Ja, Bäume kann man essen. Aber nicht die Rinde abknabbern, sondern die wertvollen Blätter sammeln und in den Speiseplan mit einarbeiten. Da kann der Salat sich verabschieden. Wir stellen Dir hier einfach mal einige Baumblätter vor, die Du essen kannst. Baumblätter, die reich sind an Gerbstoffen, Bitterstoffen, Flavonoiden und Phenolsäure. Also Stoffwechsel anregend, Keim- und entzündungshemmend. All das sind Eigenschaften, die unsere Mahlzeit täglich enthalten sollte, da unsere westliche Gesellschaft, auch wenn sie es nicht weiß oder schlimmer noch, nicht wissen will, genau damit zu kämpfen hat: mit chronischen Entzündungen und parasitären Bakterien.
➥ Autor: Barbara M. Thielmann
Auf den Baum gekommen
Baumblätter sind weltweit vorhanden, aber noch nicht als Nahrungsquelle für uns bekannt. Dabei gibt es Baumblätter, die wir essen können, die sogar sehr gesund sind und über dies auch noch gut schmecken im Salat oder Smoothie.
Zu wissen, ob du Baumblätter essen kannst und welche Arten essbar sind, ist eine grandiose Kenntnis und kann dir eine große Hilfe sein, zum Beispiel in Zeiten, wo Nahrungsmittel nicht so frei verfügbar sind.
Kann ich Baumblätter essen?
Blätter vieler Bäume sind essbar. Optimal sind Blätter im Frühjahr, wenn die jungen Blätter keimen. Baumblätter sind weltweit reichlich vorhanden. Wir Menschen neigen dazu, Baumblätter mehr als Nahrung für Tiere, aber nicht als Nahrungsquelle für uns selbst zu betrachten. Nur wenige von uns würden wahrscheinlich in Betracht ziehen, nach einer Nahrungsquelle zu den Bäumen hinaufzuschauen. Es gibt jedoch viele Baumblätter, die du sicher in deine Ernährung aufnehmen kannst, um von ihrer energiereichen Wirkung zu profitieren. Voraussetzung, wie bei allem, was aus der Natur des 21. Jahrhunderts stammt: gut und ausgiebig waschen.
Was solltest du außerdem über den Nährwert der Baumblätter wissen?
Durch unsere (leider) sehr ungesunde und degenerierte Art zu essen, hat unser Körper im Laufe der Zeit bestimmte Enzyme und auch Bakterien verloren, um Blätter zu verdauen. Dazu zählen übrigens auch unsere Salate, die „Blätter vom Boden“. Die Menschheit hat sich entwickelt, um Kohlenhydrate und Fett aus höheren Energiequellen wie Fleisch zu extrahieren, was aber wohl nicht von Anfang an so gedacht war, sonst hätten wir einen Darm, der dem der Raubtiere gleicht – haben wir aber nicht. Daher haben Blätter in unserer Ernährung nur einen begrenzten Wert, was Sättigung anbelangt. Allerdings können sie uns dennoch nützlich sein durch ihre Inhaltsstoffe, Vitamine und Mineralien.
Vitamin A und C sind häufig in Blattgemüse enthalten. Du kannst also davon ausgehen, dass du auch Kalzium, Kalium und Natrium aus Baumblättern aufnimmst. Da es uns heutzutage jedoch an vielen Komponenten mangelt, die der Körper zum Überleben benötigt, sind Blätter nicht als Ernährungsgrundlage gedacht, aber sehr wohl als köstliche Ergänzung wegen ihrer Nährstoffdichte, besonders auch in Smoothies mit anderen Gemüsen und/oder Obst.
Je mehr du deinen Darm und die Leber reinigst, desto mehr an Enzymen wird deine Körper lernen wieder bereit zu stellen.
Eine Reise durch die Baumblätterwelt
Der Weißdorn – der Herz-Kreislaufbaum
Man könnte ihn auch den „OPC-Baum“ nennen, denn er enthält Oligomere Proanthocyanidine, auch oligomere Procyanidine, genannt. Du kennst diesen Stoff sicher unter seinem Abkürzungsbegriff, nämlich: OPC. Oligomere Proanthocyanidine sind in Pflanzen natürlich vorkommende Stoffe, die zur Gruppe der Flavanole gehören und den übergeordneten Polyphenolen zuzuordnen sind. Ich erkläre dir kurz diese beiden Begriffe, da sie immer wieder auftauchen werden.
