Im ökologischen Landbau kommt viel Kupfer zum Einsatz, um die Pflanzen vor Schädlingen zu schützen, aber auch als elementarer, schier unverzichtbarer Mikronährstoff wird Kupfer häufig verwendet. Wie steht es da um den ökologischen Gedanken? Ist das ein Widerspruch? Welche Probleme ergeben sich dadurch für unsere Gesundheit?
➥ Autor: Andreas Müller-Alwart
„Es gibt wahrscheinlich kaum einen anderen Stoff, der für den Ökolandbau so elementar ist und dessen Einsatz gleichzeitig so unterschiedlich bewertet werden kann wie Kupfer. Als natürliches Spurenelement ist Kupfer für die meisten Lebewesen, einschließlich dem Menschen, unerlässlich. Doch in höheren Konzentrationen kann das Schwermetall toxisch auf verschiedene Organismen wirken, da es die Zellmembranen und die DNA schädigt“, weiß das Informationsportal für den Ökolandbau zu berichten. Doch zunächst einmal ein Blick auf die vielen guten und essenziellen Eigenschaften von Kupfer.
Kupfer als sehr wichtiger Mikronährstoff
Kupfer kann vom Körper nicht selbst gebildet werden und muss daher mit der Nahrung aufgenommen werden. An vielen Prozessen im Körper ist Kupfer beteiligt: Unsere Haut und unsere Haare hätten ohne Kupfer gar keine Pigmentierung. Die Haut wäre nicht so elastisch und flexibel, denn Kupfer ist an der Bildung von Bindegewebe beteiligt. Da schon die Aufnahme von kleinen Mengen Kupfer für den Tagesbedarf ausreicht, ist eine zusätzliche Supplementierung im Regelfall überflüssig: Kupfer kommt in zahlreichen Nahrungsmitteln in ausreichender Menge vor.
Auch im Blut spielt Kupfer eine wichtige Rolle, ohne Kupfer keine rote Blutkörperchen Ohne eine ausreichende Anzahl roter Blutkörperchen funktioniert der Sauerstofftransport zu den Zellen nicht einwandfrei: Wir leiden unter Erschöpfung, Kurzatmigkeit und das Herz muss im Dauerstress pumpen – in dem Versuch, diesen Mangel auszugleichen. Aber auch direkt an der Zellatmung ist Kupfer beteiligt, denn es trägt für die Energiegewinnung unserer Körperzellen mit Sauerstoff Sorge. Wie so oft bei Mikronährstoffen so trägt auch Kupfer zur verbesserten Wundheilung bei und kann freie Radikale abfangen: Entzündungen und Alterungsprozesse werden verlangsamt bzw. reduziert. Und auch für die Knochenbildung und deren gesundes Wachstum ist Kupfer wichtig. (2)
Wo ist Kupfer natürlicherweise enthalten?
Größere Mengen von Kupfer sind vor allem in Nüssen, Samen und Vollkornprodukten enthalten. Aber auch in Schalentieren, Fisch und Innereien findet man größere Mengen Kupfer. Und bereits durch den Verzehr von Kaffee, Tee, Kakao und Schokolade nimmt man Kupfer auf. (2)
Gibt es Kupfervergiftungen?
Bei der täglichen Kupferaufnahme durch Nahrungsmittel ist eine Kupfervergiftung kaum vorstellbar. Gelangen jedoch größere Kupfermengen akut in den Körper, kann es zu Vergiftungserscheinungen kommen: „Liegt jedoch eine deutlich erhöhte Kupfer-Dosierung vor, tritt in weiterer Folge eine Vergiftung ein. Im Vergleich zu Aluminium, Quecksilber oder Cadmium tritt bei einer erhöhten Kupfer-Dosis nicht sofort eine Vergiftung auf; bei den zuvor genannten Metallen reicht jedoch eine kleine Menge, damit von einer Vergiftung gesprochen werden kann.“ (3) In Deutschland ist im Wesentlichen nur ein Phänomen bekannt, das sich „kupferverseuchtes Wasser“ nennt. „Vor allem alte Kupferrohre sind oftmals dafür verantwortlich, dass Spuren des Schwermetalls in das Trinkwasser gelangen, sodass in weiterer Folge eine Vergiftung eintritt.“ (3)
Wie wirkt eine Kupfervergiftung?
Die Kupfervergiftung kommt mit verschiedenen Symptomen daher, die auch andere Ursachen haben könnten und deswegen nicht zwingend auf eine Kupfervergiftung hindeuten: Benommenheit und Bewusstseinsstörungen sind ganz typisch, außerdem eine innere Unruhe und enorme Konzentrationsschwierigkeiten. Auch Ängste und Gedächtnisprobleme können auftreten. Weiterhin sind allergische Reaktionen wie Hautausschläge typisch. Sehr unangenehm können auch Schweißausbrüche, Schwankungen des Blutdrucks und Herzrhythmusstörungen sein. Übelkeit und Erbrechen kommen noch häufig hinzu. Das Hauptrisiko zu einer Kupfervergiftung zu kommen, liegt in Deutschland in alten Kupferrohren. Durch Nahrungsmittel ist eine solche Vergiftung bei ausgewogener Ernährung nicht zu erwarten. Insofern erscheint der Einsatz von Kupfer im Ökolandbau auch nicht gesundheitsgefährdend zu sein.
