. Der Fisch ist hier nur als Symbol von Bedeutung – weder wird einer für die Übung benötigt noch verzehrt: Veganer und Vegetarier können unbesorgt sein.
Beginnen wir mit dem Fische klopfen. Eine herrlich einfache Übung, die jederzeit Erleichterung verschafft, und die geht so: Mit den Fingerkuppen beklopft man sanft – etwa zwei Minuten lang – die Augenumgebung und löst damit Verspannungen auf. Was hier im Hintergrund passiert? Durch das angestrengte, gleichförmige Schauen z. B. auf den Bildschirm, staut sich das Blut rund um die Augen. Auch der Augeninnendruck kann erhöht sein. Das Klopfen entspannt die Situation und verschafft so eine Erleichterung. Übrigens: Bei dieser Übung ist es egal, ob sie im Stehen, Sitzen oder Liegen durchgeführt wird.
Den Fisch massieren ist die nächste Übung. Spätestens jetzt wirst Du wissen wollen, warum hier dauernd vom Fisch die Rede ist. Mit der Metapher werden bestimmte Bereiche am Auge benannt. Der Fischkopf ist der Punkt, der zwischen Auge und Nase liegt. Er ist im Körper mit der Blase verbunden. Auf der anderen Seite am Auge in Richtung der Schläfe liegt logischerweise der Fischschwanz. Sein verbundenes Organ ist die Gallenblase. Über dem Auge bei der Augenbraue befindet sich der Fischrücken und unter dem Auge der Fischbauch. Der Fischbauch ist mit dem Magen verbunden, der Fischrücken mit Shangming. Shangming ist ein Akupunkturpunkt und ist mit den Leitbahnen verbunden.
Beim Fisch massieren gönnen wir uns also eine gefühlvolle Massage dieser vier Punkte und das geht so: Bei dieser Übung setzen wir uns an eine Tischplatte und legen die Ellenbogen auf, damit die Arme ruhig und stabil bleiben. Die im Bild dargestellten Akupunkturpunkte werden nacheinander – immer zeitgleich bei beiden Augen – mit leichtem Druck kreisförmig massiert. Immer schön langsam, denn beim Qigong ist es ja das Ziel, die Energieflüsse zu stimulieren. Die Punkte werden nicht geklopft, sondern berührt und mit leichten, kreisenden Bewegungen massiert. Der Druck sollte während der kreisenden Bewegungen gleichbleibend sein. Neunmal erfolgt die kreisende Bewegung zueinander, dann neunmal auseinander.
Tipp zum Schluss und was Meister Yoda wünscht
Nun sind wir schon am Ende des zweiten Teiles angelangt. Wer spezielle Übungen gegen Kurz- oder Weitsichtigkeit oder bei typischen Augenerkrankungen wie Grauer und Grüner Star sucht, der wird mit Sicherheit in dem Büchlein Qigong für die Augen von Bernadette Gera fündig. In diesem sind viele weitere Übungen und zahlreiche Illustrationen enthalten.
Bis hierhin alles gelesen und verstanden? Prima – dann kannst Du Deinen Augen jetzt eine Pause gönnen mit der Massage der Brauen oder dem Palmieren. „Der Durchblick zu allen Zeiten, er möge mit Dir sein!“, würde Meister Yoda sagen und der muss es wissen: Er ist schließlich steinalt und braucht bis dato keine Brille.
➥ Hier geht es zu Teil I: Augen-Qigong: Sanfte Wellness für die Sehkraft