Macht falsche Kommunikation krank?

Wir leben in einer Zeit, in der wir mehr Kommunikationsmittel haben, als je zuvor. Wir können uns quer über den Globus via Internet kontaktieren. Die Welt ist klein geworden, doch die Missverständnisse umso größer? Wie kann das sein? Kann es sein, dass mit dem digitalen Fortschritt die analoge Kommunikation von Herz zu Herz und Mensch zu Mensch auf der Strecke geblieben ist? Wir dürsten nach Wissen, doch wir werden erschlagen von Informationen? Sind wir kognitiv überhaupt dafür ausgelegt? Kann es sein, dass uns die „moderne Kommunikation“ krank macht? Der Artikel widmet sich diesen Fragen.

➥ Autor: Barbara M. Thielmann

Kommunikations-Management

Wir haben wunderbare neue Begrifflichkeiten für die Verständigung untereinander gefunden. Aber die Verständigung, basierend auf dem Wort „verstehen“ scheint dabei unter die Räder gekommen zu sein. Wir sprechen von interaktiver Kommunikation, gewaltfreier Kommunikation, Rhetorik, Gesprächsmanagement, Mediation und ähnlichem. Das sind die Schlagwörter unserer Zeit. Aber aller Verwendung von wohlklingenden Begriffen zum Trotz: Kommunikation, also Gespräche mit anderen Menschen, Gespräche als Mittel, um mit einem anderen Menschen auszukommen oder gar zusammenarbeiten zu können, sind nach wie vor ein Problem. Kommunikation kommt vom lateinischen communicatio, das bedeutet Mitteilung. Also etwas, das man miteinander tut, ausgerichtet auf das Gegenüber. Mit dem Ziel, etwas zu übermitteln, um zum Beispiel verstanden zu werden. Im Grunde geht und ging es dabei immer schon um Verstehen.

Gesprächsführung und Verstehen – das unbekannte Land

Was so einfach scheint, war und ist (heute mehr denn je), eine Herausforderung. Denn bei aller Technik und hunderten schlauen Bezeichnungen für das Eine, sind die alten Probleme geblieben. Ein Gespräch zu führen, bei dem das, was man sagen will, verstanden wird. Ein Gespräch zu führen, bei dem man den Anderen versteht und ihm auch gleichzeitig dieses Gefühl vermitteln kann. Ja sogar auch einmal Unangenehmes zu vermitteln, ohne das Gegenüber zu verletzen und dann in Missstimmung auseinander zu gehen.

Ein Gespräch zu führen, welches die Beziehung vertieft, das Verstehen und Verständnis erhöht und das für alle Beteiligten bereichernd und somit erfüllend wirkt. Dies ist eine große Kunst und sie will erlernt sein. Man redet nicht umsonst auch von Gesprächskultur. Doch darüber zu reden ist etwas anderes, als sie auch auszuüben. Und genau daran fehlt es immer mehr im digitalen 21. Jahrhundert. Gesprächsführung ist heutzutage zur gekonnten Manipulation, Rhetoriksucht und Indoktrination (Belehrung) verkommen. Das fördert Verstehen und Verständnis nicht unbedingt. Von Erfüllung, Bereicherung und Glücksgefühl keine Spur mehr.

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Die Kommunikationsbarrieren

Im zwischenmenschlichen Miteinander geht es nicht ohne Kommunikation. Jeder von uns will verstanden werden. Egal, was er gerade übermitteln möchte, es gipfelt immer in einem Verständnis von etwas. Dazu braucht es immer einen Absender und einen Empfänger. Dazwischen liegt der Kommunikationsweg mit der Nachricht bzw. dem zu übermittelnden Inhalt. Es gehört auch ein kleines Ritual dazu, denn ein Teil eines gesunden Miteinanders ist eine bewusste Kommunikation!

Denk mal einen Moment lang darüber nach. Warum ist es manchmal so schwer, mit anderen zu kommunizieren? Ein Grund ist, dass wir uns zu sehr darauf konzentrieren, verstanden zu werden. Wir bemühen uns so sehr, unseren Standpunkt klarzumachen, dass wir vergessen, dass einer der wichtigsten Aspekte effektiver Kommunikation und ein Aspekt selbstloser Liebe darin besteht, zuerst zu versuchen, zu verstehen. Wenn wir uns auf uns selbst konzentrieren, können wir dazu neigen, Kommunikationsbarrieren aufzubauen. Dann passiert etwas in uns. Denn verbale Barrieren schaffen mit der Zeit auch physische Barrieren.