- Flavanole/Flavonoide: sind universell in Pflanzen als sekundäre Pflanzenstoffe vorhanden, somit auch in der menschlichen Nahrung. Ihnen werden besonders antioxidative Eigenschaften zugeschrieben. Etliche flavonoidhaltige Pflanzen werden auch medizinisch genutzt.
- Natürliche Polyphenole kommen in Pflanzen als sekundäre Pflanzenstoffe vor. Zu den Polyphenolen zählen zahlreiche unterschiedliche Pflanzenstoffe, unter anderem die Farbstoffe der Flavonoide und Anthocyane, Procyanidine, Zimtsäurederivate (die Hydroxyzimtsäuren wie Kaffeesäure und p-Cumarsäure) und Stilbenderivate (etwa Resveratrol). Insgesamt sind über 8000 verschiedene polyphenolische Verbindungen in Pflanzen identifiziert; ihre gemeinsame Vorstufe ist Phenylalanin bzw. dessen Vorläufer Shikimisäure. mehr dazu
Jetzt im Frühling, wenn du die Blüten des Weißdorns bereits schnuppern kannst, ist seine Kraft am größten. Und wie gesagt, er hat eine große Wirkung auf unseren Körper, indem er antioxidativ wirkt und freie Radikale puffert. Und er hat eine positive Wirkung auf dein Herz-Kreislaufsystem. Das bedeutet, dass er die Herztätigkeit verbessert, den Herzmuskel und die Coronararterien mit Blut und Sauerstoff versorgt. Und – ganz wichtig – er reguliert den Blutdruck. Egal ob zu hoch oder zu niedrig, der Weißdorn reguliert ihn.
TIPP: sogar wenn du an den Blüten riechst, nimmt dein Körper über die Nase die Botenstoffe auf, von denen er sofort profitiert.
Wirkung der Blätter, zum Beispiel als Tee oder Tinktur, setzt nach ca. 3 Wochen ein.
Die Rotbuche
Besonders die jungen, eiförmigen Blätter der Rotbuche eignen sich wunderbar durch ihre Gerbstoffe als keimhemmende Kost. Und auch hier wieder Flavonoide und Phenolsäuren, die entzündungshemmend auf deinen Körper wirken. Auch regen die Rotbuchenblätter definitiv deinen Stoffwechsel an.
Die Hainbuche
Auch sie ist ein wertvoller Heilbaum, wenn ihre Inhaltstoffe medizinisch verarbeitet werden. Die Blätter werden gerne in der Gemmotherapie (Form der Phytotherapie ausschließlich mit Knospen) bei Heuschnupfen eingesetzt, aber auch bei chronischem und Reizhusten. Die jungen Blätter und Knospen wirken hier abschwellend auf die Schleimhäute, was ja bei Heuschnupfen sehr wichtig ist.
Foto: @Chibelek via envato.elements
Die Pappeln
Bei der Pappel werden die Knospen und die Blätter verwendet, also muss man früh dran sein, wenn es zu sprießen beginnt. Das Besondere an den Knospen der Silberpappel ist, dass sie mit Propolis (Kittharz der Bienen) überzogen sind. Ihre regenerative Wirkung auf Wunden ist bestätigt. Die Pappel gehört zu den Weidengewächsen, das bedeutet, es ist Salicin (lat. salix = die Weide) enthalten. Also auch hier haben wir eine entzündungshemmende Wirkung. Gleichzeitig aber auch antibakteriell und schmerzlindernd. Du kannst es z.B. auch bei Rheuma einsetzen. Die Blätter sehen übrigens aus wie „Miniahornblätter“.
Die Hasel
Ist sehr stoffwechselanregend und kann zu Blutreinigungskuren angewandt werden. Auch bei Darmproblemen, denn sie enthält Gerbstoffe, ätherische Öle, Kieselsäure und Phenole (s.o.). Die jungen Blättchen der Hasel schmecken obendrein sehr mild und lassen sich sehr gut auch in Smoothies verwenden.
