Wie wäre es, wenn man Liebeskummer vermeiden könnte, oder es vielleicht sogar eine Pille dafür geben würde? Ja, das wäre dann die Krone der „smarten Welt“. Aber so läuft es eben – Gott sei Dank – (noch) nicht. Um herauszufinden, was wir von einer Beziehung oder einem potenziellen Liebespartner erwarten, sind oft mehrere Anläufe nötig, und bei jedem dieser Anläufe sind wir anfällig für Verletzungen. Aber genau darin liegt der Wert – Herzschmerz ist ebenso konstruktiv wie schmerzhaft. Man nennt es auch Lebenserfahrung.
➥ Autor: Barbara M. Thielmann
Der Emotionalkörper
Das Leben mit einem Emotionalkörper hat so seine Tücken. Einerseits ist er ein toller „Anzug“ für geistige Wesen, Erfahrungen in einer dreidimensionalen, sehr dichten Welt zu machen. Einer Welt, die sie in ihrer ursprünglichen Form aus Geist und Energie so gar nicht machen könnten. Aber durch diesen „Anzug“, den wir Emotionalkörper nennen, wird die Welt dann plötzlich „griffig“. Und „begreifen“ hilft, besser zu verstehen. Tolle Sache. Nur leider hat alles zwei Seiten. Solange es hier auf der dichten Ebenen gut läuft, ist alles bestens. Doch wehe, die Ebene der dichten dritten Dimension zeigt uns eine weitere Facette ihrer Möglichkeiten. Dann hängt der Haussegen schief, das Herz schmerzt und plötzlich ist das Leben schwer, traurig, deprimierend, scheint sinnlos, kurz die Lage scheint hoffnungslos und man will hier ganz schnell wieder weg.
Liebeskummer und seine Facetten
Liebeskummer nervt und schmerzt unendlich – da gibt es nichts zu beschönigen. Er kann sich darin äußern, dass man kein Essen verträgt, stundenlang im Fitnessstudio trainiert (körperlicher Muskelkater ist deutlich besser als emotionaler Aufruhr) oder tagelang im Bett liegt. Kurz gesagt: Liebeskummer ist einer Depression sehr ähnlich. So manch einer wünscht sich dann, Liebeskummer wäre vermeidbar, aber er ist unvermeidlich: Beziehungen erfordern Verletzlichkeit, und Verletzlichkeit macht uns anfällig für Verletzungen. Um herauszufinden, was wir von einer Beziehung oder einem potenziellen Liebespartner wollen, sind oft mehrere Anläufe nötig, und bei jedem dieser Anläufe sind wir anfällig für Verletzungen. Aber genau darin liegt der Wert – Herzschmerz ist ebenso konstruktiv wie schmerzhaft.
Natürlich gibt es nicht „die eine Form von Liebeskummer“. Ob durch Trennungen, unerwiderte Liebe oder eine Vielzahl anderer Ursachen – Liebeskummer kann viele Formen annehmen. Es muss nicht einmal romantisch sein.
Ein Erfahrungs-Tipp für dich
Als jemand, der schon einiges an Liebeskummer erlebt hat, kann ich bestätigen, dass ich durch den emotionalen Strudel und die inneren und äußeren Schwierigkeiten, die sich nach dem Liebeskummer ergeben haben, eine neue Perspektive gewonnen habe. Obwohl ich den emotionalen Schmerz, den ich in der Vergangenheit empfunden habe, nicht noch einmal durchleben möchte, hat er mir geholfen, eine gute Referenz für Dinge zu entwickeln, die ich nicht tun sollte. Und ich habe jetzt eine bessere Grundlage, auf der ich zukünftige Beziehungen aufbauen kann. Aufgrund meiner früheren Herzensbrüche habe ich es mir zur Gewohnheit gemacht, offen und ehrlich zu sein und Grenzen zu setzen. Die dadurch gestärkte Kommunikation hat zu viel solideren Beziehungen geführt, seien sie nun persönlich oder romantisch. Es ist die Kommunikation, die verbindet, aber auch trennt. Kommunikation hat etwas mit Zusammenkommen zu tun. Miteinander zu sprechen, nicht übereinander bei anderen. Sie erfordert zweifelsohne Mut. Doch ihre Geschenke sind groß, wenn wir diesen Mut aufgebracht haben, z.B. wenn die Angst zurückgewiesen zu werden mit unseren Gefühlen und Bedürfnissen, uns fast übermannt hat.
Liebeskummer als Lebensschulung und Katalysator
Die tiefgreifendste Auswirkung von Liebeskummer ist die Schulung der Widerstandsfähigkeit. Die Erfahrung, verletzt zu werden, ist – fast paradoxerweise – eine entmenschlichende, aber tatsächlich zutiefst menschliche Erfahrung. So wie die Tage ineinander übergehen können, ist es leicht, sich in einem Dunst des Elends zu verlieren. Aber die Aufrichtigkeit der Traurigkeit und die letztendliche Genesung können unglaublich ermutigend wirken.
In einer besonders schweren Zeit dachte ich, ich erlebe das Ende der Welt, wie ich sie kannte. Das war es auch – aber nicht so, wie ich es erwartet hatte. Ich wuchs, und die Welt, die ich kannte, veränderte sich mit mir. Ich erkannte, dass die Person, die ich unter der Dynamik der Beziehung war, nicht die Person war, die ich weiterhin sein musste. Im Laufe der Zeit änderte sich meine Sichtweise, und der Liebeskummer – der zwar nicht weniger schmerzhaft war – wurde zu einem immer kleineren Teil meines Lebens, bis er schließlich so klein war, dass er von anderen Formen des Glücks aufgewogen wurde. Und es stellte sich nach dem Schmerz immer ein tiefes Gefühl der Dankbarkeit, ja sogar eines „schwermütigen“ Glücksgefühls ein. Das Resultat aber hatte immer denselben Namen: Dankbarkeit.
Für diejenigen, die derzeit Liebeskummer haben, gibt es keine einfache Lösung. Es wird scheiße sein. Aber ihr werdet es schaffen, ihr werdet euch erholen, und höchstwahrscheinlich werdet ihr alles noch einmal machen. Die Verletzlichkeit. Das Lieben. Das Verletzen. Denn wir wissen, dass es da draußen jemanden gibt, für den sich all die Tränen, all der Schmerz am Ende lohnen werden.