Keine Gefahr für die menschliche Gesundheit
Zu diesem Ergebnis kamen auch die Ökolandbau-Experten: „Für die menschliche Gesundheit birgt der Einsatz von Kupfer im Pflanzenbau keine Gefahr. Denn das Metall reichert sich weder in behandelten Pflanzen beziehungsweise Früchten an, noch in natürlichen Nahrungsketten. Da Kupfer im Boden relativ schnell gebunden wird, findet so gut wie kein Austrag ins Grundwasser statt. Als problematisch wird jedoch der Austrag von Kupfer in Oberflächengewässer angesehen, da vor allem Fische sehr empfindlich auf das Metall reagieren.“ (1)
Dennoch: Kann man hier noch von Ökolandbau sprechen?
Nun reicht es nicht aus, sich damit zufriedenzugeben, dass das Kupfer aus dem Pflanzenanbau dem Menschen und seiner Gesundheit nach aktueller Kenntnis nicht schadet. Der Mensch ist nicht separiert von der Natur, sondern Bestandteil der Mitwelt, also des gesamten Ökosystems. Und da ist es unstrittig, dass die doch recht hohen Gaben von Kupfer im Ökolandbau das Ökosystem nachhaltig verändern. Immerhin werden in Deutschland pro Jahr etwa 100 Tonnen Kupfer ausgebracht. Circa zwei Drittel dieser Menge stammen aus dem Einsatz konventioneller, kupferhaltiger Pflanzenschutzmittel und der Gülleausbringung, da Futtermittel in der konventionellen Tierhaltung zum Teil mit Kupfer angereichert sind. Ein Drittel dieser Menge, etwa 34 Tonnen, bringen ökologische Betriebe bundesweit als Pflanzenschutzmittel aus. (1) Studien belegen z. B., dass sich die Zusammensetzung des Ökosystems verändert. So haben sich beispielsweise bestimmte Regenwurmarten wegen der hohen Kupferzufuhr zurückgezogen, während andere nun häufiger vorkommen. Es wird auch eine Anreicherung des Kupfers im Boden beobachtet, sodass man sich schon wünscht, dass ökologischer Landbau ohne diese Zugabe auskommt.
Handlungsbedarf ist angezeigt: Die Verbraucher haben es in der Hand
Eine Untersuchung des Freiburger Öko-Institutes (September 2014) analysiert die Thematik. Die Experten kommen zu vier Handlungsempfehlen, halten aber im Wesentlichen ein Verbot von Kupfer im Ökolandbau für nicht zielführend – unter anderem auch deswegen, weil dies den Trend zum biologischen Lebensmittelkauf abschwächen könnte. Stattdessen empfehlen sie und setzen sie auf die Selbstregulierung der im ökologischen Landbau aktiven Betriebe.
Übrigens: Kupfer wird vor allem in bestimmten Sonderkulturen – vor allem im Obst- und Weinbau – eingesetzt. Hier sei wieder einmal empfohlen, Streuobst vom Bauern zu kaufen, die keine Plantage ähnlichen Anbau betreiben und deswegen in der Regel auf den Kupfereinsatz verzichten. Die Nachfrage schafft das Angebot – der Verbraucher hat es in der Hand. Es liegt wirklich auch sehr an der Nachfrage: Wenn der Verbraucher im Geschäft, im Hofladen usw. deutlich macht, dass er synthetisches Kupfer als Zugabe im Ökolandbau nicht als „ökologisch korrekt“ betrachtet, wird auch der Trend zum Verzicht von Kupfer und für Alternativen verstärkt werden. Es nützt ja wenig, wenn der Trend zum Kauf von Bio-Sorten nicht gebremst werden soll, gleichzeitig aber die Kriterien für Bio-Qualität verwässert werden.
Quellenverzeichnis:
- Kupfer im Öko-Landbau: Wie problematisch ist der Einsatz?
https://www.oekolandbau.de/landwirtschaft/pflanze/grundlagen-pflanzenbau/pflanzenschutz/pflanzenschutzmittel-im-oekologischen-landbau/kupfer-im-oekolandbau-wie-problematisch-ist-der-einsatz/ (aufgerufen 31.07.2022) - Kupfer – so wirkt es auf die Gesundheit,
https://praxistipps.focus.de/kupfer-und-seine-wirkung-auf-die-gesundheit-wofuer-das-rote-metall-gut-ist_106118 (aufgerufen 31.07.2022) - Kupfervergiftung, https://medlexi.de/Kupfervergiftung (aufgerufen 31.07.2022)
Weiterführende Literatur:
(1) Kupfer im Biolandbau – Hintergrund, Herausforderungen und Handlungsempfehlungen, Endbericht des Öko-Instituts Freiburg, September 2014,
https://www.oeko.de/oekodoc/2212/2014-002-de.pdf (aufgerufen 31.07.2022)
(2) Kupfer als Pflanzenschutzmittel, https://kupfer.julius-kuehn.de/ (aufgerufen 31.07.2022)
(3) Richtlinie der EU zu Kupfer, https://kupfer.julius-kuehn.de/dokumente/upload/e8cec_2009_37_eg_vom_23_april_2009.pdf (aufgerufen 31.07.2022)