Kommunikation im Körper: Das Zusammenspiel der Zellen

Unser gesamtes Körpersystem ist auf Kommunikation ausgelegt, das hält uns am Leben bzw. unseren Körper. Unsere Zellen kommunizieren permanent miteinander. Im Gehirn arbeiten die Synapsen unerlässlich. Eine Synapse ist eine Verbindung zwischen zwei Neuronen und dient deren Kommunikation. Elektromagnetische Impulse befeuern die neuronalen Leitungen. Alles in uns kommuniziert.

Ist diese Kommunikation eine echte Kommunikation, dann funktioniert unser Körper, der Stoffwechsel arbeitet harmonisch und wir sind gesund. Gibt es da aber mal ein „Missverständnis“, dann kann es sein, dass Zellen sich entscheiden aus diesem „Missverständnisse“ heraus aus dem sozialen Verband herauszugehen und nur noch ohne weitere Kommunikation mit den anderen Zellen, einseitig weiterzuproduzieren. Eine Zelle, die ihre Kommunikation mit den anderen Zellen abgebrochen hat, nennt man eine Krebszelle. Wie innen – so außen, lautet ein hermetischer Satz.

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Um zu erkennen, wie Kommunikationsbarrieren sich aufbauen, hier einige Beispiele.

1. Die Unterbrechung im Gespräch
Wir alle tun es. Und es ist ärgerlich, wenn andere es mit uns tun. Es ist respektlos und vermittelt die Botschaft, dass wir uns mehr für das interessieren, was wir zu sagen haben, als für das, was wir hören wollen.

2. Fehlender Blickkontakt
In der westlichen Kultur kann mangelnder Augenkontakt auf eine Reihe von Dingen hindeuten: Vermeidung, Ablenkung, Angst oder Nervosität, Desinteresse, Täuschung oder Verunsicherung. In manchen Kulturen mag es unhöflich sein, anderen in die Augen zu schauen, vor allem, wenn die andere Person älter ist. Doch bei uns ist Augenkontakt ein wichtiger Bestandteil einer guten Kommunikation. Wie viele Missverständnisse könnten vermieden werden, wenn du den Menschen, der mit dir spricht, einfach während eures Gesprächs ansiehst?

3. Unbeteiligte oder negative Körpersprache
Was spricht lauter zu dir? Die Worte eines Menschen (verbal), die Art und Weise, wie er diese Worte sagt (stimmlich), oder was er tut, während er spricht oder zuhört (nonverbal)? Die Forschung zeigt, dass wenn deine Botschaft unklar ist, die anderen mehr auf das achten, was du nicht sagst. Dein Körper transportiert deine Gefühle. Er sagt aus, ob du dich auf das Gespräch einlässt oder nicht, und ob du echtes Interesse an deinem Gesprächspartner und dem Gesprächsthema hast oder nicht.

4. Ablenkungen
Was ist dir wichtiger als der Mensch, der gerade versucht, mit dir zu kommunizieren? Genau das fragt sich dein Gesprächspartner, wenn du nicht aufpasst! Lege dein Handy weg, schalten den Fernseher aus, legen dein Buch weg. Wenn dir dein Gesprächspartner wichtig ist und sein Verstehen dessen, was du ihm mitteilen möchtest, dann zeigen es ihm – und nicht nur in Worten…

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5. Schlechte Zuhörfähigkeiten
Es ist ein Unterschied, ob man wartet, bis man an der Reihe ist, oder ob man aktiv zuhört, was gesagt wird. Aktives Zuhören geschieht in der Absicht, dem Gesprächspartner mitzuteilen, dass man ihn verstehen will. Du tust dies, indem du das Gehörte bestätigst und ggf. Kurz wiederholst in deinen Worten, um sicherzustellen, dass du es auch richtig verstanden hast.
Das ist nicht möglich, wenn du zu sehr mit anderen Dingen beschäftigt bist oder damit, deine Antwort zu formulieren, denn dann verpasst du wichtige Gesprächsteile.

