Wer häufig mit Schmerzen konfrontiert ist, muss zunächst verstehen, was Schmerz ist und wie dieser entstehen kann. Erst wenn man den Schmerz wirklich versteht, kann man auch die richtigen Maßnahmen gegen die Schmerzen ergreifen. In diesem Artikel erfährst Du, was man unter Schmerz versteht, wie er entsteht und was der Unterschied zwischen akutem und chronischem Schmerz ist. Auch auf psychische und soziale Faktoren wird hingewiesen.
➥ Autor: Marén Kalz
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Was ist Schmerz?
Laut der Definition der Weltschmerzgesellschaft handelt es sich beim Schmerz um ein unangenehmes Sinnes- und Gefühlserlebnis, das mit einer tatsächlichen oder drohenden Gewebeschädigung verknüpft ist. Mit Sinneserlebnis ist das Gefühl gemeint, wie der Schmerz empfunden wird – stechend, pochend, brennend, bohrend. Aber auch die Schmerzintensität, die vom Betroffenen mit einer Zahl zwischen 1 und 10 eingeschätzt wird. Das Gefühlserlebnis drückt den emotionalen Anteil des Schmerzes aus, dieser kann z.B. als quälend oder erschöpfend wahrgenommen werden. (1)
Die meisten Menschen empfinden den Schmerz als etwas Negatives, dabei zeigt die relativ kurze Lebenserwartung von Menschen mit angeborenen Nervenschädigungen, die keinen Schmerz empfinden können, wie wichtig der Schmerz für unser Überleben ist. Menschen ohne Schmerzempfindung weisen meist zahlreiche starke Verletzungen auf, denn diese Menschen können nur schwer lernen, wann und wo sie aufpassen müssen. (2)
Wie entsteht Schmerz?
Wenn ein Reiz wie Kälte oder Hitze auf einen Schmerzrezeptor in der Haut trifft, wandelt dieser den Reiz in ein elektrisches Signal um. Die elektrischen Signale werden dann über die Nervenfasern zum Rückenmark geleitet und von dort aus weiter in verschiedene Schmerzareale des Gehirns. Wenn das
Signal im Rückenmark angekommen ist, reagieren wir automatisch und ziehen z.B. die Hand vom Herd. Aber die Schmerzwahrnehmung erfolgt erst
durch Verarbeitung der Schmerzen im Gehirn. Erst durch die Verarbeitung im Gehirn können wir die Schmerzintensität beurteilen. Wie stark jemand einen Schmerz empfindet und wieviel Aufmerksamkeit dem Schmerz geschenkt wird hängt neben dem auslösenden Reiz auch von biologischen, psychologischen und sozialen Faktoren ab. Wer als Kind in entsprechenden Situationen eher Ablehnung erhalten hat, wird wesentlich schmerzresistenter sein als jemand, der in ähnlicher Situation liebevoll umsorgt wurde. (3)
Vom akuten zum chronischen Schmerz
Mit einer akutem Schmerzreaktion möchte der Körper auf eine bestehende Gefahr hinweisen, um diese sofort abzuschalten. Deshalb wird der Schmerzreaktion hohe Priorität zugeordnet. Diese Schmerz-Erfahrung wird im Gehirn als “gefährlich“ gespeichert, so dass wir in Zukunft ähnliche Situationen meiden. Eine akute Schmerzreaktion des Körpers verschwindet wieder, wenn wir dem Reiz beenden oder eine entstandene Wunde behandelt wurde. Chronische Schmerzen treten auch auf, wenn die Verletzung geheilt ist und auch ohne bestimmten Grund. Häufig dreht sich das komplette Leben der Betroffenen um den chronischen Schmerz. Allein in Deutschland leiden ca. 8 Millionen Menschen unter chronischen Schmerzen. Weil chronische Schmerzen multifaktoriell bedingt sind, sollten auch neurobiologische, psychologische und soziale Faktoren in einer Schmerz-Therapie berücksichtigt werden. Der chronische Schmerz gilt inzwischen als eigenständige Erkrankung. (4)
Wie man auf Schmerzen reagiert, ist von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Wer fast nie Schmerzen hat, hat vielleicht im jeweiligen Moment auch keine Schmerzmittel zu Hause. Dann kann man sich mit altbewährten Hausmitteln weiterhelfen – ätherische Öle, Entspannungsmethoden oder Ablenkung (dazu aber mehr im Artikel über alternative Behandlungsverfahren bei chronischen Schmerzen). Die jeweiligen Mittel oder Methoden, die man einsetzt, sollten so früh wie möglich verwendet werden, weil diese je nach Methode etwas Zeit brauchen, bis sie wirklich wirken. Wer mit chronischen Schmerzen zu tun hat oder mit immer wieder auftretenden Schmerzen, wie z.B.