Die Eiche
Sie ist in der Tat ein Heilbaum. Seine Blätter enthalten Katechine, das sind polyphenolische Pflanzenmetaboliten aus der Gruppe der Flavonoide und zählen daher allgemeinhin zu den sekundären Pflanzenstoffen. Sie leiten sich vom Flavan-3-ol ab. Besondere Bedeutung haben sie aufgrund ihres hohen antioxidativen Potenzials. Das ist der Grund, warum du Eichenblätter nicht wie Salat vertilgen solltest, sondern sie bewusst und gezielt einsetzen solltest. Man trinkt ja auch keinen Hustensaft zum Durst löschen… Bei äußerlicher Anwendung wirken die Blätter adstringierend, entzündungshemmend und antiseptisch. Also perfekt z.B. bei Wunden, Ekzemen und auch Hautpilz.
Die Birke
Die weiße Rinde schützt die Birke vor dem Austrocknen. Sie besteht aus einem sekundären Pflanzenfarbstoff, den man Betulin nennt. Ihre auffallende Färbung ist das markanteste Erkennungsmerkmal des bei uns so verbreiteten Laubbaumes. Nur wenige wissen jedoch, dass in der Rinde einige sehr wertvolle Inhaltsstoffe stecken, allen voran eben das Betulin mit einem Anteil von etwa 80 Prozent und die Betulinsäure mit einem Anteil von circa drei Prozent. Dabei wurde die Birkenrinde schon im Mittelalter als Naturheilmittel verwendet, allerdings gab es damals natürlich noch keine detaillierten Erkenntnisse über die Zusammensetzung.
Auf unseren Organismus wirkt dieser Pflanzenfarbstoff entzündungshemmend. Die antientzündlichen, antibakteriellen und regenerierenden Eigenschaften von Betulin sind mittlerweile durch wissenschaftliche Studien nachgewiesen. Es ist auch harntreibend und kann bei Harnwegsentzündungen eingesetzt werden. Auch vorbeugend, zur Durchspülungstherapie, um die Nieren zu schützen. Am besten in Verbindung mit der Brennnessel. Und je mehr die Birke der Sonne ausgesetzt ist, desto mehr entwickelt ihre Rinde eben diesen Pflanzenwirkstoff. Das erkennst du daran, dass die Farbe der Rinde immer weißer wird. Finden wir übrigens bei vielen Pflanzen, die sich gegen zu starke Sonnenstrahlung mit dem weißen Pflanzenfarbstoff schützen.
Foto: @JosieElias via envato.elements
Die Kirsche
Sie ist ein Feinschmeckerbaum. Ihren Stamm erkennst du gut an den Lentizellen. Man nennt sie auch Korkwarzen. Lentizellen sind an Stämmen und Zweigen von Sträuchern oder Bäumen als kleine, rundliche oder längliche Ausstülpungen erkennbar. Sie sind besonders wichtig für Pflanzen in feuchten oder nassen Umgebungen und helfen, den Luftaustausch und den Fluss von Flüssigkeiten durch die Rinde zu ermöglichen. Kirschenblätter regen den Stoffwechsel an. Überhaupt helfen dir Blätter von Obstbäumen dabei, deinen Stoffwechsel anzuregen. Und ihr Obst, siehe Kirsche, belohnt dich dann noch mit seinem Gaumenkitzel. Übrigens brauchst du nicht bis zum Herbst zu warten, um dich an den Blättern der Obstbäume zu erfreuen. Gerade jetzt im Frühjahr haben sie eine milde und frische Komponente. Auch als Faustregel: Bäume, die verzehrbare Früchte tragen, deren Blätter sind immer auch genießbar.
Das war ein kleiner Spaziergang durch unseren essbaren Wald. Und er hat nur die Spitze des Eisberges gezeigt, was uns der Wald an heilender Nahrung zu bieten hat. Beginne dich dafür zu interessieren, denn ich bin mir sicher, du wirst das Wissen darüber noch brauchen in nicht allzu ferner Zukunft.