6. Vermutungen anstellen
Wie oft hast du dir schon gedacht, du wüsstest genau, was dein Gegenüber wirklich sagen oder tun wollte? Nur um dann herauszufinden, dass du dich gründlich geirrt hast. Stelle keine Vermutungen an oder interpretiere, sondern kläre. Nachfragen ist erlaubt und sogar erwünscht.

7. Unterstellung von Motiven
Ähnlich wie bei Vermutungen ist es gefährlich, zu glauben, man wisse, warum jemand etwas sagt oder tut. Du denkst vielleicht, du wüsstest es, weil du schon einmal mit dieser Person zu tun hattest. Aber oft sind es die eigenen Erfahrungen aus der Vergangenheit in ähnlichen Situationen, die dazu führen, dass du falschen Motiven oder Absichten anhängst. Je mehr Verletzungen und Enttäuschungen du selber erlebt hast, desto mehr neigst du dazu, diese Erfahrungen zu verallgemeinern und neue Situationen nach diesen Erfahrungen subjektiv zu bewerten.

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8. Nicht genug (oder nicht die richtigen) Fragen stellen
Fragen zu stellen, die richtigen Fragen, ist der Schlüssel zu einer guten Kommunikation und zum Verstehen generell. So verhindert es, dass man etwas vermutet. Es hilft dir, wichtige Dinge über dein Gegenüber mit dem du gerade kommunizierst und/oder eine Situation zu erfahren. Es hat das Potenzial, eine Beziehung zu vertiefen und fördert das Miteinander generell. Plattitüden hingegen bringen uns nicht weiter. Eine Plattitüde ist ein einfacher, bedeutungsloser oder banaler Spruch. Wir hören und verwenden sie ständig, und wir sind darauf konditioniert, auf ähnliche Weise zu reagieren. Die Verwendung solcher Aussagen vermittelt kein tiefes Interesse. Fragen zu stellen, die ein tieferes Nachdenken auslösen, Fragen, die zum Nachdenken anregen, tun dies jedoch. Gute, aufrichtige Fragen zeigen, dass du wirklich an deinem Gegenüber bzw. dem Gespräch interessiert bist. Richtige Fragen helfen dir, dich aktiv einzubringen, Einfühlungsvermögen zu entwickeln und Klarheit zu schaffen. Richtige Fragen sind Ursachen bezogen.

Dies sind nur ein paar Richtlinien, die zu einer ehrlichen, bewussten und achtsamen Gesprächsführung gehören. Denn wie das Wort schon sagt: ein Gespräch wird geführt. Von mindestens zwei Menschen und einer davon bist immer du in deinem sozialen Gefüge.

Foto: @westend61 via envato.elements

Die Betonung liegt auch ganz bewusst auf dem Wort: ehrlich. Denn Studien haben eindeutig nachgewiesen, dass bei Menschen, die permanent belogen werden, eine Abschwächung des Immunsystems nachzuweisen ist. Dies gilt auch für Lügen, die subversiv geschehen … hierbei sei einmal auf die Medien hingewiesen. Wie wahrhaftig ist denn deren Berichterstattung? Auch sie führen eine Kommunikation mit uns.

Dies ist nur die Spitze eines großen Eisberges, der unsere zwischenmenschlichen Beziehungen durch einen zu oberflächlichen Umgang miteinander prägt und Einfluss auf unsere physische und auch psychische Gesundheit nehmen kann. Unsere digitalen Kommunikationsmittel sind im Grunde gar keine Kommunikationsmittel mehr, sondern nur noch Informationsmittel bzw. Träger. Wir sollten uns dessen bewusst sein und das achtsame Gespräch miteinander wieder pflegen. Dazu gehört übrigens auch, dass wir miteinander und nicht übereinander reden.

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Die in diesem Beitrag enthaltenen Informationen können die Beratung durch einen Arzt nicht ersetzen – sie sind keine medizinischen Anweisungen. Die Informationen dienen der Vermittlung von Wissen und können die individuelle Betreuung bei einem Sprechstundenbesuch nicht ersetzen. Die Umsetzung der hier gegebenen Empfehlungen sollte deshalb immer mit einem qualifizierten Therapeuten abgesprochen werden. Das Befolgen der Empfehlungen erfolgt auf eigene Gefahr und in eigener Verantwortung

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