Periodenschmerzen oder Migräne, der wird bereits über eine passende Schmerzbewältigungsstrategie verfügen. Wer sich bis jetzt auf eine reine Medikamenteneinnahme verlässt, sollte sich mit weiteren alternativen Maßnahmen vertraut machen, da man durch diese Methoden starke Medikamente reduzieren oder vielleicht sogar komplett absetzen kann. Man darf auch nicht vergessen, dass vor allem stärkere Medikamente ein gewisses Suchtpotential in sich tragen und auf Dauer auch den Körper belasten können.
Laut der Deutschen Schmerzliga leiden mindestens 3,4 Millionen Deutsche an schweren Dauerschmerzen. Die meisten Betroffenen leiden unter Rücken-, Kopf- und rheumatischen Schmerzen. Diese Schmerzen gelten als chronisch wenn sie mindestens 3-6 Monate anhalten und das Leben stark beeinflussen.
Die Schmerzrezeptoren sind freie Nervenenden, die sich in fast allen Körpergeweben befinden und entsprechende Reize weiterleiten. Bei chronischen Schmerzen verändern die Nervenzellen ihre Struktur und ihren Stoffwechsel, sie bilden mehr Schmerzrezeptoren aus, die teilweise auch ohne Reize Schmerzsignale ans Gehirn leiten. Diese fehlgeleiteten Schmerzimpulse sorgen dafür, dass die Nervenzelle nicht mehr zur Ruhe kommt und ein Schmerzgedächtnis ausbildet. Dadurch hat der Schmerz nicht mehr seine ursprüngliche Funktion und wird selbst zur Krankheit. Überaktive Rezeptoren lösen jedoch nicht immer einen Schmerz aus und manchmal fühlen die Betroffenen einen Schmerz auch wenn die Rezeptoren inaktiv sind – dies hängt dann vor allem mit der Psyche des Betroffenen zusammen. (5)
Schmerztherapie bei chronischen Schmerzen
Gerade bei chronischen Schmerzen ist die wechselseitige Beeinflussung zwischen biologischen, psychischen und sozialen Faktoren bekannt. Deshalb sollten neben einer medikamentösen Behandlung auch Physiotherapie und Psychotherapie in der Schmerztherapie berücksichtigt werden. (6)
Das bio-psycho-soziale Erklärungsmodell für chronischen Schmerz:
Wie man an der obiger Tabelle sehen kann, gibt es vielfältige Einflüsse auf das Schmerzerleben und genauso vielfältig sind auch die Ansätze für die Schmerzbehandlung abseits der reinen medikamentösen Therapie, dazu aber mehr im Artikel Alternative Behandlungsverfahren bei Schmerzen.
Quellenverzeichnis:
- www.schmerzgesellschaft.de/patienteninformationen/herausforderung-schmerz; abgerufen am 12.08.2022
- Gudrun Heise, www.dw.com/kein-schmerzempfinden-ist-eher-fluch-als-segen; abgerufen am 12.08.2022
- www.aok.de/pk/koerper-psyche/gehirn-nerven/akuter-und-chronischer-Schmerz; abgerufen am 12.08.2022
- www.dasgehirn.info/entdecken/grosse-fragen/weh-tut-es-nur-weil-es-weh-tun-soll; abgerufen am 12.08.2022
- www.dasgehirn.info/wahrnehmen/fuehlen/der-unendliche-schmerz; abgerufen am 14.08.2022
- www.betanet.de/files/pdf/ratgeber-schmerz.pdf; abgerufen am 14.08.2022